# taz.de -- Pannen beim Bürgeramt: Analog, aber sexy | |
> Aufgrund technischer Probleme sind die Bürgerämter in ihren | |
> Dienstleistungen eingeschränkt. Vorübergehend erfolgt die Arbeit mit | |
> Stift und Papier. | |
Bild: Bürgerämter bleiben ihren Stempeln treu | |
Berlin taz | Berlin muss mit Einschränkungen und Verzögerungen bei den | |
Bürgerämtern rechnen.“ Mit dieser Nachricht wurden die Berliner*innen | |
aus dem Neujahrsrausch gerissen. Doch die Ineffizienz der Behörden ist | |
diesmal nicht nur auf [1][Bürokratiemonster und mangelnde Digitalisierung] | |
zurückzuführen, sondern auf technische Probleme. Der zentrale | |
IT-Dienstleister des Landes hatte am Zweiten Weihnachtsfeiertag eine | |
technische Fehlfunktion in einer Datenbank festgestellt, die zu Problemen | |
bei den Bürgerämtern, insbesondere im Meldewesen, führte. Das teilte die | |
Senatskanzlei mit. | |
Anfang Januar kann der Normalbetrieb noch immer nicht vollständig | |
aufgenommen werden. Vereinbarte Termine zur An-, Um- und Abmeldung des | |
Wohnsitzes könnten weiterhin wahrgenommen werden, berichtet ein Sprecher | |
des Bezirksamts Neukölln. Termine zur Ausstellung von Ausweisdokumenten | |
würden jeweils am Vortag abgesagt, bis eine Lösung gefunden würde. „Allein | |
am 2. Januar waren das in Neukölln 279 Termine“, sagt er. Alle anderen | |
Angelegenheiten würden analog bearbeitet, heißt es aus Neukölln. Sobald die | |
Software wieder funktioniere, würden die aufgenommenen Daten in die | |
IT-Infrastruktur eingegeben und bearbeitet. „Soweit Unterlagen ausgegeben | |
werden, werden diese per Post verschickt“, berichtet der Sprecher. Das | |
dauere natürlich ein paar Tage länger, aber die Bürger*innen müssten | |
zumindest kein zweites Mal zum Bürgeramt kommen. | |
Dass sich Bürgerämter im Jahr 2024 damit schmücken müssen, dass | |
Bürger*innen nicht einen zweiten Besuch abstatten müssen, sondern die | |
mit Stift und Zettel aufgenommenen Parkausweis-Anträge per Brieftaube | |
hinterhergeschickt bekommen, ist ein Armutszeugnis. Auch von dem im | |
Koalitionsvertrag angekündigten [2][Ziel, dass alle Bürger*innen | |
innerhalb von zwei Wochen einen Termin beim Bürgeramt erhalten sollen], ist | |
Berlin bislang ähnlich weit entfernt wie 2011 von der Eröffnung des BER. | |
Ein Blick in das zentrale Buchungssystem offenbart, dass [3][bis Ende | |
Januar berlinweit kaum ein Termin zu ergattern ist]. Dass die | |
Online-Terminvereinbarung von den Problemen nicht betroffen ist, ist dann | |
auch kein großer Zugewinn. | |
Lächerlicher könnte die Hauptstadt sich nur machen, wenn durch die | |
IT-Probleme die Versendung der Briefwahlunterlagen für die Teilwiederholung | |
der Bundestagswahlen verzögert wird. Diese Sorge kursiert laut Berliner | |
Morgenpost in einigen Bezirkswahlämtern. Landeswahlleiter Stephan Bröchler | |
hält diese Befürchtung jedoch für unberechtigt. Nach seinem derzeitigen | |
Stand gehe er davon aus, dass der Versand der Briefwahlunterlagen | |
funktioniere, sagt er zur taz. Wenn dem so ist, wäre es ein Erfolg – | |
jedenfalls für das analoge Berlin. | |
3 Jan 2024 | |
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## AUTOREN | |
Lilly Schröder | |
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