# taz.de -- Betätigungsverbot für Hamas und Samidoun: Spätes, aber wichtiges… | |
> Nancy Faeser hat zwei islamistische Gruppen verboten, die schon seit | |
> vielen Jahren auffallen. Die Frage bleibt: warum erst jetzt? | |
Bild: Stolz präsentiert Bundesinnenministerin Nancy Faeser am Donnerstag in Be… | |
Die Hamas und die mit ihr sympathisierende Gruppe Samidoun [1][sind nun | |
also in Deutschland verboten]. Und es gibt gleich mehrere Gründe, hier zu | |
fragen: Wie kann das sein, dass das erst jetzt erfolgt? Schon 2001 wurde | |
die Hamas von der Europäischen Union als terroristisch eingestuft. Seitdem | |
haben die Islamisten keinen Zweifel daran gelassen, dass sie Israel | |
vernichten wollen. Sie propagierten Terror, feuerten Raketen auf das Land, | |
feierten „Märtyrer“. Alles kein Grund, schon vor Jahren ein | |
Betätigungsverbot auszusprechen? | |
Auch Samidoun gründete sich schon 2011. In Deutschland tritt die Gruppe | |
selbstbewusst auf, vor allem in der Hauptstadt. Auf der Straße fordert sie | |
ein Palästina „from the river to the sea“ – und damit die Beseitigung | |
Israels. Sie sucht Auseinandersetzungen mit der Polizei, Terror als Mittel | |
des „Widerstands“ ist ihr recht. | |
Das Vorgehen gegen beide Gruppen wurde bereits drei Wochen im Vorfeld | |
angekündigt. Normalerweise gilt bei Verboten die eherne Regel: Nicht vorher | |
darüber sprechen, sondern vollstrecken, wenn genug Material beisammen ist. | |
Damit hatten die Aktivisten drei Wochen Zeit, sich auf das Verbot | |
vorzubereiten und womöglich Dinge beiseite zu schaffen. | |
Wobei, und auch das fällt aus dem üblichen Rahmen: Durchsuchungen gab es am | |
Donnerstag gar nicht – anders als etwa vor drei Jahren beim | |
Hisbollah-Betätigungsverbot. So bleibt am Ende vor allem ein Zeichen, auch | |
nach außen: Wir dulden hierzulande keinen Israelhass. Zumindest jetzt nicht | |
mehr. | |
## Worte reichen nicht | |
Um es klar zu sagen: Es ist ein spätes, aber richtiges Zeichen. Natürlich | |
darf der Rechtsstaat nicht leichtfertig mit Verboten umgehen. Wenn aber die | |
Hamas hierzulande Spenden für den Terror sammelt, wenn Samidoun das | |
schlimmste Massaker an Juden seit der Shoa [2][mit Jubelparolen und Baklava | |
feiert] und danach antiisraelische Proteste anheizt, während die | |
Bundesregierung beteuert, dass Antisemitismus keinen Platz in diesem Land | |
habe, dann gibt es kein Vertun mehr. Dann sind diese Verbote überfällig. | |
Es ist deshalb ein irritierender Befund, dass Nancy Faesers | |
Innenministerium und die Sicherheitsbehörden die Gruppen nicht schon länger | |
intensiv im Blick hatten. Angesichts NSU, Hanau oder Halle ist es richtig, | |
den Rechtsextremismus als größte Bedrohung zu sehen. Und gerade Halle | |
zeigt, wie [3][hausgemacht der rechtsextreme Antisemitismus] ist. Aber | |
wenn dieser auch auf anderen politischen Feldern kultiviert wird, darf er | |
einfach nicht aus dem Blick geraten. | |
Es bleibt dabei: Es darf für Judenhassende kein Sicherheitsgefühl geben, | |
erst recht nicht in diesem Land. Und Phrasen allein werden dieses Gefühl | |
nicht nehmen. Deshalb braucht es diese Verbote. Aber auch mehr – nämlich | |
zivilgesellschaftliche Arbeit. Mit Aufklärungsprojekten, mit Widerspruch | |
gegen Antisemitismus von jeder und jedem Einzelnen. Wie viel es hier zu tun | |
gibt, offenbaren diese Tage auf erschreckendste Weise. | |
2 Nov 2023 | |
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[1] /Verbot-von-Hamas-und-Samidoun/!5970550 | |
[2] /Antisemitismus-und-die-Hamas/!5967046 | |
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## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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Robert Habeck | |
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