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# taz.de -- Neuer Investor für Hamburger Elbtower: Scholztower wird zum Luftsc…
> Auf die Pleite des Hamburger Elbtower-Eigentümers folgt eine scheinbar
> attraktive Lösung: Ein Investor will den Turm für Wohnraum fertigstellen.
Bild: Muss ja gar nicht Bürofläche werden: Rohbau des Elbtowers in Hamburg
Hamburg taz | Dass es in Hamburg an Wohnraum mangelt, macht eine am
Dienstag lancierte Idee auf den ersten Blick umso attraktiver: [1][Nachdem
am Freitag auch das Tochterunternehmen der österreichischen Signa-Gruppe
für den Bau des Elbtowers Insolvenz angemeldet hatte], kündigte der
Berliner Immobilienbesitzer und Hotelbetreiber Alexander Skora großspurig
eine „neue Vision für ein städtisches Wahrzeichen“ an. Er möchte den
bislang rund 100 Meter hohen Rohbau übernehmen, nicht jedoch wie
ursprünglich anvisiert vollenden, sondern die „Neuplanung zur Umwandlung
des Bauwerks in ein Wohnhaus“ voranbringen. So entstünde ein „Mehrwert für
die Stadt und ihre Bewohner“, Skora spricht gar von einem
„zukunftsweisenden Wohnprojekt“.
Bislang sollten nach der Fertigstellung auf den rund 150.000 Quadratmetern
ein Hotel mit Restaurant, Gästeappartements, Fitness- und Wellnessbereiche
sowie weitere teils öffentliche Einrichtungen unterkommen. Vor allem aber
sollten Büroflächen entstehen. Wohnungen waren seitens des
Signa-Unternehmens nicht vorgesehen, wegen des Lärms der vielbefahrenen
Elbbrücken. Ob diese Pläne realisiert werden, war allerdings schon vor
Skoras Ankündigung fraglich, [2][spätestens seit dem Baustopp im
vergangenen Oktober].
Um zu untermauern, dass es ihm ernst ist, hat Skora die Zusammenarbeit mit
dem Insolvenzverwalter Rechtsanwalt Torsten Martini von der Kanzlei Görg,
dem Architekten Christoph Felger vom renommierten [3][Büro David
Chipperfield] und Heskel Nathaniel angekündigt.
Ersterer ist bei einer Vielzahl insolventer Unternehmen aus dem Signa-Reich
des Österreichers René Benko als Insolvenzverwalter im Einsatz und seit
Montag für den Elbtower-Eigentümer zuständig. Von Christoph Felger stammt
der Entwurf für das 245 Meter hohe Gebäude an den Hamburger Elbbrücken. Und
Nathaniel ist Geschäftsführer des Berliner Immobilieninvestors Trockland.
Mit ihnen überprüfe Skora derzeit die „Option einer Fertigstellung“.
## Skora will vielleicht gar nicht höher bauen
Wie genau diese Option aussehen könnte, ist im Detail noch unklar. Für
Nachfragen war Skora am Dienstag nicht zu erreichen. Aus seiner Mitteilung
ist herauszulesen, dass er nicht unbedingt im Sinn hat, höher als bislang
fertiggestellt weiterzubauen: Seine Idee ziele vielmehr „darauf ab, den
bestehenden Rohbau des Elbtowers“ in ein Wohngebäude umzuwandeln. Architekt
Felger solle diese Umwandlung nun planen. Eine Anfrage an Felger, ob er das
tatsächlich vorhat, blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
Dass Skoras Idee umgesetzt wird, ist unwahrscheinlich – und auch nicht
wünschenswert: Schon rechtlich ist eine Umsetzung kaum durchzuziehen, weil
die genehmigte Nutzungsplanung keinen Wohnraum wegen der Lärmemissionen
vorsieht. Da es [4][in Hamburg besonders an bezahlbarem Wohnraum mangelt,]
dürfte Skoras Idee ohnehin kaum Abhilfe schaffen: Allein der
Grundstückskauf hatte die Signa-Tochter bereits 122 Millionen Euro
gekostet, was im Fall einer Fertigstellung von Wohnungen hohe Einnahmen
verlangen würde.
Und dass da ein seriöser, gar sozialer Unternehmer voranprescht, darf
ebenfalls bezweifelt werden – Skoras Vorhaben waren schon häufiger
hochtrabend und scheiterten teils brachial. Mit den libertären „Berlin
Brains“ etwa wollte er „der Hauptstadt die Zwangsjacke ausziehen“ und zur
Bürgermeisterwahl 2021 antreten.
Vorgeblich gänzlich „ideologiefrei“ versprach er, die Wartezeiten in der
Berliner Verwaltung von sechs Wochen auf sechs Sekunden zu verkürzen, zehn
Privatschulen „für alle talentierten Kinder“ zu öffnen und Drogendealer a…
den öffentlichen Parks zu verscheuchen. Das Vorhaben scheiterte frühzeitig,
weil der Landeswahlausschuss die Partei nicht zur Wahl zuließ. Auch als die
Fluggesellschaft Air Berlin 2017 pleiteging, bekundete er erst öffentlich
sein Interesse, verlor aber die Lust.
Die seit Wochen hochgehaltene Hoffnung des Hamburger Senats auf eine
privatwirtschaftliche Lösung für das Prestige-Projekt bleibt so wohl
vorerst bestehen.
23 Jan 2024
## LINKS
[1] /Naechste-Insolvenz-bei-Rene-Benko/!5986681
[2] /Baustopp-fuer-Wahrzeichen-in-Hamburg/!5973711
[3] https://davidchipperfield.com/
[4] /Volksinitiative-Hamburg-enteignet/!5945778
## AUTOREN
André Zuschlag
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