| # taz.de -- Streiks in der Mobilitätsbranche: Die Züge stehen still | |
| > Die Bahn ist mit ihrem Eilantrag gescheitert. Seit Dienstagfrüh bestreikt | |
| > die GDL den Personenverkehr. Auch bei der Lufthansa wird erneut | |
| > gestreikt. | |
| Bild: Ein leeres Gleis am Flughafenbahnhof in Köln | |
| Berlin rtr/afp | Der bundesweite Streik der Lokführer im Fern- und | |
| Nahverkehr hat [1][wie geplant in der Nacht zum Diensta]g begonnen. | |
| Fahrgäste müssen seit zwei Uhr wieder mit erheblichen Einschränkungen | |
| rechnen. Während der 24-stündigen Arbeitsniederlegung soll nach Angaben der | |
| Bahn bundesweit noch ein Grundangebot von 20 Prozent des regulären | |
| Fahrplans im Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr rollen. Es sei mit | |
| erheblichen Einschränkungen zu rechnen, teilte die Bahn mit. Im | |
| Güterverkehr stehen die Züge bereits seit dem Abend still. | |
| Die Bahn war zuvor vor dem Arbeitsgericht Frankfurt mit einem Eilantrag | |
| gegen den Ausstand der in der GDL organisierten Lokführer gescheitert. Die | |
| Berufung wird erst im Laufe des Dienstags verhandelt. | |
| „Das Gericht hat es zum wiederholten Male bestätigt: Die Streiks der GDL | |
| sind verhältnismäßig, zulässig, rechtmäßig und somit geeignet, die | |
| berechtigten Forderungen der Eisenbahnerinnen und Eisenbahner mittels | |
| Arbeitskampf weiter zu verfolgen“, erklärte der GDL-Bundesvorsitzende Claus | |
| Weselsky. | |
| Die Bahn hatte den inzwischen [2][sechsten Arbeitskampf der GDL und den | |
| ersten sogenannten Wellenstreik] hingegen als „unverhältnismäßig“ | |
| bezeichnet. Personalvorstand Martin Seiler sagte, insbesondere der „viel zu | |
| kurze Vorlauf von nur 22 Stunden im Güterverkehr“ sei eine „blanke | |
| Zumutung“. Dem folgte das Gericht nicht. Der Streik sei nicht | |
| unverhältnismäßig, urteilte die vorsitzende Richterin Stephanie Lenze. | |
| ## Kernforderung: 35 statt 38 Stunden pro Woche | |
| Die Bahn hatte bereits Ende vergangenen Jahres einmal versucht, einen | |
| Ausstand zu verhindern. Auch damals war sie vor Gericht gescheitert. Die | |
| Bundesregierung erklärte, sie werde sich aus der Auseinandersetzung beim | |
| Staatskonzern heraushalten. Beide Seiten sollten aber die [3][Auswirkungen | |
| auf die Menschen im Blick haben], sagte Regierungssprecher Steffen | |
| Hebestreit. Das Verkehrsministerium von Minister Volker Wissing betonte, | |
| der Appell richte sich vor allem an die GDL. Nötig sei ein förmliches | |
| Schlichtungsverfahren. Die GDL überspanne den Bogen, sagte ein Sprecher. | |
| Personalvorstand Seiler hatte die Streikankündigung angeprangert. „Diese | |
| Unplanbarkeit des Zugverkehrs ist nicht hinnehmbar. Menschen müssen zur | |
| Arbeit, Waren müssen in die Fabriken, Kohle muss in die Kraftwerke, ohne | |
| die Bahn geht nichts mehr in diesem Land.“ Wer eine Arbeitszeitreduzierung | |
| von 38 auf 35 Stunden fordere und in einem Gesamtpaket 36 Stunden bekommen | |
| könnte, der dürfe nicht das ganze Land lahmlegen. | |
| Florian Weh, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverband MOVE, erklärte | |
| nach der Gerichtsentscheidung: „Wir haben mehrfach betont, dass eine | |
| 35-Stunden-Woche – das ist eine dreistündige Absenkung der heutigen | |
| Arbeitszeit – zu enormen Kapazitätsproblemen im Bahnverkehr führen wird. Es | |
| besteht die Gefahr, dass Züge stehen bleiben.“ | |
| Die GDL hatte für einen Verzicht auf Streiks ein neues und verbessertes | |
| Angebot der Bahn gefordert. Die Bahn wiederum hatte am Wochenende [4][neue | |
| Verhandlungen auf Grundlage eines von Moderatoren in der vorigen | |
| Verhandlungsrunde ausgearbeiteten Konzepts angeboten.] Dieses sah unter | |
| anderem eine Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 36 Stunden mit | |
| vollem Lohnausgleich vor, derzeit sind es 38. Die GDL fordert aber eine | |
| Reduzierung auf 35 Stunden. | |
| ## Auch die Flugbegleiter streiken | |
| GDL-Chef Weselsky hatte vor der Auslandspresse in Berlin gesagt, er sehe | |
| durchaus noch Verhandlungsspielraum bei der Arbeitszeit. So könne man über | |
| die stufenweise und zeitliche Streckung der Einführung der 35-Stunden-Woche | |
| sprechen. Mit anderen Unternehmen hat die GDL dies bis 2028 vereinbart. | |
| „Die 35 Stunden als solches sind eigentlich nicht verhandelbar.“ Er hat | |
| auch Streiks über Ostern nicht ausgeschlossen: „Wir werden nicht sagen, wie | |
| viel wir streiken und bis wann.“ | |
| Parallel zum GDL-Streik haben auch bei der Lufthansa und ihrer | |
| Regionalflugtochter Cityline die Flugbegleiter einen auf zwei Tage | |
| angelegten Streik begonnen. Sie bestreiken am Dienstag die Abflüge von | |
| Frankfurt am Main und dann am Mittwoch die Abflüge von München. Der | |
| Ausstand soll jeweils von 04.00 Uhr bis 23.00 Uhr dauern. | |
| Betroffen sind nach Angaben der Lufthansa am Dienstag in Frankfurt 600 | |
| Flüge und 70.000 Passagiere. Am Mittwoch werden es den Angaben zufolge dann | |
| in München 400 Flüge und 50.000 Passagiere sein. | |
| ## Verhandlungen im ÖPNV gescheitert | |
| Aufgerufen zu dem Streik hat die Gewerkschaft UFO (Unabhängige | |
| Flugbegleiter Organisation). Sie fordert unter Verweis auf den Rekordgewinn | |
| der Lufthansa von knapp 1,7 Milliarden Euro 15 Prozent mehr Lohn bei 18 | |
| Monaten Laufzeit, 3.000 Euro Inflationsausgleichsprämie und höhere Zulagen. | |
| Zudem will die Gewerkschaft erreichen, dass eine zweite, niedrige | |
| Vergütungstabelle bei Lufthansa Cityline „rückabgewickelt“ wird. | |
| Am Donnerstag und Freitag erst [5][hatte das Bodenpersonal der Lufthansa | |
| erneut gestreikt]. Die Airline konnte an beiden Tagen nur etwa 10 bis 20 | |
| Prozent des Flugprogramms anbieten. | |
| Am Dienstagmorgen erklärte zudem Verdi NRW die [6][Tarifverhandlungen über | |
| die Arbeitsbedingungen der rund 30.000 Beschäftigten in den kommunalen | |
| Verkehrsbetrieben] für gescheitert. Das sagte Verdi-Nahverkehrsexperte | |
| Peter Büddicker am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. | |
| 12 Mar 2024 | |
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