| # taz.de -- Kenias Präsident William Ruto: Mit Karrieren anderer jonglieren | |
| > William Ruto ist im zweiten Amtsjahr als Präsident Kenias. Dabei muss er | |
| > den Einfluss seines Landes und seinen eigenen Arbeitsplatz sichern. | |
| Bild: William Ruto, Präsident von Kenia | |
| Mitten in seinem zweiten Amtsjahr als Kenias Präsident wird [1][William | |
| Ruto] zum Jongleur. Er muss gleichzeitig den Einfluss seines Landes und den | |
| eigenen Arbeitsplatz sichern. Sollte es Ruto gelingen, die | |
| Herausforderungen der Integration Ostafrikas und die Machtbalance in der | |
| Afrikanischen Union (AU) miteinander auszubalancieren, könnte er es | |
| vermeiden, als erster Präsident Kenias schon nach der ersten Amtszeit | |
| abgewählt zu werden. | |
| Das Jahr 2024 begann mit Drama: William Ruto warf sich in die Lobbyarbeit, | |
| damit sein schärfster innenpolitischer Rivale, Oppositionsführer Raila | |
| Odinga, der nächste Vorsitzende der AU-Kommission wird. | |
| Noch 2022 hatte der alternde [2][Odinga den Sieg Rutos bei Kenias | |
| Präsidentschaftswahl als Fälschung abgelehnt]. Jetzt telefoniert Ruto seine | |
| afrikanischen Amtskollegen ab und empfiehlt ihnen Odinga für den höchsten | |
| politischen Posten, den es in Afrika zu vergeben gibt. Afrikas Staatschefs | |
| befinden darüber Anfang 2025. | |
| Der Vorteil liegt auf der Hand. Wenn Odinga ab 2025 für fünf Jahre die AU | |
| führt, vertritt er Afrika auf der Weltbühne und Ruto ist zugleich bei | |
| Kenias nächsten Wahlen 2027 seinen ärgsten Widersacher los. Denn innerhalb | |
| Kenias befindet sich Rutos Beliebtheit im freien Fall. Die Wirtschaft | |
| schwächelt, die Inflation übersteigt die Toleranzgrenze der Öffentlichkeit. | |
| ## Der Move mit Moskau | |
| Und noch ein Schachzug ist Ruto eingefallen. Er machte den amtierenden | |
| Generalsekretär der ostafrikanischen Regionalorganisation EAC | |
| (Ostafrikanische Gemeinschaft), Peter Mathuki, zum neuen kenianischen | |
| Botschafter in Moskau. Mathuki hat gerade drei seiner fünf Amtsjahre in der | |
| EAC hinter sich und sieht sich mit Forderungen nach Amtsenthebung aus dem | |
| EAC-Parlament konfrontiert, weil er Ausgaben von über 5 Millionen US-Dollar | |
| ohne Genehmigung gebilligt haben soll. Jetzt nimmt Kenias Präsident ihn per | |
| Transfer nach Russland aus der Schusslinie. Ein anderer Kenianer wird die | |
| restlichen zwei Jahre seiner EAC-Amtszeit übernehmen. | |
| Andere Ostafrikaner finden das nicht in Ordnung. Ein Jurist aus Uganda hat | |
| beim EAC-Gerichtshof Klage eingereicht. Das Argument: Den Generalsekretär | |
| beruft der Staatengipfel aller acht EAC-Mitglieder, und nur dieser kann ihn | |
| auch wieder abberufen. | |
| Wie das alles ausgeht, dürfte über Rutos politische Zukunft entscheiden. | |
| Was ist, falls der EAC-Gerichtshof die Versetzung des EAC-Generalsekretärs | |
| für nichtig erklärt und dieser dann zwar im Amt bleiben muss, aber umgehend | |
| vom EAC-Parlament amtsenthoben wird? Kenia ist ohnehin dabei, seinen Status | |
| als Ostafrikas Nummer Eins einzubüßen, zugunsten des neuerdings dynamischen | |
| Tansania. | |
| Was ist, wenn der AU-Staatengipfel 2025 gegen Odinga als | |
| AU-Kommissionsvorsitzenden entscheidet? Denn im Prinzip ist bei der | |
| Besetzung dieses rotierenden Postens jetzt zwar Ostafrika dran, das noch | |
| nie das höchste AU-Amt hielt, während das südliche, westliche, zentrale und | |
| nördliche Afrika alle schon zum Zuge kamen. Aber gerade deswegen gibt es | |
| natürlich ostafrikanische Konkurrenz für Odinga, der Anfang kommenden | |
| Jahres 80 wird. Aufsehen erregt etwa Somalias respektierte | |
| Ex-Außenministerin Fawzia Adam. | |
| Den ersten Punkt machte vergangene Woche Odinga: Auf Drängen Kenias kippten | |
| die AU-Außenminister das Prinzip, wonach sich Männer und Frauen im | |
| AU-Kommissionsvorsitz abwechseln, was Odinga automatisch aus dem Rennen | |
| ausgeschlossen hätte. Aber das heißt noch lange nicht, dass er sich am Ende | |
| gegen Adam durchsetzt. Wird Ruto also Erfolg haben mit seiner Strategie, | |
| innenpolitische Probleme mit Außenpolitik zu übertünchen? | |
| Aus dem Englischen Dominic Johnson | |
| 23 Mar 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| joachim buwembo | |
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