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# taz.de -- PMS und Corona: Eine unheilvolle Symbiose
> Wenn unsere Autorin PMS hat, fällt es ihr schwer, Grauzonen zu erkennen.
> Hört sofort auf, Umzugskarton durch den Flur zu werfen!
Bild: Dem Doppelschlag ins Auge sehen
Mein rationales Denken verabschiedet sich zuweilen. Wobei zuweilen sich
eingrenzen lässt: Mit jedem sich der Periode näherndem Tag lasse ich ein
Stück meiner Rationalität zurück, um sie wieder einzusammeln, sobald die
Menstruation einsetzt und sie sukzessive nach dem Eisprung wieder zu
verlieren.
[1][Wenn ich PMS habe], fällt es mir schwer, Grauzonen zu erkennen. Alles
ist schwarz oder weiß. Ganz oder gar nicht. Immer oder nie. Damit lässt
sich wohl meine Überzeugung, für immer und ewig Corona positiv zu bleiben,
erklären.
Ja, richtig gelesen. Diesmal habe ich die volle Ladung abbekommen: [2][PMS]
UND Corona. Fast vier Jahre lang ist es mir gelungen, [3][das Virus meinem
Körper fernzuhalten.] Bis ich es nun nicht mehr geschafft und synchron mit
Einsetzen meines PMS auch noch ausgerechnet Corona bekommen habe. Vielen
Dank, zu gütig.
Glauben kann ich das eigentlich selbst kaum. Muss es aber. Ich sehe ja die
Striche, ich spüre ja die Wut. Nun, nach zehn (10!!!) Tagen Leid an der
unheilvollen Symbiose aus Corona und PMS, ist es an der Zeit, Bilanz zu
ziehen.
## Ich schreie die Spülmaschine an
Tag 1–4: Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, grausig schlapp. Angst
davor, das höchste je gemessene Fieber zu bekommen und daran zu sterben.
Freund*innen gebeten, mein Buch posthum unfertig zu veröffentlichen. Nach
erfolgter Zusicherung beruhigt eingeschlafen.
Tag 5–7: Habe zwar eine laufende Nase, aber fühle mich gesund. Die Tests
sind weiterhin positiv. Ich schreie die Spülmaschine mit der klemmenden Tür
an. Mein Mann ruft panisch (in Angst um die Spülmaschine) aus dem
Wohnzimmer: „Lass liegen, ich räum die ein, leg dich hin, ich mache alles.“
Schreie meinen Mann an und habe nach einer Minute vergessen, weshalb ich
eigentlich so wütend war auf den, der sich seit Tagen aufopferungsvoll
meiner annimmt.
Tag 7–10: Tests weiterhin positiv. Verlust jeder Hoffnung, jemals keinen
zweiten Strich mehr auf dem weißen Rechteck erblicken zu müssen. Auf eine
krude Art und Weise verlangt mir die Hartnäckigkeit des zweiten Strichs
auch Respekt ab. Er ist hartnäckiger als ich bei jedem Crush, den ich von
mir zu überzeugen versuchte.
Schlecht geschlafen, dann wach geworden von lautem Gepolter im Treppenhaus.
Maske angezogen, rausgelugt, sehe Kartons durchs Treppenhaus fliegen. Fange
sofort an zu schreien: „Alter! Ihr könnt doch hier nicht einfach Kartons
durchs Treppenhaus werfen! Das ist gefährlich! Außerdem habe ich Corona und
brauche Schlaf.“
## Im Bad ist Schimmel
Es war 11.30 mittags. Die Frau von der den Dachboden entrümpelnden Firma
reagierte derart lieb, dass sich nun noch jemand in meinem Körper
eingenistet hat: das schlechte Gewissen.
Der Wasserhahn tropft und der Küchenboden ist feucht. Weinend wische ich
ihn mit einem alten Handtuch trocken.
Das Wort weinend habe ich dreimal (jetzt viermal) falsch geschrieben, ich
schreie den Laptop an. W-E-I-N-E-N-D. Die Zeichenzahl wird nicht voll, das
ist doch sonst kein Problem. Wird das nun mein kolumnistischer Untergang?
Wahrscheinlich nicht, denn Word streicht mir das Wort als unbekannt an.
Es steht schlecht um mich. Es stand zwar schon schlechter, das ist klar,
aber auch schon um einiges besser.
Im Bad ist Schimmel, denn das Fenster ist undicht. Eines weiß ich ganz
sicher: Die Hausverwaltung darf ich unter keinen Umständen – unter absolut
und gar keinen Umständen – mit PMS kontaktieren.
14 Dec 2023
## LINKS
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[3] /Leitfaden-fuers-Impfen/!5964464
## AUTOREN
Sarah Lorenz
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