| # taz.de -- Demonstration gegen „Amazon-Tower“: Turmbau zu Amazon | |
| > Amazon plant den Einzug in die neue Konzernzentrale in Friedrichshain. | |
| > Dagegen demonstrieren Gegner*innen am Black Friday. | |
| Bild: Demonstrant*innen fordern die Zerschlagung des Tech-Giganten | |
| Berlin taz | Sie wollten einen Turm bauen, der bis in den Himmel reicht. | |
| Gott bestrafte die Menschen für ihre Selbsterhebung. So ähnlich könnte man | |
| das mit dem Amazon-Konzern sehen. Der Tech-Gigant will ein Imperium | |
| errichten, das bis in den Himmel reicht. Dazu erhebt er sich über Gesetze | |
| und moralische Standards. Umwelt schonen? Nicht nötig. Steuern zahlen? | |
| Müssen wir nicht. Arbeitsrecht? Kennen wir nicht. Die Liste der unethischen | |
| Geschäftspraktiken des Internetkonzerns ist endlos. | |
| Für seine Selbsterhebung wurde Amazon am diesjährigen Black Friday weltweit | |
| bestraft. Im Rahmen der [1][“Make Amazon Pay“-Kampagne] traten in über 30 | |
| Ländern Amazon-Beschäftigte und Aktivist*innen in den Streik. Es sind | |
| so viele, wie noch nie zuvor. „Zahlen“ – also zur Verantwortung gezogen | |
| werden – soll der Konzern für seine [2][unmenschlichen Arbeitsbedingungen], | |
| schamlosen Steuervermeidungspraktiken und dem auf Überkonsum und | |
| gigantischen CO2-Emissionen basierenden Geschäftsmodell. | |
| Auch in Berlin-Friedrichshain gingen am Freitagnachmittag hunderte Menschen | |
| auf die Straße, um unter dem Motto „Amazon ist kein guter Nachbar“ gegen | |
| den „fiesen Tech-Konzern“ zu demonstrieren. Vor dem leblos wirkenden Klotz | |
| an der Warschauer Brücke protestierten sie gegen die hier geplante | |
| Eröffnung Amazons Konzernzentrale im nächsten Jahr. „Ein Konzern, der | |
| Mitarbeiter*innen drangsaliert, Milliarden verdient, aber keine | |
| Steuern zahlt und für digitale Überwachung steht, hat hier nichts zu | |
| suchen“, empört sich ein Mitglied der Initiative „Berlin vs Amazon“, die… | |
| der Kundgebung aufgerufen hat. | |
| Durch den Einzug Amazons in „Jeff’s Tower der Schande“ drohe dem Bezirk | |
| Friedrichshain-Kreuzberg weitere Aufwertung und Verdrängung, befürchtet | |
| Berlin vs Amazon. Sie fordern daher den Stopp des „Ausverkaufs der Stadt“ | |
| und der Gentrifizierung. Als „Gipfel des Raubtierkapitalismus“ habe | |
| [3][Amazon in ihrem Kiez nichts zu suchen.] | |
| ## Forderung nach mehr Verantwortung | |
| Das Bündnis von Aktivist*innen setzt sich nicht nur gegen den geplanten | |
| „Amazon-Tower“ ein. Sie machen sich auch für bessere Arbeitsbedingungen | |
| stark, denn die Arbeiter*innen seien diejenigen, die den „Konsumterror“ | |
| ausbaden müssten. „90 Prozent der Arbeiter*innen bei Amazon haben | |
| Migrationshintergrund“, sagt Boris Bojilov, Gewerkschaftssekretär bei | |
| Verdi. „Oftmals ist ihre Aufenthaltserlaubnis an den Arbeitsplatz gebunden. | |
| In dieser vulnerablen Situation treten sie keiner Gewerkschaft bei und | |
| Amazon kann sie ausbeuten und drangsalieren.“ | |
| Zudem seien viele der Fahrer*innen bislang bei Subunternehmen | |
| angestellt, bei denen in der Regel keine Tarifverträge gelten und die | |
| Beschäftigten weniger Lohn erhalten. Daher fordert Bojilov, dass die | |
| Politik endlich Gesetze in die Wege leitet, damit die Fahrer*innen in | |
| die Festanstellung kommen könnten. „Dann können wir aufmucken!“ | |
| Um der Ausbeutung der Arbeiter*innen, des Planeten und der Kommunen ein | |
| Ende zu setzen, hat Berlin vs Amazon Grundsätze formuliert, nach denen | |
| Amazon handeln muss, wenn es Verantwortung übernehmen will. Unter anderem | |
| fordern sie die Stärkung der Arbeiter*innenrechte, höhere Umweltstandards, | |
| den Schutz des Kiezes und ein Ende der Überwachung. Sie fordern zudem eine | |
| Konzern-Besteuerung, die kartellrechtliche Zerschlagung Amazons | |
| Monopolmacht sowie die Einleitung der Vergesellschaftung. „Ansonsten kann | |
| Amazon nicht erwarten in Berlin willkommen geheißen zu werden“, so die | |
| Aktivist*innen. | |
| Diese Erwartung sollte sich Amazon jedoch in jedem Fall abschreiben. Eine | |
| Demonstrantin drückt ihren Wunsch aus, „dass der Tower aussieht, wie das | |
| Axel Springer Gebäude nach dem RAF-Anschlag '72.“ Ein anderer versichert | |
| ihr, dass Gott das richten werde. | |
| 25 Nov 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Make-Amazon-pay/!5951047 | |
| [2] /Arbeitsbedingungen-bei-Amazon/!5722884 | |
| [3] /Stadtentwicklung-und-Gentrifizierung/!5647537 | |
| ## AUTOREN | |
| Lilly Schröder | |
| ## TAGS | |
| Amazon | |
| Gentrifizierung | |
| Monopol | |
| Amazon | |
| Schwerpunkt USA unter Trump | |
| Black Friday | |
| Kapitalismus | |
| Schwerpunkt Gentrifizierung in Berlin | |
| Hochhaus | |
| Schwerpunkt Gentrifizierung in Berlin | |
| Wochenvorschau | |
| Schwerpunkt Gentrifizierung in Berlin | |
| Digitalisierung | |
| Amazon | |
| Amazon | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Einzug in den Amazon-Tower: Die Amazonisierung der Stadt | |
| Der Tech-Konzern ist in das Hochhaus an der Warschauer Straße gezogen. | |
| Initiativen konnten das nicht verhindern, setzen ihren Protest jedoch fort. | |
| Washington Post cancelt Bezos-Karikatur: Demokratie ersäuft in Geld | |
| Die Washington Post verhindert eine Karikatur, die Jeff Bezos’ Nähe zu | |
| Trump kritisiert. Ein Symbol dafür, wie die USA in Richtung Oligarchie | |
| abdriften. | |
| Black Friday: KI-Schnäppchen betrügerisch billig | |
| Am Black Friday wollen deutsche Käufer:innen im Schnitt 317 Euro | |
| ausgeben. Doch gefälschte Onlineshops locken dank KI immer überzeugender in | |
| Fallen. | |
| Hype um Black Friday: Shoppen ist kein Sternenhimmel | |
| Am Black Friday ist alle Kapitalismuskritik grau. Arme könnten da auch mal | |
| eine Waschmaschine kaufen. Eine Waschmaschine aber löst das Problem nicht. | |
| Debatte um Berliner Hochhausleitbild: Wer hat den Größten? | |
| Das Baukollegium überarbeitet die Vorgaben für neue Großprojekte. Bei der | |
| Überarbeitung könnte der Anteil für gemeinwohlorientierte Nutzung | |
| wegfallen. | |
| Berlins erster „Wolkenkratzer“: Magische Marke ohne Kiezanschluss | |
| Der Estrel-Tower ist der erste „Wolkenkratzer“ der Hauptstadt. Mit dem | |
| umgebenden Neuköllner Kiez ist er kaum verbunden. | |
| Bewegungstermine in Berlin: Alexa, vertreib die Anwohner | |
| Amazon will in Friedrichshain einziehen. Gegen den Tech-Konzern, der das | |
| Spreeufer verschandelt und Arbeiter:innen ausbeutet, gibt es Protest. | |
| Die Wochenvorschau für Berlin: Zwischen Antifa und Amazon | |
| Während die Politik beim Besuch des dänischen Königspaars vor allem an | |
| Abschiebungen denkt, geht es in Friedrichshain noch immer gegen | |
| Verdrängung. | |
| Kritik am Meldewesen in Berlin: Adressen für alle! | |
| Dass man sich nur mit Zustimmung des Vermieters an der Wohnadresse anmelden | |
| kann, erschwert vielen Migrant*innen das Leben: Ein Bündnis will das | |
| ändern. | |
| Gutachten zum Amazon-Konzern: Wie man das Monopol zerschlägt | |
| Die Bundesregierung hat das Kartellrecht verschärft. Nun stellt eine NGO | |
| ein Gutachten dazu vor, wie sich der Onlinehändler Amazon entflechten | |
| ließe. | |
| Protest gegen Gentrifizierung: Singen gegen Amazon | |
| Eine Protest-Oper arbeitet sich am Amazon-Tower ab und zeigt, dass das | |
| widerständige Berlin noch nicht Geschichte ist. | |
| Kunstwerk am Amazon-Tower: Interpretation mit der Spraydose | |
| Um den öffentlichen Raum zu bereichern, enthüllt der Immobilienentwickler | |
| Edge ein mysteriöses Kunstwerk. Doch das scheint nicht allen zu gefallen. |