Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Vogelschutz am Flughafen BER: Kein großer Schutz für kleine Flieg…
> Berlins Tierschutzbeauftragte kritisiert die Flughafengesellschaft für
> fehlenden Vogelschutz am BER. Die sagt, sie halte alle Auflagen ein.
Bild: Drei von ungezählten Vögeln, die eine Begegnung mit dem BER nicht über…
Berlin taz | Die großen Vögel heben am Flughafen BER mit gehörigem Lärm ab
– die kleinen verenden relativ lautlos und von den meisten unbemerkt. In
den seit Jahren schwelenden Konflikt zwischen TierschützerInnen und der
Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg (FBB) hat sich nun auch
[1][Berlins Landestierschutzbeauftragte Kathrin Herrmann eingeschaltet]:
Sie spricht von einem „massenhaften Vogelsterben infolge von Kollisionen“
mit der Glasfassade des BER-Hauptterminals. Dieser Verstoß „gegen den Tier-
und Artenschutz darf nicht länger hingenommen werden“.
Anlass für Herrmanns öffentliche Kritik an der FBB war der jüngste Fund von
fast 30 Kohl-, Tannen- und Blaumeisen, die offenkundig durch den Aufprall
an Glasflächen gestorben waren. Die Finderin hatte das in einer
Facebook-Gruppe für Wildvogel-Notfälle gepostet. [2][VogelschützerInnen
beklagen aber nicht erst seit der Inbetriebnahme des BER], dass dort
täglich Vögel sterben – keineswegs nur die omnipräsenten Stadttauben,
sondern viele seltene Arten, von der Haubenlerche bis zur Waldschnepfe.
„Bei den Vögeln, die sofort sterben, qualvoll verenden oder schwer verletzt
sind, handelt es sich um besonders geschützte Arten, die durch Gebäude
keinem signifikant erhöhten Tötungs- und Verletzungsrisiko ausgesetzt
werden dürfen“, schreibt die Tierschutzbeauftragte und fordert die FBB auf,
auf den Glasfassaden „umfassend Vogelschutzfolie“ anzubringen. Angesichts
der Zahl toter Vögel sei „längst klar, dass der Betreiber gegen
Naturschutzrecht verstößt. Umso verwunderlicher ist es, dass die
Naturschutzbehörden bislang keinen Grund gesehen haben hier umfassend
einzuschreiten.“
## Unklare Zahlen
Wie viele Tiere tatsächlich mit dem Terminal kollidieren, lässt sich dabei
nur schätzen – Zählungen sind Momentaufnahmen, die Kadaver werden meist
schnell durch Fuchs und Krähe oder das Reinigungspersonal entsorgt.
„Mehrere tote Vögel wurden vor meinen Augen von der vorbeifahrenden
Kehrmaschine aufgewischt“, sagt Claudia Wegworth vom Berliner
Tierschutzbeirat zur taz, sie beobachtet seit Jahren den Vogelschlag am
Gebäude. „Man macht dort also regelmäßig gründlich sauber, damit sich
niemand daran stören kann.“
Bei der FBB verweist man darauf, dass alle Flughafengebäude den erteilten
Baugenehmigungen entsprechen. Außerdem, so Sprecher Jan-Peter Haack, komme
das „Phänomen, dass Vögel Gebäude nicht immer erkennen, weltweit bei
verschiedensten Gebäuden vor“, es handele sich um keine Besonderheit des
BER. Trotzdem habe die FBB auf Berichte reagiert und „seit der
Inbetriebnahme bereits neuralgische Glasflächen mit Folien ausgerüstet“.
Mit bestimmten Mustern bedruckte Folien gelten Fachleuten als einzige
wirksame Lösung, mit denen „unsichtbares“ oder spiegelndes Glas für Vögel
als Hindernis erkennbar wird. Am BER habe seitdem eine „signifikante
Verbesserung dokumentiert werden“ können, so Sprecher Haack. „Zu weiteren
Maßnahmen befinden wir uns in Planungen und fortlaufenden Abstimmungen mit
sämtlichen zuständigen Behörden.“
Zuständig für den Tier- und Artenschutz am BER ist das Umweltamt des
Landkreises Dahme-Spreewald. Von diesem habe man aktuell keine
weitergehende Auflage, so der Sprecher. Sollte es sie geben, „werden wie
sie natürlich einhalten“. Eine taz-Anfrage dazu konnte das Umweltamt nicht
umgehend beantworten.
## Nur Appelle möglich
Kathrin Herrmann gibt zu bedenken, dass sie als Tierschutzbeauftragte des
benachbarten Bundeslandes weder Anordnungs- noch Klagerecht habe: „Mir
bleibt es als beratende Stelle mit unabhängiger Fachkompetenz, sowohl an
die Verantwortlichen der FBB als auch an die zuständigen Behörden zu
appellieren, die geltenden artenschutzrechtlichen Vorschriften zum
Vogelschutz umzusetzen.“ Auf ihre Kritik hin habe sich allerdings weder die
FBB noch das Brandenburger Landesamt für Umwelt geäußert.
Zur Frage, was tatsächlich bereits an Schutzmaßnahmen umgesetzt wurde,
verweist Herrmann auf die Antwort des Senats auf eine schriftlichen Anfrage
aus dem Abgeordnetenhaus von Ende 2022. Demnach wurden 850 von insgesamt
rund 70.000 Quadratmetern Glasfassade mit Vogelschutzfolie beklebt.
Laut Claudia Wegworth bedeckt die Folie, deren Wirksamkeit sie zudem
anzweifelt, aber nur wenige Quadratmeter des Terminalgebäudes selbst
(„wurde nur angebracht, um zu testen, wie es aussieht“). Vor allem seien
die gläsernen Wegbegrenzungen in den Kolonnaden im Außenbereich beklebt
worden – aber auch diese nur lückenhaft. Gerade erst habe sie an den
unbeklebten Flächen im Bereich der Parkhauseinfahrt [3][wieder „20 Abdrücke
von kollidierten Tauben gezählt“].
18 Oct 2023
## LINKS
[1] https://www.berlin.de/lb/tierschutz/presse/pressemitteilungen/2023/pressemi…
[2] /Vogelschutz-am-BER/!5870568
[3] /Vogeltod-durch-Kollision-mit-Glas/!5750370
## AUTOREN
Claudius Prößer
## TAGS
Tierschutz
Flughafen Berlin-Brandenburg (BER)
Vögel
Schwarz-rote Koalition in Berlin
Flughafen Berlin-Brandenburg (BER)
Flughafen Berlin-Brandenburg (BER)
Bauen
Tesla
Flughafen Berlin-Brandenburg (BER)
Flughafen Berlin-Brandenburg (BER)
## ARTIKEL ZUM THEMA
Berlins CDU-Justizsenatorin Badenberg: Tierschutzbeauftragte auf der Abschussli…
Die Berliner Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz stellt die
Landestierschutzbeauftragte ohne Angabe von Gründen vom Dienst frei.
Vogelschutz am Flughafen BER: Endlich ein Herz für Vögel
Seit Jahren fordern Naturschützer, das BER-Hauptterminal vogelsicher zu
machen. Jetzt macht die Flughafengesellschaft einen ersten größeren
Schritt.
Fluggast-Zahlen am BER: Durchstarten im flachen Winkel
Am Hauptstadt-Airport wird wieder mehr geflogen. Im Vergleich zum
Vor-Corona-Niveau sind es allerdings fast eine Million Passagiere pro Monat
weniger.
Neufassung der Berliner Bauordnung: Das Dach bleibt kahl
Der BUND kritisiert die Novelle der Bauordnung, die der Bauausschuss am
Montag wohl durchwinkt: Die Chance zu mehr Nachhaltigkeit sei vertan.
Die Wochenvorschau für Berlin: Flieger, komm nach Hause
Das Land kann die Wärmewende in Richtung Klimaneutralität wohl bald selbst
umsetzen – dank einem Deal mit dem Vattenfall-Konzern.
Vogelschutz am BER: Lückenhafte Rettungsversuche
An den Glasfassaden des Berliner Flughafen sterben viele Vögel, sagen
NaturschützerInnen. Die Flughafengesellschaft spricht von sinkenden Zahlen.
Vogeltod durch Kollision mit Glas: Fatale Flugunfälle am BER
NaturschützerInnen klagen über die vielen Vögel, die an den üppigen
Glasfassaden des BER verenden. Die Flughafengesellschaft will nachbessern.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.