| # taz.de -- Debatte über den Bundeshaushalt: Viele Fragen bleiben ungelöst | |
| > Im Haushaltsausschuss des Bundestages spiegeln Sachverständige nur die | |
| > Positionen der Parteien wider. In der Zwischenzeit wird weiter gespart. | |
| Bild: Tickets für Flüge, die in Deutschland starten oder enden, sollen teurer… | |
| Berlin taz | Unter großem Druck versucht die Bundesregierung, ihren Etat | |
| für dieses Jahr zusammenzubauen. Offen ist: [1][Soll die Schuldenbremse ein | |
| weiteres Mal ausgesetzt werden], um die Kosten des Ahr-Hochwassers von 2021 | |
| zu bezahlen? Gleichzeitig hagelt es weiter Kritik an geplanten Kürzungen, | |
| nicht nur wegen der [2][Verteuerung von Diesel für Landwirte], sondern etwa | |
| auch wegen Einsparungen beim Bahn-Ausbau. | |
| Noch immer ist die Ampel-Regierung aus SPD, Grünen und FDP mit den | |
| [3][Folgen des Urteils des Bundesverfassungsgerichts vom November] | |
| beschäftigt. In früheren Jahren beschlossene Kredite, die die | |
| Schuldenbremse im Grundgesetz übersteigen, dürfen nicht mehr einfach in | |
| spätere Jahre verschoben werden. Das bedeutet ein Loch von etwa 16 | |
| Milliarden Euro im Bundeshaushalt 2024. Das soll – ganz banal – gestopft | |
| werden, indem die Bundesregierung Einnahmen erhöht und Ausgaben kürzt. | |
| Um unter anderem die Schuldenbremse-Frage zu klären, hatte der | |
| Haushaltsausschuss des Bundestages am Donnerstag zu einer Anhörung von | |
| FinanzexpertInnen geladen. Dabei wurden auch die unterschiedlichen | |
| Ansichten innerhalb der Regierung sichtbar. Der von der SPD benannte Armin | |
| Steinbach von der Pariser Hochschule HEC hielt es für verfassungsgemäß, die | |
| Schuldenbremse abermals auszusetzen, um in diesem Jahr 2,7 Milliarden Euro | |
| für die Hochwasser-Schäden an der Ahr mit neuen Krediten zu finanzieren. | |
| Das Gegenteil erklärten die Professoren Lars Feld (Uni Freiburg) und Gregor | |
| Kirchhof (Uni Augsburg), die die FDP um Stellungnahmen bat. Die von der | |
| Union und AfD geladenen Wissenschaftler lehnten eine neuerliche Ausnahme | |
| von der Schuldenregel ebenfalls ab. Aus dem Bundesfinanzministerium von | |
| Christian Lindner (FDP) war währenddessen zu hören, im Bundeshaushalt 2023 | |
| seien einige Milliarden Euro mehr übriggeblieben als erwartet, weshalb man | |
| keine zusätzlichen Kredite brauche. | |
| ## Sparen beim klimafreundlichen Verkehr | |
| Parallel drehte sich die Debatte um einzelne Einsparungen und | |
| Einnahmeerhöhungen weiter. Diese entzündete sind am neuen Gesetz zur | |
| Haushaltsfinanzierung der Ampel-Fraktionen und an der sogenannten | |
| Bereinigungsvorlage, die das Finanzministerium dem Haushaltsausschuss | |
| geschickt hat – einer detaillierten Übersicht über hunderte | |
| Einzelmaßnahmen. | |
| So beabsichtige die Regierung nun, „den [4][Neu- und Ausbau des | |
| Schienenverkehrs] um 610 Millionen Euro zu kürzen“, beschwerten sich die | |
| Güterbahnen, ein Verband von Schienen-Unternehmen. Das gehe unter anderem | |
| zulasten des klimafreundlichen Transports von Waren mit Zügen statt mit | |
| Lkw. Die Regierungsfraktionen können diesen und andere Punkte allerdings | |
| noch ändern, wenn sie die Bereinigungsvorlage beraten. Der Bundeshaushalt | |
| soll am 2. Februar im Bundestag beschlossen werden. | |
| Von Kürzungen betroffen sind bisher auch weitere Maßnahmen. So könnte das | |
| Aktionsprogramm natürlicher Klimaschutz, bei dem es unter anderem um die | |
| [5][Renaturierung von Mooren] geht, 1,5 Milliarden Euro einbüßen. Übrig | |
| blieben 3,5 Milliarden Euro bis 2027. Die Förderung von Elektro-Autos soll | |
| auslaufen. Tickets für Flüge, die in Deutschland starten oder enden, will | |
| die Regierung verteuern, indem sie die Luftverkehrssteuer anhebt. | |
| 11 Jan 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Hannes Koch | |
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