# taz.de -- Neues Freihandelsabkommen: EU sichert sich Chiles Rohstoffe | |
> Trotz Kritik stimmte das EU-Parlament für den Vertrag. Gegner:innen | |
> bemängeln den Investitionsschutz und zu weiche Auflagen im Umweltschutz. | |
Bild: Solebecken einer Lithium-Mine in der Atacama-Wüste in Chile | |
berlin taz | Das EU-Parlament hat am Donnerstag mit einer klaren Mehrheit | |
sowohl für das vorläufige Freihandelsabkommen als auch für ein neues | |
Rahmenabkommen mit Chile gestimmt. Europa erhofft sich davon einen besseren | |
Zugang zu Lithium, Kupfer und Wasserstoff, die für die grüne Transformation | |
der Wirtschaft und den europäischen Ausbau der Elektromobilität | |
entscheidend sind. Denn Chile hat die weltweit größten Lithium- und | |
Kupfervorkommen und viel Potenzial für die Herstellung von grünem | |
Wasserstoff. | |
Ein bereits seit 2003 gültiges Abkommen wird durch ein neues ersetzt, das | |
aus zwei Teilen besteht. Zum einen gibt es einen Rahmenvertrag, den noch | |
alle Mitgliedstaaten ratifizieren müssen. Da dies Jahre dauert, wurde ein | |
Interimsabkommen geschlossen, das nur den Handel betrifft, um die | |
Liberalisierung zu beschleunigen. Dieses muss nur von den Parlamenten der | |
EU und Chiles angenommen werden. Es ist zu erwarten, dass auch der Rat | |
zustimmen wird. | |
Deutschland befürwortet das neue Abkommen: „Chile ist ein verlässlicher | |
Partner in Südamerika und ein Zukunftsmarkt für erneuerbare Energien“, | |
sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Mit dem Abkommen werden 95 | |
Prozent des Handels von Zöllen befreit, die EU-Exporte nach Chile werden zu | |
99,9 Prozent zollfrei. Ausnahmen gibt es nur noch bei Zucker. Chile | |
profitiert im Gegenzug beim Export von Lebensmitteln nach Europa, etwa von | |
Olivenöl und Fleisch. Das Rahmenabkommen beinhaltet außerdem Kapitel zur | |
Geschlechtergleichstellung und Nachhaltigkeit. | |
Allerdings sind die Passagen nicht einklagbar. Das sorgt für Kritik. Zudem | |
gibt es im Abkommen Investitionsschutzregeln, die gemäß einer Studie des | |
Umweltinstituts München eine erhebliche Gefahr für Umwelt- und Klimaschutz | |
darstellen. Ausländische Investor:innen könnten einen Klageweg | |
beschreiten, der sie strukturell begünstigt und der anderen | |
gesellschaftlichen Gruppen verschlossen bleibt. „Der Vertrag macht unser | |
Land zu einer Kolonie“, schreibt das chilenische Bündnis aus über 100 | |
Organisationen „Chile mejor sin TLC“ (Chile ist besser ohne Freihandel). Es | |
handle sich dabei um „Energiekolonialismus“. | |
29 Feb 2024 | |
## AUTOREN | |
Carlo Mariani | |
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