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# taz.de -- Die Verständnisfrage: Wann ist Flirten nicht okay?
> Ist es in Ordnung, Leute anzumachen, die in einer monogamen Beziehung
> sind? Klar, sagt eine Viel-Flirterin. Flirten bedeute vor allem
> Wertschätzung.
Bild: Flirten kann ein spielerisches Vergnügen sein – so lange man auf die S…
In der Verständnisfrage geht es jede Woche um eine Gruppe, für deren
Verhalten der Fragesteller_in das Verständnis fehlt. Wir suchen eine
Person, die antwortet.
Mariella, 22, Medizinische Fachangestellte aus Hamburg fragt:
Liebe Flirter*innen, was denkt ihr euch dabei, Leute anzumachen, von denen
ihr wisst, dass sie vergeben sind?
Maya, 35, Softwareentwicklerin aus Berlin antwortet:
Ich habe schon sehr häufig Personen angeflirtet, von denen ich wusste, dass
sie in einer Beziehung sind. Flirten bedeutet für mich erst mal vor allem
[1][eine Form von Wertschätzung]. Ich zeige einer Person: Hey, ich finde
dich interessant. Ich gebe dir Aufmerksamkeit. Das mache ich auch bei
Menschen, die in einer monogamen Beziehung sind. Aber nur, wenn ich das
Gefühl habe, sie sind offen dafür und es eine Situation ist, in der das für
sie angenehm sein könnte.
Ich habe schon oft erlebt, dass Leute positiv überrascht waren, wenn ich
sie anflirte, gerade monogame Leute. Sie fühlten sich geschmeichelt.
Gleichzeitig mache ich immer klar: ich respektiere deine Wünsche und deine
Grenzen. Also wenn du solche Situationen nicht magst, ist das völlig okay,
aber gehe nicht davon aus, dass das andere auch nicht mögen. Viele genießen
diese Art von Kontakt.
[2][Auf Signale zu achten, ist grundsätzlich wichtig], wenn man eine Person
anflirtet. Den Blick wirklich beim Gegenüber zu haben. Ich habe es schon
oft erlebt, dass Leute flirten, weil sie eine Person toll finden und gar
nicht darauf achten, ob das für die Person gerade schön ist oder nicht.
Ich bin selbst schon häufig von Leuten, meistens von Männern, angeflirtet
worden, die mein Nein nicht verstanden haben oder nicht verstehen wollen.
Sie versuchen es nochmal nach dem Motto: „Ach, warum denn nicht? Ich bin
doch so ein süßer Typ.“ Ich denke dann: Wenn du mich anflirtest, dann
sollte es um mich gehen. Und nicht um dich.
Ich versuche sehr sensibel für diese Situation zu sein und zu stoppen, wenn
ich ein Nein bekomme, auch wenn es ein nonverbales Nein ist. Das können
feine Signale in der Körpersprache sein, wenn die Person leicht wegrückt.
Sicher habe ich in der Vergangenheit auch schon mal Grenzen falsch
eingeschätzt oder überschritten. Wahrscheinlich bin ich auch dadurch besser
geworden, dass ich gern und viel flirte.
Für mich ist Flirten etwas Spielerisches. Es geht nicht immer um das Ziel,
etwas miteinander anzufangen. Gerade mit solchen Konzepten wie Monogamie
kann man auch sehr gut spielen.
Ich selbst lebe [3][polyamor], das bedeutet, dass ich in
Mehrfachbeziehungen bin. Ich begehre nicht nur eine Person, sondern
mehrere. Alle wissen voneinander und haben idealerweise ein gutes
Verhältnis zueinander. Das grenzt es von Betrug ab oder auch einer offenen
Beziehung, wo es Sex mit anderen geben darf, aber keine Gefühle.
Zu Studienzeiten war ich Teil einer Clique, in der polyamore Menschen die
Mehrheit waren, aber es gab auch monogame Leute, darunter ein Paar. Bei
einem Sushi-Essen habe ich die beiden mal angeflirtet – und das
voreinander. Nach dem Motto: Wenn du mal diese oder jene Dinge ausprobieren
möchtest, du weißt, wo du mich findest. Sie sind monogam geblieben, aber
haben später sexuell gemeinsam neue Dinge ausprobiert. Das lag sicher auch
an dieser sexpositiven, experimentierfreudigen Atmosphäre zwischen uns
allen.
Wenn eine meiner Partnerpersonen vor mir angeflirtet wird, dann ist es für
mich oft etwas sehr Positives. Ich darf einem intimen Moment beiwohnen, in
dem jemand meine Meinung teilt. Nämlich, dass das eine tolle Person ist.
Häh? Haben Sie manchmal auch diese Momente, wo Sie sich fragen: Warum, um
alles in der Welt, sind andere Leute so? Wir helfen bei der Antwort. Wenn
Sie eine Gruppe Menschen besser verstehen wollen, dann schicken Sie Ihre
Frage an [4][[email protected]].
17 Dec 2023
## LINKS
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[4] /[email protected]
## AUTOREN
Luise Strothmann
## TAGS
Liebe
Flirten
Polyamorie
Zukunft
wochentaz
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Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
Feminismus
Pandemie
Familie
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