Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Schreibtischarbeit bei Landwirten: Özdemirs Bürokratieproblem
> Bauern verbrächten ein Viertel ihrer Zeit mit Schreibtischarbeit, sagt
> der Agrarminister. Aber die Angabe basiert auf Schätzungen von nur zehn
> Höfen.
Bild: Selten im Stall: Özdemir
Bundesagrarminister Cem Özdemir hat mit nicht repräsentativen Zahlen
versucht zu belegen, dass die Bauern zu stark durch Bürokratie belastet
seien. „Das Statistische Bundesamt hat berechnet: Ein
[1][durchschnittlicher Landwirt verbringt ein Viertel seiner Zeit am
Schreibtisch]“, sagte der Grünen-Politiker am Montag in Brüssel. „Das muss
dringend runter. Weg mit überbordender Bürokratie.“
Doch ein Blick in den laut seinem Ministerium von Özdemir zitierten Bericht
[2][„Hofarbeit statt Schreibtischzeit“] des Statistikamtes zeigt: Die
Angabe basiert nur auf „Interviews mit 10 landwirtschaftlichen Betrieben“.
Auf die Frage, ob es seriös sei, diese Zahl auf die gesamte Branche zu
beziehen, antwortete eine Ministeriumssprecherin: „Die Ergebnisse des
Berichts stehen hier für sich.“
Bei Demonstrationen hatten Bauern beklagt, sie litten unter zu viel
Bürokratie. Die EU-Kommission schlug deshalb vor, [3][mehrere
Umweltauflagen zu lockern], die das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten
bremsen sollten. So soll es unter bestimmten Bedingungen möglich sein,
besonders artenreiches Grünland umzupflügen. Zudem könnten die
Mitgliedstaaten Höfe deutlich seltener vor Ort kontrollieren. Özdemir
betont zwar, er wolle „das Ambitionsniveau“ nicht senken. Mit den hohen
Zahlen zur Bürokratiebelastung liefert er aber auch den Gegnern von
Umweltvorschriften Argumente.
## Hälfte des Einkommens sind Subventionen
Selbst wenn Özdemirs Zahlen repräsentativ wären, ist fraglich, ob ein
Viertel der Arbeitszeit für Bürokratie tatsächlich viel ist. Denn die
Belastung einer vergleichbaren Branche scheint ähnlich hoch zu sein. Der
Zentralverband des Deutschen Handwerks teilte der taz mit: „Laut aktueller
[4][ZDH-Betriebsbefragung] berichten Betriebsinhaberinnen und
Betriebsinhaber davon, dass sie rund ein Viertel ihrer Arbeitszeit für
Tätigkeiten rund um Nachweis- und Dokumentationspflichten einsetzen.“
Dabei bekommen deutsche Agrarbetriebe anders als das Handwerk im Schnitt
rund die Hälfte ihres Einkommens als Subventionen vom Staat. Dafür müssen
die Bauern Anträge stellen und nachweisen, dass sie bestimmte Regeln wie
etwa Umweltvorschriften einhalten – die Naturschützern aber zu lasch sind.
26 Feb 2024
## LINKS
[1] https://newsroom.consilium.europa.eu/events/20240226-agriculture-and-fisher…
[2] https://www.destatis.de/DE/Themen/Staat/Buerokratiekosten/Publikationen/Dow…
[3] https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/IP_24_1002
[4] https://www.zdh.de/ueber-uns/fachbereich-wirtschaft-energie-umwelt/sonderum…
## AUTOREN
Jost Maurin
## TAGS
Landwirtschaft
Cem Özdemir
Bürokratie
Naturschutz
Bauernprotest
Artensterben
Handwerk
GNS
Naturschutz
Bauernprotest
Bauernprotest
Schwerpunkt Rassismus
Bauernprotest
## ARTIKEL ZUM THEMA
Entscheidung über neuen Nationalpark: Showdown in Ostwestfalen
Nordrhein-Westfalen streitet über die Einrichtung eines zweiten
Nationalparks. Wissenschaftler fordern derweil mehr Naturschutz.
Misthaufen auf der Straße: Fünf Verletzte bei Bauernprotest
Drei Autos fahren im Dunkeln in Misthaufen auf einer Bundesstraße in
Brandenburg. Die Polizei schafft es stundenlang nicht, Traktoren zu
entfernen.
Protest von Landwirten gegen Ampel: Nun auch Freie Bauern gegen Galgen
Der Verband unterschreibt eine Distanzierung von drastischen Protestformen.
Dafür brauchten die „Freien Bauern“ aber viele Wochen Bedenkzeit.
Falschbehauptungen von Anthony Lee: Der Demagoge der Bauernproteste
Bauernsprecher und Freie-Wähler-Politiker Lee fällt durch Rechtspopulismus
auf. Er behauptet, Politiker wollten Bauern Land für Migranten wegnehmen.
Zugeständnisse der EU an Bauern: Mist für die Umwelt
Eigentlich sollten EU-Bauern 4 Prozent der Ackerfläche für Natur
bereitstellen, doch die EU-Kommission knickte ein. Das geht auf Kosten der
Umwelt.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.