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# taz.de -- Klimawandel und Feiertage: Nie wieder weiße Weihnachten?
> Die Wahrscheinlichkeit für Schneefall an Weihnachten hat abgenommen, sagt
> der Deutsche Wetterdienst. Besonders der Süden ist betroffen.
Bild: Schnee zu Weihnachten? Ist selten und wird seltener
Schon wieder fast überall nass-graue Tristesse. Können wir die weiße
Weihnacht durch den Klimawandel abschreiben?
Die Wahrscheinlichkeit für eine Schneedecke an allen drei Weihnachtstagen
hat in Deutschland auf jeden Fall abgenommen. Das zeigt ein [1][Blick in
das Klimaarchiv des Deutschen Wetterdiensts], wenn man die Zeitspanne von
1961 bis 1990 mit der von 1991 bis 2020 vergleicht. Durchschnittlich ergibt
sich ein Rückgang um 13 Prozentpunkte – in manchen Regionen sogar um 44
Prozentpunkte!
Welche Region ist besonders betroffen?
Der Rückgang ist besonders stark in Süddeutschland. Dort hat es früher aber
auch besonders oft zu Weihnachten geschneit, nämlich fast alle zwei Jahre.
Abgesehen von den gebirgigen Teilen Deutschlands war Schnee zu Weihnachten
eigentlich schon immer selten, der kam eher später im Winter. Mit der
weißen Weihnacht hat es etwas ins kollektive Gedächtnis geschafft, was
vielerorts gar nicht so typisch ist. Wenn die Wetterromantik ausbleibt, hat
das also nicht nur mit dem Klimawandel zu tun.
Also dann jetzt nie wieder weiße Weihnacht?
Das nun auch wieder nicht. Wetter ist nicht gleich Klima. Das Klima ist das
durchschnittliche Wetter über einen langen Zeitraum, üblicherweise setzt
man 30 Jahre an. Um den Durchschnitt herum kann es auch immer wieder
Ausreißer in alle Richtungen geben.
Schneit es nur an Weihnachten seltener oder auch insgesamt?
Der Rückgang ist insgesamt deutlich. Auch hier hat der Deutsche
Wetterdienst [2][Daten gesammelt und einen linearen Trend von 1961 bis 2021
berechnet]. Das Ergebnis: In höheren Lagen gibt es rund 30 Prozent weniger
Schneetage, in den mittleren und tiefen Lagen sogar 50 bis 65 Prozent.
„Richtiger“ Winter wird also vor allem im Flachland viel seltener. In den
Sechzigerjahren gab es da noch durchschnittlich 30 Schneetage pro Jahr, im
vergangenen Jahrzehnt waren es magere 10.
Wie stark hat sich Deutschland schon aufgeheizt durch die Treibhausgase?
Ziemlich stark. Schaut man auf die lineare Entwicklung der
Durchschnittstemperaturen seit 1881, kommt man auf eine Steigerung von
bereits 1,7 Grad. So geht zum Beispiel [3][der Deutsche Wetterdienst] vor.
Es gibt allerdings Klimaforscher:innen, die damit unzufrieden sind. Sie
sagen: Die Temperaturkurve lässt sich nicht gut linear beschreiben, denn
schon seit Mitte der Achtzigerjahre liegen die Werte fast durchweg über der
linearen Trendlinie, anstatt sich zufällig darum herum zu verteilen. Nimmt
man den Temperaturdurchschnitt des vergangenen Jahrzehnts, liegt dieser
sogar um 2,2 Grad über dem Niveau zum Ende des 19. Jahrhunderts.
Gibt es auch schon negative Folgen für Deutschland?
Na klar. Der Starkregen, der zur Ahrtal-Katastrophe geführt hat, wäre ohne
Klimawandel zum Beispiel [4][nachweislich viel unwahrscheinlicher gewesen].
Und während ein Ausbleiben von Schnee zu Weihnachten irgendwie schade ist,
lauert die ganz große Gefahr im Sommer: die extreme Hitze. Die hat deutlich
zugenommen. Mittlerweile sterben [5][in den deutschen Sommern Tausende
daran], dieses Jahr laut Robert-Koch-Institut 3.200 Menschen, im
vergangenen Jahr sogar 4.500.
22 Dec 2023
## LINKS
[1] https://www.dwd.de/DE/presse/pressemitteilungen/DE/2021/20211208_weisse-wei…
[2] https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/12/21.html
[3] https://www.dwd.de/DE/presse/pressemitteilungen/DE/2022/20221230_deutschlan…
[4] /Studie-zur-Flutkatastrophe-im-Juli/!5791167
[5] /Ausrufung-des-Gesundheitsnotstands/!5964503
## AUTOREN
Susanne Schwarz
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