| # taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: US-Veto gegen Waffenruhe | |
| > Im Weltsicherheitsrat scheitert eine Resolution für eine sofortige | |
| > Waffenruhe in Gaza. US-Regierung: Verhandlungen nicht gefährden. | |
| Bild: Fordern nicht nur diese palästinensischen Demonstrierenden in New York, … | |
| ## UN-Sicherheitsrat: Veto gegen Gaza-Feuerpause | |
| Die USA haben im UN-Sicherheitsrat ein Veto gegen eine Resolution | |
| eingelegt, in der eine sofortige Waffenruhe im Gazastreifen gefordert wird. | |
| Der von Algerien vorgelegte Text erhielt am Dienstag in New York 13 | |
| Ja-Stimmen, eine Nein-Stimme und eine Enthaltung von Großbritannien. Der | |
| Text sah eine „sofortige humanitäre Feuerpause“ vor, „die von allen | |
| Parteien respektiert werden“ müsse. Er beinhaltete zudem die Freilassung | |
| aller Geiseln, verurteilte jedoch nicht den beispiellosen Angriff der | |
| islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober. | |
| „Wir können keine Resolution unterstützen, die die sensiblen Verhandlungen | |
| gefährden würde“, sagte Washingtons UN-Botschafterin Linda | |
| Thomas-Greenfield. Sie sprach sich stattdessen für eine alternative, von | |
| den USA ausgearbeitete Resolution aus. Darin wird unter anderem eine | |
| „temporäre Feuerpause“ im Gazastreifen befürwortet, „sobald dies machbar | |
| ist“. | |
| Die Abstimmung erfolgte zu einem Zeitpunkt, an dem Israel im Kampf gegen | |
| die Hamas einen Einsatz in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens | |
| vorbereitet. In Rafah an der Grenze zu Ägypten haben rund 1,4 Millionen | |
| Palästinenser Zuflucht vor den Kämpfen gesucht. Etliche Länder, darunter | |
| auch Israels engster Verbündeter USA, fordern daher einen Verzicht auf die | |
| Offensive. | |
| Ausgelöst worden war der Krieg zwischen Israel und der Hamas durch den | |
| beispiellosen Angriff der islamistischen Palästinenserorganisation auf | |
| Israel am 7. Oktober. Kämpfer der von der EU und den USA als | |
| Terrororganisation eingestuften Hamas waren damals nach Israel eingedrungen | |
| und hatten dort Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt. Israelischen | |
| Angaben zufolge wurden dabei etwa 1160 Menschen getötet und rund 250 als | |
| Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. | |
| Israel hat als Reaktion auf den Angriff der Hamas deren Vernichtung als | |
| Ziel ausgegeben. Bei dem massiven Militäreinsatz im Gazastreifen wurden | |
| nach jüngsten Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen | |
| lassen, mehr als 29.100 Menschen getötet. (afp) | |
| ## Prinz William ruft zu Ende von Kämpfen im Gazastreifen auf | |
| Der britische Prinz William hat sich überraschend zum Gaza-Krieg geäußert. | |
| Der Thronfolger rief am Dienstag zu einem schnellstmöglichen Ende der | |
| Kämpfe im Gazastreifen auf. Eine Mitteilung, die auf der Plattform X | |
| veröffentlicht wurde, verwies auf „schreckliche menschliche Kosten“ seit | |
| dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober. Zudem stand darin, | |
| dass es einen „dringenden Bedarf an verstärkter humanitärer Unterstützung | |
| für Gaza“ gebe. | |
| Der Schriftzug der Mitteilung war weiß auf schwarzem Hintergrund. William | |
| forderte in seiner Stellungnahme keine sofortige Waffenruhe. Das britische | |
| Unterhaus soll am (morgigen) Mittwoch über das Thema abstimmen. | |
| Es ist ungewöhnlich, dass sich Mitglieder des britischen Königshauses zu | |
| einem heiklen Thema wie dem Gaza-Krieg äußern – weil befürchtet wird, sie | |
| würden dann in politische Debatten hineingezogen. William wählte allerdings | |
| eine vorsichtige Sprache in seiner Stellungnahme. Diese war mit dem | |
| britischen Außenministerium abgesprochen. (ap) | |
| ## Lieferung von Lebensmitteln vorübergehend ausgesetzt | |
| Das UN-Welternährungsprogramm (WFP) hat die Lieferung von Lebensmitteln in | |
| den Norden des Gazastreifens vorübergehend ausgesetzt. Man werde die | |
| Lieferungen erst wieder aufnehmen, wenn die Bedingungen für eine sicherere | |
| Verteilung gegeben seien, teilte das WFP am Dienstag mit. Die Entscheidung | |
| sei den Verantwortlichen nicht leicht gefallen. „Allerdings muss die | |
| Sicherheit für die Lieferung der Nahrungsmittel und für die Menschen, die | |
| sie erhalten, gewährleistet sein.“ | |
| Nach einer dreiwöchigen Pause hat das WFP am Sonntag die Lieferungen in den | |
| Norden des abgeriegelten Küstenstreifens wieder aufgenommen. Seitdem kam es | |
| allerdings zu chaotischen Szenen und Ausschreitungen bei der Verteilung der | |
| Lebensmittel, wie das WFP weiter mitteilte. Menschen kletterten auf Lkw – | |
| an einigen Orten wurden ganze Lastwagen geplündert. Mitunter kam es zu | |
| Zusammenstößen. Schüsse fielen und ein Lkw-Fahrer wurde angegriffen und | |
| verletzt. | |
| Das WFP versucht nach eigenen Angaben, die Lieferungen so schnell wie | |
| möglich wieder aufzunehmen. Die Situation vor Ort verschlechtere sich | |
| zunehmend, und immer mehr Menschen liefen Gefahr, an Hunger zu sterben. Der | |
| Gazastreifen hänge am seidenen Faden. Um eine Katastrophe zu verhindern, | |
| müssten die Hilfsströme in den Norden des Küstenstreifens ausgeweitet | |
| werden. (dpa) | |
| ## Mehrere Resolutionen im UN-Sicherheitsrat | |
| Die USA bringen einen neuen Resolutionsentwurf in den Sicherheitsrat der | |
| Vereinten Nationen ein, der auf eine „schnellstmögliche vorübergehende | |
| Waffenruhe im Gazastreifen“ abzielt. Der Entwurf stellt fest, dass „unter | |
| den gegenwärtigen Umständen eine größere Bodenoffensive in Rafah zu | |
| weiterem Schaden für die Zivilbevölkerung und zu ihrer weiteren | |
| Vertreibung, möglicherweise auch in Nachbarländer, führen würde. Eine | |
| solche Bodenoffensive sollte daher unter den gegenwärtigen Umständen nicht | |
| durchgeführt werden“, heißt es in dem Papier, das den Nachrichtenagenturen | |
| Reuters vorliegt. Wann und ob über den Resolutionsentwurf abgestimmt wird, | |
| ist noch unklar. | |
| Die USA hatten den Text eingebracht, nachdem Algerien den 15-köpfigen Rat | |
| aufgefordert hatte, am Dienstag über seinen Entwurf abzustimmen, der einen | |
| sofortigen humanitären Waffenstillstand im Krieg zwischen Israel und der | |
| Hamas fordert. Gegen diese Resolution hatte die US-Regierung ein Veto | |
| angekündigt – eigenen Angaben zufolge, um die Verhandlungen zwischen Israel | |
| und der islamistischen Terrororganisation Hamas nicht zu gefährden. In | |
| diesem Fall müssten die USA „die Verantwortung für alles übernehmen, was | |
| danach passiert“, sagte ein Diplomat. „Wenn Rafah passiert, gibt es kein | |
| Zurück.“ | |
| Benny Gantz, Minister in Israels Kriegskabinett, hatte am Sonntag deutlich | |
| gemacht: „Die Welt muss wissen, und die Hamas-Führer müssen wissen, dass | |
| die Kämpfe weitergehen und sich auf Rafah ausweiten werden, wenn unsere | |
| Geiseln bis zum Ramadan nicht zu Hause sind.“ Ob die internationalen | |
| Vermittler bis zum Beginn des muslimischen Fastenmonats am 10. März eine | |
| Feuerpause und die Freilassung von Geiseln aushandeln können, ist jedoch | |
| ungewiss. (dpa/rtr) | |
| ## EU-Außenminister fordern sofortige Feuerpause | |
| Deutschland und 25 andere EU-Staaten fordern eine sofortige humanitäre | |
| Feuerpause. Diese soll zu einem nachhaltigen Waffenstillstand, zur | |
| bedingungslosen Freilassung der Geiseln und zur Bereitstellung von | |
| humanitärer Hilfe führen, wie aus einer am Montagabend nach einem Treffen | |
| der EU-Außenminister in Brüssel veröffentlichten Erklärung hervorgeht. | |
| Als Hintergrund der Forderung wird auch die Entscheidung des | |
| Internationalen Gerichtshofs vom 26. Januar genannt, mit der Israel | |
| völkerrechtlich verbindlich aufgetragen wurde, alles zu tun, um einen | |
| Völkermord im Gazastreifen zu verhindern. Die Außenministerinnen und | |
| Außenminister riefen Israel außerdem auf, in Rafah keine militärischen | |
| Maßnahmen zu ergreifen, die die bereits katastrophale humanitäre Lage | |
| verschlimmern und die dringend benötigte Bereitstellung einer | |
| Grundversorgung und humanitärer Hilfe verhindern würden. Das einzige Land, | |
| das den gemeinsamen Appell nicht unterstützen wollte, war Ungarn, wie die | |
| Deutsche Presse-Agentur von mehreren Diplomaten erfuhr. (dpa) | |
| ## Bericht: Bidens Nahost-Koordinator reist nach Israel | |
| Der Nahost-Koordinator von US-Präsident Joe Biden, Brett McGurk, werde in | |
| dieser Woche in Israel und Ägypten erwartet, um Gespräche über die mögliche | |
| israelische Militäroperation in Rafah und die Bemühungen um die Freilassung | |
| von Geiseln in der Gewalt der Hamas zu führen, berichtete Axios in der | |
| Nacht zum Dienstag unter Berufung auf drei israelische und US-amerikanische | |
| Beamte. | |
| US-Präsident Joe Biden hatte Israel zuvor mit deutlichen Worten gewarnt, | |
| eine Militäroperation in Rafah dürfe „nicht ohne einen glaubwürdigen und | |
| durchführbaren Plan zur Gewährleistung der Sicherheit und Unterstützung der | |
| Zivilbevölkerung in Rafah stattfinden“. Es müsse „einen vorübergehenden | |
| Waffenstillstand“ geben, um die Geiseln zu befreien. Er erwarte, „dass die | |
| Israelis in der Zwischenzeit keine massive Bodenoffensive durchführen | |
| werden“. (dpa) | |
| ## Netanjahu: Kontrolle über palästinensische Gebiete bleibt | |
| Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat am Wochenende betont, man | |
| werde sich dem internationalen Druck nicht beugen: „Wer uns an dem Einsatz | |
| in Rafah hindern will, sagt uns letztlich ‚Verliert den Krieg‘“, so | |
| Netanjahu. | |
| Auch in Bezug auf die Frage nach einer Zweistaatenlösung nach Ende des | |
| Krieges betonte der Rechtspolitiker am Montagabend in einer Videobotschaft | |
| seine harte Haltung: Auch im Falle einer Einigung mit den Palästinensern | |
| beanspruche Israel die umfassende militärische Kontrolle über alle | |
| palästinensischen Gebiete. „In jedem Fall, mit oder ohne dauerhafte Lösung: | |
| Israel wird die vollständige Sicherheitskontrolle über alle Gebiete | |
| westlich des Jordans beibehalten“, sagte Netanjahu. Dies schließe | |
| „selbstverständlich“ das Westjordanland und den Gazastreifen ein. „Jeder | |
| weiß, dass ich es war, der seit Jahrzehnten die Gründung eines | |
| palästinensischen Staates, der unsere Existenz bedrohen würde, blockiert | |
| hat“, sagte Netanjahu. | |
| Die USA als Israels Verbündeter machen sich zunehmend für die | |
| Zweistaatenlösung stark, die ein friedliches Nebeneinander von Israel und | |
| einem künftigen palästinensischen Staat vorsieht. Dieser soll sich | |
| weitgehend auf den von Israel seit 1967 besetzten palästinensischen | |
| Gebieten erstrecken, also das Westjordanland, Ostjerusalem und den | |
| Gazastreifen. (dpa) | |
| ## UN-Organisationen alarmiert über Lage der Kinder in Gaza | |
| Mehrere UN-Organisationen haben wegen der Lage der Kinder im Gazastreifen | |
| Alarm geschlagen. Der Mangel an Lebensmitteln, die zunehmende | |
| Unterernährung und die rasche Ausbreitung von Krankheiten könnten zu einem | |
| massiven Anstieg der Todesfälle führen, teilten die | |
| Weltgesundheitsorganisation (WHO), das UN-Kinderhilfswerk Unicef und das | |
| Welternährungsprogramms (WFP) am Montag mit. | |
| „Der Gazastreifen steht kurz vor einer Explosion vermeidbarer Todesfälle | |
| bei Kindern, die das ohnehin schon unerträgliche Ausmaß der | |
| Kindersterblichkeit im Gazastreifen noch verschlimmern würde“, erklärte der | |
| Unicef-Vertreter Ted Chaiban. | |
| Zwanzig Wochen nach Beginn des Kriegs zwischen Israel und der | |
| radikalislamischen Hamas im Gazastreifen seien Lebensmittel und sauberes | |
| Wasser in dem Palästinensergebiet „unglaublich knapp“ geworden, erklärten | |
| die UN-Organisationen. Mindestens 90 Prozent der Kinder unter fünf Jahren | |
| litten an einer oder mehreren Infektionskrankheiten. | |
| „Hunger und Krankheit sind eine tödliche Kombination“, erklärte der | |
| WHO-Nothilfekoordinator Mike Ryan. „Hungrige, geschwächte und zutiefst | |
| traumatisierte Kinder werden eher krank, und kranke Kinder, insbesondere | |
| mit Durchfall, können Nährstoffe nicht gut aufnehmen“, sagte er. „Das ist | |
| gefährlich und tragisch und passiert vor unseren Augen.“ (afp) | |
| 20 Feb 2024 | |
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