# taz.de -- Strategien gegen Hasskriminalität: Damit Queers sicher sind | |
> Ein Runder Tisch soll für Berlin eine Strategie gegen Queerfeindlichkeit | |
> erarbeiten. Die Zahl der LGBTQIA* feindlichen Hasstaten steigt seit | |
> Jahren. | |
Bild: Regenbogenflaggen reichen nicht: Im Roten Rathaus wird über Strategien g… | |
BERLIN taz | „Wenn wir mit der Person, die wir lieben, Hand in Hand über | |
die Straße gehen, dann ist das Erste, woran wir denken, Angst“, sagt | |
Alfonso Pantisano, der erste Queerbeauftrage des Senats zu den Dutzenden | |
gespannt lauschenden Personen, die sich am Dienstagnachmittag im | |
prunkvollen Wappensaal des Roten Rathauses in Berlin-Mitte versammelt | |
haben. Der Grund für die Angst: Queerfeindlichkeit. | |
Genau diese soll in der neuen Landesstrategie für queere Sicherheit | |
tiefergehend bekämpft werden. Dafür hat an diesem Nachmittag die | |
Auftaktveranstaltung für einen runden Tisch stattgefunden, der Kern der | |
neuen Strategie sein soll. 36 Vertreter*innen von Zivilgesellschaft, | |
Verwaltung und verschiedenen Verbänden wollen ab jetzt einmal im Quartal | |
zusammenkommen, um neue Strategien zu besprechen. | |
Unter Leitung von Pantisano soll der Runde Tisch in zwölf verschiedenen | |
Arbeitsfeldern die neue Landesstrategie erarbeiten. Beispiele sind der ÖPNV | |
oder das Gesundheitswesen. Denn besonders hier sähen sich queere Personen | |
noch immer mit Feindlichkeit konfrontiert, betont Pantisano. | |
Diese bittere Realität wird bei der Auftaktsveranstaltung durch Fakten des | |
Berliner Monitoring für trans- und homophobe Gewalt unterstrichen. Demnach | |
[1][steigt die Zahl der LGBTQIA* feindlich motivierten Hasstaten] seit | |
Jahren an. Selbst die Einschränkungen der Coronapandemie haben diesen Trend | |
nicht gestoppt. | |
## Stadtgesellschaft soll einbezogen werden | |
Probleme erkennen, Maßnahmen bewerten und neue Strategien entwickeln: So | |
lautet das Ziel des runden Tisches. „Wir wollen das Programm partizipativ | |
mit der Stadtgesellschaft entwicklen“, betont Max Landero, Staatssekretär | |
für Antidiskriminierung und Vielfalt (SPD), zu Beginn der Veranstaltung. Im | |
Juni 2025 sollen erste Zwischenergebnisse präsentiert werden. Ende 2025 | |
wolle der Senat die neue Landesstrategie verabschieden. | |
Auch verschiedene mögliche Querschnittsthemen des runden Tisches werden bei | |
der Veranstaltung präsentiert. Eine besonders wichtige Perspektive soll | |
eine intersektionale sein: „Diskriminierungserfahrungen, die queere | |
Menschen im Gesundheitswesen machen, sind schlimm“, betont Pantisano. Er | |
wolle jedoch auch daran erinnern, dass solche Erfahrungen immer noch | |
drastischer werden, wenn Personen nicht als weiß gelesen werden. | |
Im Wappensaal des Roten Rathaus ist nun Zeit, Fragen zu stellen. „Werden | |
auch die Stimmen queerer Geflüchteter mitgehört?“, fragt eine Person. | |
„Natürlich“, antwortet Pantisano. Es könne kein sicheres, queeres Berlin | |
geben, wenn die Sicherheit queerer Geflüchteter nicht mitgemeint ist. Aus | |
einer anderen Ecke kommt die Anregung, sich nicht einfach als offen und | |
Raum für alle aus der Community zu labeln, das genüge nicht. Personen mit | |
den unterschiedlichsten Lebensrealitäten müssten aktiv mobilisiert werden, | |
um wirkliche Repräsentanz sicherzustellen. | |
## Sicherheit im ÖPNV ein Problem | |
Dass es darum geht, aktiv bestehende Strukturen zu ändern, zeigt sich auch | |
an der Toilettensituation im Roten Rathaus. Zu Beginn der Veranstaltung | |
sind die binären, also in „männlich“ und „weiblich“ gedachten | |
Toilettenschilder mit dem Aufdruck „All-Gender Toilette“ überklebt. Als die | |
Veranstaltung vom Vortrag zur Vernetzung bei einer Tasse Kaffee übergeht, | |
sind die überklebten Schilder schon wieder ab. Übrig bleiben die binär | |
gedachten Schilder, wie an jedem anderen Tag im Roten Rathaus. | |
Teilnehmerin Silke Radosh-Hinder findet den runden Tisch trotzdem eine | |
großartige Initiative. Sie habe Kontakt mit queeren Aktivist*innen aus | |
Ghana, wo ein neues queerfeindliches Gesetz verabschiedet wurde, erzählt | |
sie. Dass in Berlin von politischer Seite über den Schutz queerer Menschen | |
gesprochen wird, fände sie darum sehr gut. Auch Lars Bergmann ist angetan | |
von der Veranstaltung und regt an, das Thema über die Stadtgrenzen Berlins | |
hinauszudenken. „Spätestens beim Thema ÖPNV ist das nötig.“ | |
20 Mar 2024 | |
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[1] /LGBTIQ-in-Deutschland/!5961579 | |
## AUTOREN | |
Max Leyendecker | |
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