# taz.de -- Buchpreis für Tonio Schachinger: „Feinsinnige Ironie“ | |
> Der Deutsche Buchpreis 2023 geht an Tonio Schachinger. Sein Roman | |
> „Echtzeitalter“ erzählt die Geschichte eines Gymnasiasten im Wiener | |
> Eliteinternat. | |
Bild: Ausgezeichnet: Der Schriftsteller Tonio Schachinger | |
FRANKFURT/MAIN dpa/taz | Der österreichische Autor Tonio Schachinger erhält | |
für seinen Roman „Echtzeitalter“ den Deutschen Buchpreis 2023. Das gab der | |
Börsenverein des Deutschen Buchhandels am Montag in Frankfurt am Main | |
bekannt. Bereits vor vier Jahren stand Schachinger, [1][mit seinem Debüt | |
„Nicht wie ihr“] auf der Shortlist für den renommierten Literaturpreis. | |
Der Coming-of-Age-Roman „Echtzeitalter“ (Rowohlt Verlag) erzählt die | |
Geschichte des Gymnasiasten Till, der ein Wiener Eliteinternat besucht. Es | |
geht um den Zerfall der Familie, um Freundschaften, die erste Liebe. Und es | |
geht ums Gaming, denn die Pubertät von Till spielt sich zu großen Teilen im | |
Netz ab. | |
„Auf den ersten Blick ist Tonio Schachingers,Echtzeitalter' ein Schulroman. | |
Auf den zweiten viel mehr als das: ein Gesellschaftsroman“, heißt es in der | |
Begründung der Jury. „Mit feinsinniger Ironie spiegelt Schachinger die | |
politischen und sozialen Verhältnisse der Gegenwart: Aus gebildeten | |
Zöglingen spricht die rohe Gewalt. Die Welt der Computerspiele bietet einen | |
Ort der Fantasie und Freiheit“, heißt es weiter in der Begründung. Auf | |
erzählerisch herausragende und zeitgemäße Weise verhandle der Text die | |
Frage nach dem gesellschaftlichen Ort der Literatur. | |
Schachinger wurde 1992 im indischen Neu-Delhi geboren, studierte | |
Germanistik und Sprachkunst in Wien und lebt dort heute. Neben ihm standen | |
[2][in der Endrunde] noch [3][Terézia Mora] („Muna oder Die Hälfte des | |
Lebens“), Necati Öziri („Vatermal“), [4][Anne Rabe] („Die Möglichkeit… | |
Glück“), [5][Sylvie Schenk] („Maman“) sowie [6][Ulrike Sterblich] | |
(„Drifter“). | |
In diesem Jahr waren insgesamt 196 Romane von 113 deutschsprachigen | |
Verlagen im Rennen. Im August gab die siebenköpfige Jury dann ihre | |
Vorauswahl, [7][die 20 Titel umfassende Longlist] bekannt, im September | |
folgte [8][die Shortlist mit den sechs Finalisten]. | |
## Eine der wichtigsten Auszeichnungen der Branche | |
Der Deutsche Buchpreis gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen der | |
Branche und wird seit 2005 verliehen. Der Preis ist mit insgesamt 37.500 | |
Euro dotiert: Der Sieger erhält 25.000 Euro, die übrigen Autoren der | |
Shortlist jeweils 2.500 Euro. | |
Vergeben wird der Buchpreis von der Stiftung Buchkultur und Leseförderung | |
des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Im vergangenen Jahr hatten 124 | |
Verlage 202 Werke eingereicht. Der Preis ging dann an [9][Kim de l'Horizon | |
für den Roman „Blutbuch“]. | |
Die Jury des Deutschen Buchpreises wird jedes Jahr neu bestimmt. In diesem | |
Jahr gehörten ihr an die Journalistin Shila Behjat, der Frankfurter | |
Literaturprofessor Heinz Drügh, die FAZ-Redakteurin Melanie Mühl, die | |
Buchhändlerin Lisa Schumacher, als Vorsitzende der Jury die | |
Literaturkritikerin Katharina Teutsch, der Buchhändler und Buchblogger | |
Florian Valerius sowie Matthias Weichelt, Chefredakteur der Zeitschrift | |
Sinn und Form. | |
Die Verleihung des Deutschen Buchpreises gilt als Auftakt [10][der | |
Frankfurter Buchmesse], die offiziell am 17. Oktober eröffnet wird, | |
diesjähriges Gastland ist Slowenien, das, gemessen an seiner Einwohnerzahl | |
von 2 Millionen Menschen, eine beachtliche Anzahl von Autorinnen und | |
Autoren hat. | |
16 Oct 2023 | |
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[1] /Tonio-Schachingers-Roman-Nicht-wie-ihr/!5629236 | |
[2] /Shortlist-zum-Deutschen-Buchpreis/!5958234 | |
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