# taz.de -- Linksparteitag in Augsburg: Kein einfacher Neuanfang | |
> Für die neue Linkspartei ohne Wagenknecht wird der bloße Rückgriff auf | |
> das alte Grundsatzprogramm nicht reichen – gerade mit Blick auf Russland. | |
Bild: Die Linken-Vorsitzenden Janine Wissler und Martin Schirdewan beim Parteit… | |
Dass mit dem Abgang von Sahra Wagenknecht und ihrem Anhang eine neue | |
Zeitrechnung begonnen hat, will die Linke auch optisch demonstrieren. Auf | |
ihrem Parteitag in Augsburg präsentiert sie sich mit neuem Logo. Es habe | |
eine „neue Schärfe“ und eine „nonkonforme Schräge“, wird es von der P… | |
angepriesen. Vor allem ist es nicht mehr schwarz-weiß mit nur einem kleinen | |
keilförmigen roten Tupfer als i-Punkt. | |
Die Farbe Rot ist jetzt vielmehr dominant. Das Logo werde so „zum wehenden | |
Banner“, schwärmt die Parteiführung. Bei dem dreitägigen Event in der | |
Bert-Brecht-Stadt geht es vor allem darum, möglichst starke Zeichen zu | |
setzen: dass die Linke noch da ist – und dass sie an ihre Zukunft glaubt. | |
Viel ist unter den mehr als 500 Delegierten von Aufbruch und Neuanfang die | |
Rede. Die Abspaltung von Wagenknecht & Co. scheint bei der überwiegenden | |
Mehrzahl der Verbliebenen vor allem für große Erleichterung zu sorgen, weil | |
damit die systematische Zerstörung der Linken von innen heraus nun endlich | |
vorbei ist. Doch auch wenn die Partei derzeit etwa [1][doppelt so viele | |
Eintritte wie Austritte] verzeichnet, wäre es ein gefährlicher Selbstbetrug | |
zu glauben, sie habe ihre Existenzkrise bereits überwunden. Der Parteitag | |
ist vielmehr nur eine Etappe auf einem Weg, von dem noch unklar ist, wohin | |
er führen wird. | |
Der quälend lange Trennungsprozess hat tiefe Spuren hinterlassen, die nicht | |
so einfach zu beseitigen sind. Zumal ja mit dem Abschied der | |
„Linkskonservativen“ die Linke – zum Glück – keine stromlinienförmige | |
Partei geworden ist. Weiterhin bestehen große soziokulturelle Unterschiede | |
zwischen Ost und West, jüngeren und älteren Mitgliedern; parlamentarisch | |
fixierten Politikvorstellungen stehen mehr bewegungsorientierte Ansätze | |
gegenüber; sozialdemokratische Reformer:innen tummeln sich Seit’ an | |
Seit’ mit traditionslinken Gewerkschafter:innen und | |
Ökosozialist:innen. Besinnen sie sich auf das Gemeinsame, um das Trennende | |
aushaltbar, vielleicht sogar produktiv zu machen? Wird es gelingen, eine | |
solidarische Diskussionskultur zu entwickeln, die den Anspruch, [2][eine | |
pluralistische linke Partei zu sein], auch praktisch einlöst? | |
Das ist genau so offen wie die Frage, ob es zu mehr reichen wird, als sich | |
auf wenig überzeugende Formelkompromisse zu verständigen, wie das in der | |
Vergangenheit üblich war. Schon gar nicht reicht der bloße Rückgriff auf | |
das alte Grundsatzprogramm aus dem Jahr 2011, denn da findet sich | |
beispielsweise keine Antwort darauf, was in Zeiten des russischen | |
Angriffskriegs gegen die Ukraine linke Friedenspolitik sein kann, sein | |
muss. Ausreichend Platz für [3][eine linke Partei auf der Höhe der Zeit], | |
eine mit Strahlkraft, gibt es, die Nach-Wagenknecht-Linke muss ihn nur noch | |
finden. | |
18 Nov 2023 | |
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## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
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