| # taz.de -- Proteste in Israel: Netanjahu bleibt stur | |
| > Israels Premier weist eine Zweistaatenlösung erneut von sich. Derweil | |
| > nehmen Proteste gegen diese Haltung auch im Inland immer mehr zu. | |
| Bild: Prioritäten: Protest von Geiselangehörigen und Unterstützern richtet s… | |
| Es ist ein Affront gegen den engsten Bündnispartner, die USA. Am | |
| Samstagabend twitterte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu: „Ich | |
| werde keine Kompromisse eingehen, wenn es um die volle israelische | |
| Sicherheitskontrolle über das gesamte Gebiet westlich des Jordans geht. Und | |
| das steht im Widerspruch zu einem palästinensischen Staat.“ | |
| US-Präsident Joe Biden hatte sich noch am Freitag optimistisch gezeigt, | |
| dass eine Zweistaatenlösung auch mit dem jetzigen Premier Israels möglich | |
| sei. Er denke, dass man in der Lage sein werde, eine Lösung zu finden, so | |
| Biden auf Nachfrage eines Reporters. Es gebe „verschiedene Arten von | |
| Zweistaatenlösungen“. | |
| Mit seinem Nein hat sich Netanjahu die Haltung seiner ultrakonservativen | |
| Koalitionspartner zu eigen gemacht. Finanzminister Bezalel Smotrich und der | |
| Minister für nationale Sicherheit Itamar Ben-Gvir sprechen sich | |
| mittlerweile ganz offen für die Errichtung neuer Siedlungen im | |
| Westjordanland und im Gazastreifen aus. | |
| Kompromisslos sind Israels Hardliner derzeit auch gegen ihre Kritiker im | |
| eigenen Land. Landesweit gab es auch am Wochenende regierungskritische | |
| Proteste und Demonstrationen der Angehörigen von Geiseln. Bis zu 134 | |
| Menschen werden weiterhin von der Hamas im Gazastreifen festgehalten. | |
| ## Protestcamp vor Bibis Haus | |
| Auf dem Platz vor dem Kunstmuseum im Zentrum von Tel Aviv finden täglich | |
| kreative Protestaktionen statt, mit dem Ziel, die Regierung zu neuen | |
| Verhandlungen mit der Hamas zur Freilassung der Geiseln zu zwingen. Doch | |
| Netanjahu rechtfertigt seine Ablehnung eines Waffenstillstandes ähnlich wie | |
| die Weigerung, Autorität im Westjordanland und in Gaza abzugeben. „Von wo | |
| immer wir uns zurückgezogen haben, kam uns eine Welle des Terrors | |
| entgegen“, so der Premier. | |
| Diese Haltung macht auch einen möglichen Kompromiss mit der Hisbollah im | |
| Süden des Libanon unmöglich. Die Behörden in israelischen Grenzorten wie | |
| Schlomi fordern den Rückzug der schiitischen Kämpfer hinter den | |
| Litani-Fluss im Libanon. Nur eine Pufferzone im Libanon würde den | |
| Raketenbeschuss auf Nordisrael beenden, glauben sie. „Der Versuch der | |
| israelischen Armee, die Hisbollah von der Grenze zu vertreiben, könnte die | |
| Lage im Westjordanland eskalieren lassen“, sagt ein Vertreter der | |
| Autonomiebehörde der taz in Ramallah. | |
| Doch zunächst trifft die neue Massenmobilisierung seiner Gegner auch | |
| Netanjahu persönlich. Auch vor seinem Privathaus in der Stadt Caesarea | |
| standen am Samstag hunderte Demonstranten und forderten den Rücktritt | |
| seiner Regierung. „Wir werden unsere Kinder nicht dafür opfern, die | |
| Ultrarechten zu retten.“ | |
| Netanjahus Gegner glauben, er wolle den Krieg in die Länge ziehen, um einer | |
| Verurteilung in mehreren Korruptionsfällen zu entgehen. Auch in Tel Aviv, | |
| Jerusalem und Haifa hat sich mittlerweile wieder eine regelrechte | |
| Protestszene gebildet. Die Angehörigen der Geiseln wollen eigentlich keine | |
| Vermischung ihrer Forderungen mit denen der Regierungsgegner. Dennoch ist | |
| ihr Durchhaltewillen die treibende Kraft hinter dem Protest. | |
| Inmitten der Gruppe von Angehörigen von Hamas-Geiseln stand am Sonntag in | |
| Caesarea auch Eli Shtivi. Weil sein 28-jähriger Sohn sich ohne ein | |
| Lebenszeichen immer noch in den Händen der Hamas befindet, hat der | |
| Familienvater einen Hungerstreik begonnen. „Netanjahu muss sich für | |
| Verhandlungen entscheiden“, sagt er gegenüber israelischen Journalisten. | |
| Hinweis: In dem Text befand sich ein Fehler, der Litani-Fluss trug den | |
| falschen Namen. Wir haben das korrigiert. | |
| 21 Jan 2024 | |
| ## AUTOREN | |
| Mirco Keilberth | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
| Benjamin Netanjahu | |
| Zweistaatenlösung | |
| Kolumne Der rote Faden | |
| Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
| Israel | |
| Israel | |
| Benjamin Netanjahu | |
| Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
| Israel | |
| Schwerpunkt Nahost-Konflikt | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| 7. Oktober, AfD, Fake News: Kopfschutz fürs Superwahljahr | |
| Unsere Autorin blickt auf die vergangene Woche und die Debatten der letzten | |
| Monate. Für die Zukunft braucht sie wohl einen großen Hut zum Selbstschutz. | |
| Verlassene Nordgrenze Israels: Stadt der Stille | |
| Israels Krieg mit der Hamas hat auch die Kämpfe mit der Hisbollah | |
| angeheizt. Die Zukunft der Bewohner*innen in Nordisrael ist so ungewiss | |
| wie nie. | |
| Protest in Israel: Ausgebremste Hilfen | |
| Angehörige von Hamas-Geiseln blockieren die Straße zum Grenzübergang Kerem | |
| Schalom. Nicht nur dieser Protest setzt Israels Regierung zu. | |
| +++ Nachrichten im Nahostkrieg +++: Hamas verteidigt Massaker | |
| In einer Stellungnahme nennen Islamisten den Terror-Angriff auf Israel am | |
| 7. Oktober einen „notwendigen Schritt“. Sie räumen mögliche „Fehler“ … | |
| Zweistaatenlösung in Nahost: Potenzial in Richtung Frieden | |
| Netanjahu lehnt die Zweistaatenlösung ab. Für Regierungschefs des Westens | |
| bleibt sie die einzige Perspektive. Sie sollten den Druck erhöhen. | |
| +++ Nachrichten im Nahostkrieg +++: Kritik an Netanjahus Kurs | |
| In Tel Aviv demonstrieren tausende Menschen für die Freilassung der Geiseln | |
| und fordern Neuwahlen. Der internationale Druck für eine Zweistaatenlösung | |
| steigt. | |
| Israelische Geiseln: Videoterror aus Gaza | |
| Die Hamas hat neue Videos von Verschleppten veröffentlicht. Medizin für | |
| Geiseln und Hilfsgüter für Zivilist*innen erreichen den Gazastreifen. | |
| Drei Monate Israel-Gaza-Krieg: Diplomatische Schmerzgrenze | |
| Außenministerin Baerbock ist in Nahost unterwegs. Der Ton gegenüber Israel | |
| verschärft sich. Humanitäre Hilfe erreicht den Gazastreifen derzeit kaum. |