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# taz.de -- Sportförderung soll gekürzt werden: Integration steht auf der Kip…
> Der Breitensport soll mehr leisten, bekommt aber weniger Geld. Für den
> ohnehin immer knapp finanzierten organisierten Sport sind die Folgen
> drastisch.
Bild: Fördert den Zusammenhalt, soll aber finanziell nicht mehr gefördert wer…
Der Montag gilt gemeinhin nicht als besonders beliebter Wochentag. Das ist
bei vielen Bewohner: innen eines Übergangswohnheims für Geflüchtete im
Bremer Uni-Viertel anders. Ungefähr 50 der insgesamt 500 Bewohner:innen
treffen sich am späten Nachmittag auf einem Sportplatz der Uni zum
Fußballspielen – Kinder und Erwachsene, Männer und Frauen, angeleitet von
drei ehrenamtlichen Trainer:innen.
Organisiert wird dieses Angebot vom FC Riensberg 11, dem kleinsten
Sportverein Bremens, der vor zwölf Jahren von ein paar Freunden gegründet
wurde. „Wir haben keine eigene Anlage und mieten die Plätze bei der Uni“,
sagt der Vereinsvorsitzende Ingo Brüning der taz. „Je mehr Mannschaften wir
haben, desto mehr müssen wir bezahlen.“
Die Platzmiete und die Sachkosten für die wöchentliche 90-Minuten-Einheit
der Geflüchteten werden bislang über das [1][Bundesprogramm „Integration
durch Sport“] finanziert. Genauso wie das samstägliche Mixed-Team aus
Männern und Frauen und ab nächstes Jahr ein geplantes Inklusions-Team. Doch
plötzlich stehen Fragezeichen hinter diesen Projekten. Der Sporthaushalt im
Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) sieht nach aktuellen
Planungen eine Kürzung um rund zehn Prozent vor. Betroffen wäre auch das
Programm Integration durch Sport.
„Wenn man dem Sport die gesellschaftspolitische Bedeutung des Miteinanders
zuweist, dann passt es nicht, wenn man an dieser Stelle die Gelder kürzt –
das gilt für den Bundes- und den Landeshaushalt“, sagt die Vorsitzende des
Landessportbundes Bremen (LSB), Eva Quante-Brandt der taz. Das
LSB-Präsidium hat den Bremer Senat aufgefordert, sich dafür einzusetzen,
dass alle den Sportbereich betreffenden Kürzungen im Bund nicht umgesetzt
werden. Zu denen gehören auch geplante Einsparungen bei den
Freiwilligendiensten.
## Bastion des gesellschaftlichen Zusammenhalts
Im Breitensport trifft eine auf Kante genähte Finanzierung auf immer
größere Ansprüche von außen. Er gilt als eine der letzten Bastionen des
gesellschaftlichen Zusammenhalts, während ringsum neue Gräben aufreißen –
und während er selbst durch bröckelndes ehrenamtliches Engagement, Corona
und Energieverteuerung zusätzlich gebeutelt wurde.
„Eine Kürzung wäre für uns eine Katastrophe“, sagt Ingo Brüning. „Es …
doch darum, möglichst viele Menschen zum Sport zu bewegen. Die
Leidtragenden wären die Teams, die wir gerade aufgebaut haben.“
Mit welch provisorischen Mitteln die Sportvereine schon jetzt für ihre
gesellschaftliche Mammutaufgabe ausgestattet sind, zeigen die möglichen
Folgen der geplanten Kürzungen bei den Freiwilligendiensten.
In Niedersachsen sorgen im Moment rund 800 und in Bremen 54 Freiwillige in
Sportvereinen dafür, dass der Betrieb aufrechterhalten wird. Davon würden
in Niedersachsen ca. 200 und in Bremen 16 Stelle wegfallen – eine
Situation, die der LSB Niedersachsen als „dramatisch bezeichnet.“ Die
Sportministerkonferenz hat den Bund inzwischen einstimmig aufgefordert, die
Kürzungen in diesem Bereich zurückzunehmen.
In Bremen kommt hinzu, dass die vor Kurzem vorgelegten Eckwerte für den
[2][Doppelhaushalt 2024/2025] ebenfalls globale Minderausgaben beinhalten.
„Wenn der Bremer Sporthaushalt in der Form gekürzt wird und man sich nicht
an die Zielsetzungen des Koalitionsvertrages hält, dann steht der
organisierte Sport mit dem Rücken zur Wand“, sagt Quante-Brandt. Der
[3][Koalitionsvertrag zwischen SPD, Grünen und Linken] sieht unter anderem
Verbesserungen im Bereich der ehren- und hauptamtlichen
Übungsleiter:innen vor. Wie das mit weniger Mitteln geleistet werden
soll, ist schleierhaft.
Gar nicht in den aktuellen Haushaltsplanungen berücksichtigt ist das
laufende Projekt des Landessportbundes zur Prävention vor sexualisierter
Gewalt. „Das wäre ein fatales gesellschaftspolitisches Signal vor dem
Hintergrund all der Fälle, von denen wir wissen“, sagt Quante-Brandt. Auf
Nachfrage beim Senat wird sich der Senator für Inneres und Sport „dafür
einsetzen, dass die Finanzierung des Projektes ermöglicht wird.“
## Finanzierung ist ein Flickenteppich
Sportvereine finanzieren ihre Arbeit neben Mitgliedsbeiträgen und
Sponsorengeldern über einen Flickenteppich unterschiedlichster
Projektförderungen. Die müssen entdeckt, beantragt, sachgemäß verwendet,
abgerechnet und nachgewiesen werden. Nur Großvereine können sich dafür
hauptamtliche Mitarbeiter:innen leisten.
Die anderen will der Landessportbund in Zukunft intensiver beraten und
unterstützen und fordert dafür eine bessere personelle Ausstattung der
Geschäftsstelle. Die sei auch nötig, um die Bremer Sporthallen künftig
effektiver zu managen, so Quante-Brandt. Bislang wird der dafür zuständige
LSB erst informiert, wenn eine Halle geschlossen werden muss.
29 Oct 2023
## LINKS
[1] https://www.bmi.bund.de/DE/themen/heimat-integration/integration/integratio…
[2] /Schulden-fuer-Klimaschutz-und-Kriegsfolgen/!5890522
[3] /Koalitionsvertrag-fuer-Bremen/!5940126
## AUTOREN
Ralf Lorenzen
## TAGS
Sportförderung
Geflüchtete
Integration
Ehrenamt
Inklusion
Fußball
Senat Bremen
Migration
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