Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Neues Pfand auf Einweg-Milchflaschen: Bananenmilch + 25 Cent
> Das Pfandsystem wird 2024 auf Milchflaschen ausgeweitet. Für eine echte
> ökologische Wende brauchen wir aber viel mehr: eine Ressourcensteuer
> etwa.
Bild: War ganz früher mal normal: wiederverwertbare Milchkanne
Was es nicht alles gibt! Ein Milch- und Margarinegesetz zum Beispiel. In 15
Paragrafen legt der Gesetzgeber darin fest, was Milch ist („das durch ein-
oder mehrmaliges Melken gewonnene Erzeugnis der normalen Eutersekretion von
zur Milcherzeugung gehaltenen Tierarten“) und wie sie hergestellt werden
muss.
Die Kenntnis dieses Gesetzes ist derzeit deswegen nützlich, weil „Milch und
Milchmischgetränke sowie sonstige trinkbare Milcherzeugnisse“ ab dem 1.
Januar einer Pfandpflicht unterliegen, wenn sie in Einwegflaschen aus
Kunststoff verkauft werden. Damit stellt das Verpackungsgesetz sie Cola und
Co gleich, für die schon bisher 25 Cent pro Einwegflasche fällig wurden.
Das Gesetz benötigt 35 Paragrafen, um das Pfand zu regeln. Besonders
detailverliebt ist § 31, Absatz 4, der in 7 Punkten Verpackungen definiert,
die keiner Pfandpflicht unterliegen (zum Beispiel
Getränke-Polyethylen-Schlauchbeutel-Verpackungen) sowie von der Regelung
ausgenommene Getränke wie Gemüsesäfte ohne Kohlensäure.
All das ist so faszinierend, dass man darüber fast vergessen könnte, was es
alles nicht gibt. Eine Ressourcensteuer zum Beispiel. Denn trotz gefühlt
einer Milliarde Vorschriften, von denen sich Unternehmer:innen genervt
und Verbraucher:innen überfordert fühlen, bleibt der
Ressourcenverbrauch so hoch wie das Müllaufkommen. [1][Die
Kreislaufwirtschaft] funktioniert nicht gut in Deutschland. Und für sie
werden all die Anstrengungen ja unternommen, und sie ist auch jede
Anstrengung wert.
## Der Wert der Rohstoffe
Wenn wir unsere große Naturkrise – die sich in der Erderwärmung ausdrückt,
im Sterben der Arten, in der Verschmutzung von Wasser, Luft und Böden –
wenn wir diese Krise hinter uns lassen wollen, dann müssen wir innerhalb
der Kreisläufe wirtschaften, die die Natur uns vorgibt. Das heißt, dass wir
all dem, was sie uns schenkt – Erdöl, Erze, Holz, Stroh, Wolle – einen
hohen Wert geben müssen. Wir müssen für diese Ressourcen den Preis zahlen,
den sie verdienen.
Eine Steuer auf Primärrohstoffe würde Wegwerfprodukte unattraktiver machen
und gebrauchte oder wiederverwertete Dinge und Rohstoffe konkurrenzfähiger.
Seit Jahren kämpfen Recyclingfirmen um Absatzmärkte für ihre
Sekundärkunststoffe, die teurer sind als Plastik aus Erdöl.
Batterierohstoffe sind so billig, dass sie sogar in einmal dudelnden
Grußkarten verbaut werden oder in [2][elektronischen Nikotinverdampfern],
die nach kurzer Zeit (häufig falsch sortiert) im Müll landen. Und auch ein
Pfand auf Milchflaschen wird wenig daran ändern, dass Verpackungen im
nächsten Jahr zu einem Müllberg anwachsen werden. Ändern wird sich das
erst, [3][wenn Wiederverwenden und gebraucht kaufen normal wird]. Und Neues
zur Ausnahme.
29 Dec 2023
## LINKS
[1] /Wachstum-und-Klimakrise/!5979270
[2] /Verbot-von-Aroma-Tabak-in-Tabakerhitzern/!5942724
[3] /Tauschen-statt-kaufen/!5934887
## AUTOREN
Heike Holdinghausen
## TAGS
Pfand
Pfandflaschen
Milch
Ressourcenverbrauch
Rohstoffe
Kreislaufwirtschaft
FDP
Bergbau
Batterien
Ressourcenverbrauch
Kolumne Zwischen Menschen
Zero Waste
## ARTIKEL ZUM THEMA
FDP blockiert schon wieder ein Gesetz: Alarm um den gelben Sack
Offenbar plant Finanzminister Lindner wieder, auf den letzten Metern ein
EU-Gesetz zu verhindern. Diesmal geht es um neue Vorgaben für Verpackungen.
Berghauptmann über neue EU-Gesetzgebung: „Nicht auf Kosten der Umwelt“
Bernhard Cramer ist Berghauptmann. Er ist überzeugt, dass Unabhängigkeit im
Bergbau nicht zulasten des Umweltschutzes gehen darf.
Batterie-Recycling wird einfacher: Akkus aus dem Altpapier
Das Recyceln von Batterien und Elektroschrott soll in diesem Jahr einfacher
werden. Doch welche Vorgaben sind wirklich sinnvoll?
Erdüberlastungstag immer früher: Ressourcen für das Jahr verbraucht
Lebten alle Menschen so wie wir in Deutschland, wären die natürlichen
Ressourcen nun aufgebraucht. Der Tag rückt fast jedes Jahr nach vorne.
Begegnung mit einem Kind im Park: Die Pfandsammlerin
Erst dachte ich, das zehnjährige Mädchen auf dem Tretroller wäre ein gutes
Beispiel für Selbstständigkeit. Dann begriff ich ihre Not.
Zero Waste: Denken in Kreisläufen
Secondhand, Repaircafés, Unverpacktläden und demontierbare Häuser:
Abfallvermeidung ist eine Antwort auf Rohstoffmangel und Erderwärmung.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.