| # taz.de -- Gericht stoppt Regionalplan: Schub für Windkraft im Norden? | |
| > Das Bundesverwaltungsgericht hat Schleswig-Holsteins Regionalplan für den | |
| > Bau von Windrädern aufgehoben. Das könnte den Ausbau von Windparks | |
| > erleichtern. | |
| Bild: Da hat's geklappt mit der Genehmigung: Windräder auf einer Weide bei Reu… | |
| Rendsburg taz | Einer von drei Regionalplänen, mit dem Schleswig-Holsteins | |
| schwarz-grüne Landesregierung den Ausbau von Windparks steuern will, gilt | |
| nicht mehr: Das Bundesverwaltungsgericht hat ein Urteil des | |
| Oberverwaltungsgerichts in Schleswig bestätigt, das diesen Plan bereits im | |
| März vergangenen Jahres gekippt hatte. Damit ist für den nördlichsten Teil | |
| des Landes die bisherige Planung aufgehoben. | |
| Betroffen sind die Stadt Flensburg sowie die Kreise Schleswig-Flensburg und | |
| Nordfriesland, wo einige der windreichsten Regionen des Landes liegen. Die | |
| schwarz-grüne Landesregierung will „mit Hochdruck“ neue Regeln aufstellen. | |
| Doch der Plan-lose Zustand könnte sogar einen Schub für die [1][Windkraft] | |
| bedeuten, hofft zumindest der Landesverband für erneuerbare Energien (LEE | |
| SH). | |
| Im nördlichen Schleswig-Holstein stehen bereits zahlreiche Mühlen. Daher | |
| sei es kaum möglich gewesen, die Genehmigung für den Bau weiterer Anlagen | |
| zu erhalten, sagt Marcus Hrach, Geschäftsführer des LEE SH. Schließlich | |
| hatte die Landesplanung nur bestimmte Gebiete für Windkraft vorgesehen. | |
| Eben deshalb biete die aktuelle Lage eine Chance. Denn der Ausbau von | |
| Windkraft gilt inzwischen als „privilegierte Nutzung“, wenn keine anderen | |
| Interessen wie Lärm- oder Naturschutz betroffen sind. „Durch die jetzt | |
| geltende Privilegierung können im Planungsraum Anlagen genehmigt werden, | |
| noch bevor die nächste Regionalplanung abgeschlossen ist“, sagt Hrach. | |
| ## Regeln auch ohne gültigen Regionalplan | |
| Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) bestätigt: Statt nur auf den | |
| Flächen, die das Land mit seiner Planung dafür festlegen wollte, sei „die | |
| Nutzung der Windenergie nun vorübergehend im gesamten Planungsraum | |
| zulässig“. Sie findet dieses Ergebnis bedauerlich. „Nun tritt ein, was wir | |
| unbedingt vermeiden wollten“, erklärte die Ministerin, deren Haus die | |
| Regionalpläne geschrieben hatte. Gegen alle drei hatte es Klagen gegeben, | |
| sowohl um mehr Mühlen zu bauen als auch, um welche zu verhindern. | |
| Zuständig für die Prüfung und Genehmigung von Anträgen für neue Mühlen ist | |
| das Landesamt für Umwelt (LfU) in Flintbek. Auf die Behörde werde nun mehr | |
| Arbeit zukommen, erwartet Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne). Er | |
| appelliere „an alle Antragsteller, nur sehr reife Neuanträge einzureichen, | |
| um das hohe Bearbeitungstempo nicht zu gefährden, das wir derzeit in | |
| Schleswig-Holstein haben“. | |
| Schon einmal war dem Land seine [2][Regionalplanung] geplatzt, in der Folge | |
| gab es eine lange Pause. Erst seit wenigen Jahren werden wieder in höherem | |
| Tempo neue Anlagen genehmigt und gebaut. | |
| Auch ohne gültigen Regionalplan gelten einige Regeln, darauf weist die | |
| Landesregierung hin. So dürfen Windkraftanlagen nicht zu dicht an | |
| Wohnhäusern gebaut werden, auch Straßen, Flugplätze, | |
| Hochspannungsleitungen, Natur- und Wasserschutzgebiete, Wälder sowie der | |
| [3][Nationalpark Wattenmeer] fallen für die Windenergienutzung aus. Auf der | |
| restlichen Fläche seien ohnehin schon mehrere Parks geplant, sagte | |
| Innenministerin Sütterlin-Waack. | |
| Ihr Kabinettskollege Goldschmidt betonte: „[4][Windenergie bedeutet | |
| Klimaschutz], aber eben auch Eingriffe in Landschaft und Natur. Umso | |
| genauer werden wir bei den Genehmigungen hinschauen.“ Parallel werde ein | |
| neuer Plan entworfen, der bis 2027 fertig sein solle. | |
| Viel zu spät, kritisiert Oppositionsführerin Serpil Midyatli (SPD): „Der | |
| Zeitrahmen ist ein Witz.“ Denn das Urteil, eine „Klatsche“ für die | |
| Regierung, sei absehbar gewesen, die Untätigkeit der Ministerin ein | |
| „Skandal“. Nun drohe Wildwuchs, also „genau das Szenario, was wir in den | |
| vergangenen zwei Jahrzehnten parteiübergreifend verhindern wollten“, warnt | |
| Midyatli. Sie und der energiepolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Marc | |
| Timmer, fordern nun, dass die Regierung mit einem „Kraftakt“ schnell neue | |
| Pläne erstelle. | |
| Auch Marcus Hrach fordert, dass die Landesplanung schnellstens eine neue | |
| Flächenplanung für die Windenergie vorlegen solle. Zwei Punkte sollen dabei | |
| im Zentrum stehen: Die Planung müsse rechtssicher sein und sie müsse das | |
| [5][Ziel der Klimaneutralität] bis 2040 mitdenken. | |
| 13 Mar 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Windkraft/!t5010089 | |
| [2] /Schleswig-Holsteins-Regionalplanung/!5981659 | |
| [3] /Nationalpark-Wattenmeer/!t5368246 | |
| [4] /Hohe-Emissionen-wegen-Duerre/!5995600 | |
| [5] /Windkraftanlagen-im-Meer/!5985779 | |
| ## AUTOREN | |
| Esther Geißlinger | |
| ## TAGS | |
| Schleswig-Holstein | |
| Windkraft | |
| Schwerpunkt Klimawandel | |
| Windräder | |
| Windparks | |
| Erneuerbare Energien | |
| Energiewende | |
| Niedersachsen | |
| Schwerpunkt Klimawandel | |
| Windkraft | |
| Bayern | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Energiewende in Schleswig-Holstein: Mehr Windkraft ist möglich | |
| Schleswig-Holstein will die Fläche für Windkraft vergrößern und das erste | |
| energieneutrale Industrieland werden. Kommunen kriegen mehr | |
| Mitspracherecht. | |
| Streit um Windkraftanlagen bei Lüneburg: Windkraft stört Waldesruh | |
| In den Wäldern bei Lüneburg sollen Windkraftanlagen errichtet werden. Die | |
| Umweltverbände sind dagegen. Stadt und Landkreis mangelt es an | |
| Alternativen. | |
| Niedersachsen startet Windenergie-Ausbau: Ausgleichszahlungen für Anwohner | |
| Niedersachsen will mehr Windräder aufstellen. Um die Akzeptanz zu erhöhen, | |
| sollen die Betreiber Kommunen und Anwohner finanziell beteiligen. | |
| Hohe Emissionen wegen Dürre: CO₂-Rekord wegen Diesel und Kohle | |
| Es liegt an der globalen Trockenheit und am Wachstum Chinas: Die | |
| CO₂-Emissionen im Energiebereich haben 2023 erneut zugenommen. Nicht zum | |
| letzten Mal. | |
| Windkraftanlagen im Meer: Ausbauziele in Gefahr | |
| Die Windenergie auf See muss sehr viel stärker wachsen. Sonst werden die | |
| Vorgaben der Bundesregierung nicht erreicht, mahnen Branchenverbände. | |
| Daten der Bundesnetzagentur: Bayern top bei erneuerbarer Energie | |
| Der Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland gewinnt an Fahrt. Anschub | |
| gibt es vor allem aus Bayern, wobei ein Energieträger dort klar dominiert. |