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# taz.de -- Taschen und Rucksäcke: Begleiter seit der C-Jugend
> Lange hat unser Autor gesucht nach einer Tasche, die sowohl Alltag als
> auch Kurztrips kann. Fündig wurde er schließlich im eigenen Keller.
Bild: Gut durchlüften!
Einundzwanzig Jahre jung, nenn' mich Bagchaser Can“, rappt [1][der Berliner
Pashanim]. Mit Can David Bayram, wie der Künstler bürgerlich heißt, teile
ich drei Dinge: den Vornamen (Aussprache, nicht Schreibweise!), das
ungefähre Alter, und das Bagchasen, das „Taschen-Jagen“. Doch Pashanim
meint damit in seinem Song, sich den Geldbeutel durch Drogendeals möglichst
vollzumachen. Ich meine die ermüdende Jagd nach der universellen Tasche.
Nach einer für die Arbeit und fürs Reisen, die mich über Jahre überallhin
begleitet und dabei nicht peinlich aussieht.
Quasi täglich erweitert sich der Taschenmarkt um immer neue Exemplare.
Start-ups bewerben auf Instagram ihren ultimativ erweiterbaren Orga-Buddy
oder Rucksäcke aus [2][recycelten PET-Flaschen], die im Dunkeln
reflektieren. Fahrradfahrer:innen sind mit Umhängetaschen aus
wiederverwendeter Lkw-Plane ausgestattet, die sie sich für Hunderte von
Euros anschaffen. Andere schwören auf einen in silbernen Wellblech
verkleideten Koffer, dessen Design an einen Nazi-Kampfflieger erinnert.
In dieser Vielfalt das richtige Modell zu finden, ist schwierig. Immerhin
bei der Größe ist die Sache für mich klar. Die Tasche muss ausreichend
Platz bieten und dennoch kompakt sein. Klein genug für den Alltag, groß
genug, um sie als Reisetasche umzufunktionieren. Aber nicht zu groß, denn
eine der wichtigsten Taschenregel, mit der jeder konfrontiert wurde, der
jemals in ein Flugzeug eingestiegen, ist: Das festgeschriebene
Handgepäckmaß, das von Airline zu Airline leicht variiert, muss eingehalten
werden.
Dafür können die von Neugründer:innen und Teilzeitdesigner:innen
konzipierten Reflexions- und Recyclingrucksäcke bereits zu groß sein. Auch
machen die vermeintlich cleveren und kompakten Fächer dieser Taschen eben
genau nicht flexibel – schränken sie doch letztlich nur das Volumen des
Hauptfachs ein.
Und selbst wenn (oder gerade wenn!) man nicht fliegt, muss eine Reisetasche
für Ausnahmesituationen ausgestattet sein. Im letzten Moment wechselt das
Gleis und ein Sprint ist die einzige Option? Unvorstellbar mit einem
Koffer. Bei dem hofft man ja schon beim ersten Einsatz, dass die Rollen
nicht kaputtgehen. Sind sie noch dran, dann rollt und klappert das Teil so
laut, dass man es, um kein Aufsehen zu erregen, die meiste Zeit ungeschickt
anhebt.
Nach vielen gescheiterten Versuchen, mit den unterschiedlichen
Taschenmodellen Alltag und Kurztrips zu bewältigen, fand ich im Keller
meine verstaubte alte Sporttasche aus der Schulzeit wieder. Sie ist blau,
bietet ein großes Hauptfach mit 31 Litern Volumen und ein weiteres
Seitenfach.
Ins Hauptfach kann man alles hineinwerfen, wie in ein großes
Schlampermäppchen – oder mit komprimierbaren Packtaschen aufrüsten. In der
Seitentasche finden all die Kleinigkeiten Platz, die man unterwegs schnell
zur Hand haben muss. Zum Transport dienen ein langer Trageriemen, den man
über die Schulter hängt und der beim Rennen quietscht wie ein altes Bett,
dazu alternativ zwei kurze Henkel, durch den man den Arm schieben kann.
In Zeiten von Blokecore, einem immer präsenter werdenden Modetrend, bei dem
Sportkleidung (von Retro-Fußballschuhen über Trainingsjacken bis zu
Trikots) mit weiten Jeans oder adretten Kleidungsstücken wie Faltenröcken
zum Alltagsoutfit gestylt werden, ist die alte Sporttasche aus Jugendzeiten
der logische nächste Schritt.
Bevor wir also auf die Idee kommen, Luxusmarken oder Taschen-Start-ups ihre
überteuerten Style-Ungetüme abzukaufen, sollten wir lieber unsere alten
Trainingstaschen ausgraben, gut durchlüften! und feiern. Als treue und
universelle Begleiter seit der C-Jugend.
23 Dec 2023
## LINKS
[1] /Deutschrap-aus-Berlin/!5704909
[2] /Mode-aus-Recycling-Plastik/!5640421
## AUTOREN
Jean Dumler
## TAGS
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Sommerferien
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