# taz.de -- Seenotrettung im Mittelmeer: „Sea-Watch 5“ festgesetzt | |
> Italien hat die „Sea-Watch 5“ festgesetzt, nachdem es 56 Menschen | |
> gerettet und an Land gebracht hat. Davor war ein 17-Jähriger an Bord | |
> gestorben. | |
Bild: Auch dem deutschen Rettungsschiff „Sea-Eye 4“, hier auf einem Bild vo… | |
Frankfurt a.M./Reggio Calabria epd/dpa | Nach der Rettung von 56 Menschen | |
aus Seenot im Mittelmeer ist die [1][„Sea-Watch5“] in Italien festgesetzt | |
worden. Die Behörden hätten eine Festsetzung für 20 Tage angeordnet, teilte | |
die Betreiberorganisation Sea-Watch am Samstagabend im sozialen Netzwerk X | |
mit. Das Schiff habe nach politischem und medialem Druck am Freitag in | |
Pozzalla auf Sizilien anlegen können, nachdem Italien ihm zuvor den mehr | |
als 1.500 Kilometer entfernten Hafen von Ravenna zugewiesen habe. | |
Die Begründung für die Festsetzung wies Sea-Watch zurück. „Die Festsetzung | |
der ‚Sea-Watch 5‘ ist ein rein politisches Manöver“, erklärte Sprecher | |
Oliver Kulikowski. „Italien scheint jedes Mittel recht zu sein, um von | |
seiner unterlassenen Hilfeleistung abzulenken.“ Sea-Watch kündigte an, die | |
Entscheidung gerichtlich anzufechten. | |
Die Helfer hatten zuvor den Tod eines 17-Jährigen an Bord des Schiffes | |
beklagt, der am Mittwoch aus Seenot gerettet worden war. Italien, Malta und | |
Tunesien hätten trotz entsprechender Bitten keine medizinische Evakuierung | |
eingeleitet. Vier weitere Personen in kritischem Zustand seien erst nach | |
neun Stunden aufs italienische Festland gebracht worden. | |
## „Sinnfreie Anweisung“ | |
Unterdessen brachte die [2][„Geo Barents“] in der Nacht zum Sonntag 132 | |
Gerettete nach Civitavecchia nördlich von Rom. Ebenso viele weitere müssten | |
aber auf Anweisung der italienischen Behörden an Bord bleiben und dürften | |
erst in Genua in Norditalien an Land gehen, erklärte die | |
Betreibberorganisation „Ärzte ohne Grenzen“. Diese sinnfreie Anweisung | |
zwinge unter anderem Kinder unter drei Jahren und zwei Personen, die | |
dringend medizinische Versorgung bräuchten, bei rauem Seegang zum Verbleib | |
an Bord. | |
Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. 2023 | |
kamen laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mehr als | |
3.000 Menschen bei der Überfahrt ums Leben oder sie werden vermisst. Seit | |
Beginn dieses Jahres sind es demnach bereits mehr als 250. Die Dunkelziffer | |
liegt vermutlich weit höher. | |
Die deutsche [3][Hilfsorganisation Sea-Eye] brachte derweil 144 | |
Bootsflüchtlinge aus dem Mittelmeer in den Hafen der süditalienischen Stadt | |
Reggio Calabria. Das Schiff „Sea-Eye 4“ landete am Sonntag nach einem | |
zweieinhalbwöchigen Einsatz in der Stadt an der Meerenge zwischen Sizilien | |
und dem italienischen Festland. Nach Angaben eines Sprechers stammen die | |
meisten Migranten aus Syrien und Somalia. Sie waren in den vergangenen | |
Tagen aus Booten aufgegriffen worden, die sich aus Afrika auf den | |
gefährlichen Weg übers Mittelmeer nach Europa gemacht hatten. | |
Die italienischen Behörden prüfen nun das weitere Vorgehen. Insgesamt | |
handelt es sich um Migranten aus 14 Ländern. Die Flüchtlinge sollen nach | |
Angaben der zuständigen Präfektur auf verschiedene Aufnahmezentren verteilt | |
werden. Zudem geht es um die Frage, ob das Schiff im Hafen festgesetzt | |
wird, wie es bei früheren Einsätzen bereits häufiger geschah. Ursprünglich | |
hatten die italienischen Behörden der „Sea-Eye 4“ die viel weiter entfernte | |
Stadt Ancona an der Adria als Hafen zugewiesen. | |
10 Mar 2024 | |
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