# taz.de -- Israelische Geiseln: Videoterror aus Gaza | |
> Die Hamas hat neue Videos von Verschleppten veröffentlicht. Medizin für | |
> Geiseln und Hilfsgüter für Zivilist*innen erreichen den Gazastreifen. | |
Bild: Als Akt der Solidarität gemeint: Tunnelsimulation in Tel Aviv soll an di… | |
JERUSALEM taz | Ein junger Mann im Sweatshirt spricht auf Hebräisch in die | |
Kamera: „Zweimal wurde ich im Stich gelassen: Als wir in Be’eri nicht | |
beschützt wurden und als sie uns nicht nach Hause geholt haben“. Es ist | |
Itay Sivirsky, der am [1][7. Oktober] von der Terrororganisation Hamas aus | |
dem Kibbuz Be’eri in Südisrael in den Gazastreifen entführt wurde. In dem | |
Video wendet er sich an Israels Regierungschef: „Netanjahu, bitte – beende | |
den Krieg.“ | |
Am Montagabend veröffentlichte die Hamas das knapp dreiminütige Video. Es | |
zeigt neben Sivirsky zwei weitere israelische Geiseln: Noa Argamani, die | |
auf dem Supernova-Musikfestival entführt wurde, und Yossi Sharabi, der wie | |
Sivisrky in Be’eri in die Gewalt der Hamas gebracht wurde. In kurzen, | |
schnell hintereinander geschnittenen Clips berichten sie, dass es an Essen | |
und Wasser mangele, dass die Situation in Gaza immer gefährlicher werde. | |
Das dreiminütige Video ist die lange Version eines kurzen Videos, das | |
bereits am Sonntagabend publiziert wurde und mit dem Hinweis endete: | |
„Morgen informieren wir über ihr Schicksal.“ | |
Zunächst wirkt es in dem am Montag publizierten Video, als seien alle drei | |
am Leben. Doch dann berichtet Argamani: Das Gebäude, in dem sie und die | |
beiden anderen festgehalten wurden, sei von Israel bombardiert worden. | |
Sharabi habe den Angriff nicht überlebt. Sie und Sivirsky seien daraufhin | |
verlegt worden, und während des Transports habe es einen weiteren | |
Luftschlag gegeben, bei dem Sivirsky getötet worden sei. Sie selbst habe | |
noch Schrapnelle im Körper. In dem Video wirkt Argamani äußerlich | |
unversehrt. | |
Das Video endet mit Aufnahmen, die wohl die Körper der beiden getöteten | |
Männer zeigen. Keines der aneinander geschnittenen Kurzvideos lässt sich | |
zeitlich zuordnen. Ein Sprecher des israelischen Militärs (IDF) widersprach | |
am Montag der Darstellung der Hamas: Das Gebäude sei kein Ziel der IDF | |
gewesen. Der Tod der beiden wurde aber am Dienstag vom Kibbuz Be’eri | |
bestätigt. | |
Psychologische Kriegsführung | |
Es ist nicht das erste Mal, dass die Hamas Geiseln – davon ist auszugehen – | |
zwingt, zu Israels Regierung zu sprechen: Schon im Oktober forderten drei | |
Geiseln die Regierung in einem von der Hamas veröffentlichten Video auf, | |
ihre Freilassung zu erwirken. Damals zeigten die meisten israelischen | |
TV-Sender das Video – auf Bitten der Angehörigen – nicht. Im Dezember | |
veröffentlichte die Hamas ein weiteres Video. Auch der Palästinensische | |
Islamische Dschihad veröffentlichte ein Video eines Festgehaltenen. | |
Der katarische TV-Sender Al Jazeera zeigte das Video von Argamani, Sivirsky | |
und Sharabi am Montag in voller Länge. Viele israelische Medien entschieden | |
sich gegen eine Ausstrahlung. „Psychologische Kriegsführung“ nannte der | |
TV-Sender i24 News aus Tel Aviv die Veröffentlichung der Videos durch die | |
Hamas. | |
Mit dieser sollen Meinung und Emotionen des Gegners beeinflusst werden. Der | |
durch die Geiseln vorgebrachte Vorwurf – dass die Regierung nicht genug für | |
deren Freilassung tue – ist einer der großen Streitpunkte innerhalb der | |
israelischen Gesellschaft. | |
Insgesamt sollen sich nach IDF-Angaben noch 132 Geiseln in Gaza befinden. | |
105 waren im November während einer Waffenruhe freigelassen worden, vier | |
bereits zuvor. Eine weitere Geisel wurde von israelischen Truppen gerettet. | |
Die IDF bargen außerdem die toten Körper von acht Entführten, drei weitere | |
wurden von israelischen Truppen selbst erschossen. | |
Mindestens ein Drittel der Geiseln, die sich weiterhin im Gazastreifen | |
befinden, ist nach Angaben des Forums der Familien der Geiseln dringend auf | |
Medikamente angewiesen, darunter zwei Kleinkinder und ältere Menschen. Am | |
Mittwoch sollten nach einer Einigung zwischen Israel und der Hamas | |
[2][Medikamente für die Geiseln] sowie humanitäre Hilfe für die | |
Zivilbevölkerung im Gazastreifen auf den Weg gebracht werden. | |
Die Medikamente und die Hilfsgüter würden in die ägyptische Stadt al-Arisch | |
„an Bord von zwei Flugzeugen der katarischen Streitkräfte für den Transfer | |
in den Gazastreifen“ geliefert, sagte Katars Außenminister und | |
Regierungschef Abdulrahman Al Thani. Über die Einigung war unter | |
Vermittlung Katars und Frankreichs wochenlang verhandelt worden. (mit | |
Agenturen) | |
17 Jan 2024 | |
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## AUTOREN | |
Lisa Schneider | |
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