| # taz.de -- Keine Subventionen für Photovoltaik: Solarfabrik in Sachsen macht … | |
| > Es gibt keine Subventionen für die Photovoltaikbranche. Deshalb schließt | |
| > Hersteller Meyer Burger sein Werk in Freiberg – und geht in die USA. | |
| Bild: Das gibt es nicht mehr: Produktion von Solarmodulen in Freiberg | |
| Dresden/Freiberg taz | Die größte [1][Solarmodulfabrik Europas] wird | |
| offenbar endgültig geschlossen. Hersteller Meyer Burger teilte am | |
| Donnerstag mit, bereits vor zwei Tagen sei die [2][Produktion im Werk im | |
| sächsischen Freiberg] mit 500 Mitarbeiter:innen gestoppt worden. Im | |
| April soll die Schließung folgen. | |
| Zuvor hatte Meyer Burger die Bundesregierung unter Druck gesetzt. Gunter | |
| Erfurt, Geschäftsführer des Unternehmens, hatte bereits im Januar | |
| angekündigt, er bereite die Schließung vor. Allerdings ließe sich das | |
| abwenden, wenn der Bund „faire Wettbewerbsbedingungen“ herstelle. Im | |
| Klartext: [3][der Staat solle die Solarproduktion finanziell fördern], | |
| damit diese mit den niedrigen Preisen der Konkurrenz aus Asien mithalten | |
| kann. Das würde die „aktuellen Marktverzerrungen durch [4][Überangebot und | |
| Dumpingpreise] bei Solarmodulen“ ausgleichen, argumentiert Erfurt. | |
| Statt in Sachsen will Meyer Burger nun verstärkt in den USA produzieren. | |
| Dort fördern staatliche Programme wie der 400 Milliarden Dollar schwere | |
| Inflation Reduction Act die klimafreundliche Transformation. Am Donnerstag | |
| gab das Unternehmen mit Sitz in der Schweiz bekannt, 2023 über 300 | |
| Millionen Euro Verlust eingefahren zu haben. Eine Schließung der | |
| Produktionsstätte in Sachsen sei deshalb notwendig. | |
| Etwa 90 Prozent des globalen Solarmarktes beherrschen staatliche Firmen aus | |
| China. Laut Meyer Burger bekommen diese von der chinesischen Regierung so | |
| viel Geld, dass sie zu Preisen anbieten können, die unter den | |
| Produktionskosten liegen. | |
| ## Geopolitisches Argument für Beihilfen | |
| Die Bundesregierung konnte sich bislang nicht zu einer Subventionierung | |
| durchringen. Zwar sprachen sich Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck | |
| (Grüne) und auch die SPD wiederholt dafür aus, die Solarwirtschaft in | |
| Deutschland zu unterstützen. „Solarprodukte aus Deutschland erfüllen | |
| Ansprüche, die andere nicht erfüllen. Zum Beispiel verzichten Hersteller in | |
| Deutschland oft auf Giftstoffe oder haben einen hohen Wirkungsgrad“, sagte | |
| er schon im vergangenen Dezember in einem Interview. Für ihn sei das ein | |
| Grund, „in den Markt einzugreifen“. | |
| Es gibt auch ein geopolitisches Argument: Die Produktion und das Know-how | |
| für Solaranlagen auch weiterhin in Deutschland zu haben, biete Sicherheit – | |
| und diese Sicherheit habe ihren Preis, so Habeck. | |
| Die Ampel ist sich jedoch nicht einig über Hilfen für die Branche. Zwar ist | |
| ein sogenannter [5][Resilienzbonus], der Deutschland unabhängiger von | |
| Importen machen soll, im Solarpaket 1 geplant. Er soll die | |
| Einspeisevergütung für Erzeuger von Solarstrom erhöhen, die Produkte aus | |
| Europa kaufen. | |
| Aber das Paket ist immer noch nicht vom Bundestag verabschiedet. Der Grund: | |
| Die FDP ist dagegen. Sie sieht in Subventionen eine Marktverzerrung, die | |
| Solaranlagen teurer macht. Es gibt auch die Sorge, dass dauerhaft Beihilfen | |
| nötig sein könnten, weil deutsche Unternehmen sich auf dem Solarmarkt nicht | |
| durchsetzen können. Die Arbeitskosten in anderen Ländern seien einfach | |
| niedriger. | |
| ## Werben für Subventionen in Berlin | |
| Die Fabrik von Meyer Burger liegt im Landkreis Mittelsachsen, den Landrat | |
| Dirk Neubauer (parteilos) regiert. Er engagiert sich nicht nur aus | |
| lokalpolitischen Gründen für das Werk. Auch Neubauer pocht auf die | |
| energiepolitische Unabhängigkeit Deutschlands. Er glaubt aber auch, wenn | |
| Meyer Burger aus Freiberg verschwinde, komme auch kein weiteres Unternehmen | |
| nach. | |
| Neubauer hat in Berlin viel für die Subventionen für Freiberg geworben, er | |
| war mehrfach da. Für ihn ist klar: „Die Einzigen, die da im Weg stehen, | |
| sind von der FDP.“ Die Partei stehe den Beihilfen aus „ideologischen | |
| Gründen“ im Weg, „hier geht es nicht um Fakten“, schimpft Neubauer. | |
| Auch zu Gunter Erfurt hat Neubauer Kontakt. So gut wie jeden Tag würde er | |
| mit dem Chef von Meyer Burger telefonieren, „in keinem anderen Unternehmen | |
| des Landkreises brennt es gerade so.“ | |
| 15 Mar 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| David Muschenich | |
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