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# taz.de -- Prämenstruelle Magnifikation: Macht alles noch schlimmer
> Bei PMM verschlimmern sich bereits vorhandene psychische und physische
> Probleme während der PMS. Doch damit kann man umgehen.
Bild: Krebs oder ein nahender Herzinfarkt sind nur selten der Grund für körpe…
Ich [1][war mal Hypochonderin]. Durch eine Verhaltenstherapie sind meine
Krankheitsängste allerdings auf ein gesundes Maß geschrumpft. [2][In der
Therapie habe ich gelernt], meine Ängste zu betrachten und auf ihre
Angemessenheit hin zu überprüfen. Das Resultat dieser Überprüfungen
förderte die Erkenntnis zu Tage, dass Krebs oder ein nahender Herzinfarkt
in den seltensten Fällen der Grund für körperliche Missempfindungen sind.
Tut mir heutzutage der linke Arm weh, frage ich mich zunächst, ob ich
schlecht geschlafen oder mich verhoben habe, bevor ich mein Testament
aufsetze. Bei Durchfall oder Verstopfung gehe ich meine Nahrung der letzten
Tage durch, anstatt als Notfallpatientin eine proktologische Praxis
aufzusuchen.
Schlägt mein Herz mal wieder zu schnell, rufe ich mir ins Gedächtnis, dass
ich regelmäßig unauffällige EKGs vorweise. Ich habe tatsächlich gelernt
körperliche Missempfindungen (so nannte es mein Therapeut, den ich an
dieser Stelle herzlich grüßen möchte) und temporäre physische Beschwerden
als das einzuordnen, was sie sind: Erscheinungen, die jeder Körper –
besonders mit zunehmendem Alter – mit sich bringt.
Was bin ich doch vernünftig geworden. Dachte ich. Denn etwas anders sieht
es an den Tagen vor der Menstruation aus.
[3][In welcher Phase meines Zyklus] ich mich befinde, ließe sich anhand
meiner Google-Eingaben rekonstruieren. Hier ein paar Beispiele meiner
Suchanfragen in den Tagen vor meiner letzten Periode: „Hoher Puls bei
PMS?“, „Wann im Zyklus schlägt das Herz am schnellsten?“, „Symptome f�…
hohen Blutdruck?“, „Höherer Blutdruck vor Menstruation?“, „Gefühl von…
auf der Brust, was kann es sein?“
Ihr seht schon, da kommen jedes Mal einige Katastrophenszenarien zusammen,
die mein baldiges Ableben betreffen.
Kaum blute ich, sehen meine Google-Anfragen wieder so aus: „Couchtisch
Scandi/Landhausstil unter 300€“, „Rezept für einfachen Herbsteintopf“,
„Flohmärkte Hamburg November“. Was eine Diskrepanz – von Todesszenarien …
Alltagsgemütlichkeit in nur wenigen Tagen.
## Erklärungen für Symptome finden
Was soll das schon wieder? Sind wir mit Busenweh, tiefer grundloser
Traurigkeit, unverhältnismäßiger Wut und dem irrationalen Bedürfnis, alle
Brücken hinter uns abzubrechen – nur weil die Hormone sich allmonatlich im
Ungleichgewicht befinden –, nicht genug gestraft? Scheinbar nicht.
Immerhin bin ich auf eine Erklärung gestoßen und die lautet PMM:
prämenstruelle Magnifikation. Das bedeutet, bereits vorhandene psychische
und auch physische Probleme werden während des PMS noch verschlimmert.
Gerne würde ich dem PMM mal eine ganze Kolumne widmen, doch es lässt sich
bisher kaum Literatur dazu finden.
PMM, so wird mir während des Schreibens dieser Kolumne klar, ist auch die
Erklärung dafür, dass mir vor der Periode häufig schwindeliger ist als
sonst. Zu Schwindel – im körperlichen Sinne, ich bin ein ehrlicher Mensch –
neige ich ohnehin. Und ich habe bemerkt, dass mein Gang einen Tag bevor die
Gebärmutterschleimhaut sich ablöst wackeliger ist. PMM also. Verstehe.
Wisst ihr, einerseits lebe ich in Furcht vor der nächsten Entdeckung, eines
mir bis dahin unbekannten PMS-Symptoms, andererseits ist es auch heilsam
und beruhigend, Erklärungen für diese Phänomene zu finden. So, und jetzt
entschuldigt mich, ich muss ein gemütliches Herbstrezept googlen.
15 Nov 2023
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## AUTOREN
Sarah Lorenz
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