| # taz.de -- „Das letzte Feuer“ im Theater Bremen: Bildhübsch – und kaum … | |
| > Am Theater Bremen legt Alize Zandwijk eine Schneedecke über „Das letzte | |
| > Feuer“ von Dea Loher. Behaglicher wird die Tragödie dadurch allerdings | |
| > nicht. | |
| Bild: Kein Stück für gute Laune: Dea Lohers „Das letzte Feuer“ in Bremen | |
| Bremen taz | Das Kind ist tot, die Welt steht still: in Dea Lohers | |
| [1][Erfolgsstück] „Das letzte Feuer“ nicht nur für die Eltern, sondern | |
| sogar gleich für alle. Da wäre die Polizistin, die das Kind überfährt, weil | |
| sie sich einem Terroristen auf der Spur wähnt. Tatsächlich hat sie einen | |
| führerscheinlosen Hallodri gejagt, der sich heute genau so sehr die Schuld | |
| gibt wie Frau Karoline, der das Auto eigentlich gehört – und die es dem | |
| Fahrer stillschweigend überlassen hatte. | |
| Hier sind noch ein paar andere Figuren verstrickt, und die das ohnehin | |
| beklemmende Bild noch erweitern um Krebs, Demenz, Traumata, Gewalt und | |
| allerlei zwischenmenschliche Grausamkeiten. Nein, fröhlich wird’s an diesem | |
| Theaterabend nun wirklich nicht, aber das ist auch kein Wunder bei diesem | |
| Stoff. | |
| Überraschungen bleiben in Alize Zandwijks [2][Inszenierung am Bremer | |
| Theater] auch sonst die große Ausnahme. In ihrer unverwechselbaren | |
| Handschrift überführt die Regisseurin das ohnehin streng durchkonstruierte | |
| Figurenensemble in ein statisches Bild, eine Schneelandschaft mit einigen | |
| wenigen Requisiten aus „alten Zeiten“: Einen hölzernen Schlitten gibt es, | |
| ein Paar Gummistiefel, einen alten Ofen. | |
| Es ist zu unbestimmt, um entlastenden Kontext zu stiften, trieft dafür aber | |
| geradezu vor Nostalgie, Trauer und Wehmut, aus denen [3][Matti Webers Musik | |
| vom Bühnenrand] her noch die letzten Gemeinheiten herauskitzelt. | |
| ## Gemächlich in den Abgrund | |
| So dreht sich alles im Kreis, oder vielmehr: Es rollt in einer | |
| Abwärtsspirale ganz gemächlich der Katastrophe entgegen. | |
| Der Unfall selbst ist schon einige Zeit her und wird auf der Bühne auch nur | |
| indirekt erzählt. Aber er drängt immer wieder an die Oberfläche, dieser Tag | |
| im August, nicht zuletzt, weil Irene Kleinschmidt als beklemmend | |
| lebensechte Demenzkranke immer wieder fragt, wo denn eigentlich der kleine | |
| Edgar stecke. „Was, tot? Warum?“ Dass der Tod des Kindes keinen Sinn hat, | |
| ist allen so klar, wie es die schicksalhaften Strippen sind, an denen er | |
| eben doch bei jeder und jedem zieht und zuppelt. | |
| Schauspielerisch ist der Abend grandios. Nicht nur wegen der emotionalen | |
| Tiefen, die hier ganz besonders [4][Nadine Geyersbach] und Guido Gallmann | |
| miteinander ausloten, sondern auch, weil das wirklich anspruchsvolle Tempo | |
| läuft, sich immer wieder wunderschöne szenische Miniaturen aus dem | |
| scheinbar endlosen Trauersprech entwickeln, nur um wieder pulverisiert und | |
| folgenlos aufzugehen im Schneegestöber. Wunderschön und folgenlos, das gilt | |
| im Guten wie im Schlechten wohl für den ganzen Abend. | |
| 3 Mar 2024 | |
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| [2] https://theaterbremen.de/de_DE/programm/das-letzte-feuer.1355081 | |
| [3] /Premiere-am-Theater-Bremen/!5779799 | |
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| ## AUTOREN | |
| Jan-Paul Koopmann | |
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