# taz.de -- EuGH-Urteil zum Schufa-Score: Problem Schufa ungelöst | |
> Die Auskunftei basiert auf einem intransparenten System, das Menschen | |
> wirtschaftliche Teilhabe verwehrt. Gut, dass der EuGH ihre Macht nun | |
> eingeschränkt hat. | |
Bild: Der Schufa-Score darf nicht maßgeblich für die Kreditvergabe sein | |
Der [1][Schufa-Score] darf nicht entscheidend dafür sein, ob jemand einen | |
Kredit bekommt oder nicht. Was eigentlich selbstverständlich sein sollte, | |
hat nun auch der Europäische Gerichtshof (EuGH) entschieden. Doch damit ist | |
das Problem Schufa und ihre häufig erratisch wirkende Bonitätseinschätzung | |
keineswegs gelöst. | |
Denn auch, wenn das Unternehmen sich in den vergangenen Jahren zunehmend | |
darum bemüht, den Score und dessen Zustandekommen zumindest einigermaßen zu | |
erklären, löst die selbst ausgerufene Transparenzoffensive nicht das | |
strukturelle Grundproblem der Schufa: Hier entscheidet ein | |
Privatunternehmen über die wirtschaftliche Teilhabe von Personen. | |
Und wirtschaftliche Teilhabe – das muss ja nicht gleich der Bankkredit | |
sein. Es ist auch der Internetvertrag, das Mietverhältnis oder die Frage, | |
ob jemand beim Online-Shopping einen Kauf auf Rechnung oder beim Kauf der | |
Waschmaschine im Laden eine Ratenzahlung angeboten bekommt. | |
Es geht also um extrem viel Macht, gründend auf einem extrem | |
undurchsichtigen System. Dass die Schufa gerne noch mehr Daten hätte – auf | |
freiwilliger Basis zum Beispiel Einblick in die Kontobewegungen –, | |
vergrößert diese Macht noch. Ebenso wie den Druck auf die | |
Verbraucher:innen, diese Möglichkeit der Score-Verbesserung zu nutzen. | |
Das Urteil ist aber auch deshalb spannend, weil es sich nicht nur auf die | |
Schufa auswirken könnte. Denn jenseits der Auskunftei sind wir längst | |
umgeben von automatisierten Entscheidungen. [2][Algorithmen auf TikTok und | |
X], perspektivisch auch künstliche Intelligenzen, übernehmen zunehmend | |
Entscheidungsmacht. [3][KI-Systeme sind besonders heikel], weil häufig | |
niemand nachvollziehen kann, wie eine bestimmte Entscheidung überhaupt | |
zustande gekommen ist. | |
Der Faktor Transparenz, und zwar vollumfassende Transparenz, wird daher | |
immer wichtiger. Diese Erkenntnis scheint noch nicht überall angekommen zu | |
sein. Auch bei der Schufa selbst nicht. | |
7 Dec 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Vor-EuGH-Urteil-zur-Schufa/!5978270 | |
[2] /Diskriminierung-durch-KI/!5953408 | |
[3] /Debatte-um-Technologieregulierung/!5959678 | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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