# taz.de -- Vogelschutz am Flughafen BER: Endlich ein Herz für Vögel | |
> Seit Jahren fordern Naturschützer, das BER-Hauptterminal vogelsicher zu | |
> machen. Jetzt macht die Flughafengesellschaft einen ersten größeren | |
> Schritt. | |
Bild: Manche kommen gerade noch einmal davon: verletzt am BER aufgefundener Tur… | |
Berlin taz | Fast anderthalb Jahrzehnte nach der baulichen Fertigstellung | |
des Terminal 1 am Flughafen BER wird die Flughafengesellschaft | |
Berlin-Brandenburg (FBB) in der kommenden Woche damit beginnen, große Teile | |
der riesigen Glasfassaden mit gepunkteter Vogelschutzfolie zu präparieren. | |
Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), der seit Jahren darauf | |
hinweist, dass unzählige Tiere durch Aufprall an den Scheiben sterben, | |
verbreitete die Information am Freitag, die FBB bestätigte dies auf | |
Nachfrage. | |
[1][Wie die taz berichtete], fordern NaturschützerInnen schon seit Langem, | |
dass die Glasflächen am BER-Terminal und seinen Nebengebäuden mit einer | |
Folie beklebt werden, die die Gefahr für Vögel minimiert. Für diese sind | |
die Scheiben oft unsichtbar, was tausendfach zum oft tödlichen Aufprall im | |
vollen Flug führt. Genaue Zahlen gibt es nicht, aber laut BUND-Expertin | |
Claudia Wegworth verenden regelmäßig Tiere am Terminal. Sie selbst | |
[2][dokumentiert seit mehreren Jahren] Funde von Vogelkadavern und | |
Aufprallspuren an den Scheiben. | |
Mithilfe anderer BeobachterInnen hat Wegworth ein breites Spektrum an | |
verunglückten Arten registriert – von Turmfalken und Blaumeisen bis zu | |
Singdrosseln und Waldschnepfen. Auf ihre regelmäßige Forderung, Abhilfe zu | |
schaffen, hatte die FBB bisher lediglich mit dem probeweisen Anbringen von | |
rund 850 Quadratmetern Vogelschutzfolie reagiert. Solche Folien, die etwa | |
durch Längsstriche oder Punkte das Glas für die Tiere als Hindernis | |
erkennbar machen, gibt es schon seit Längerem. Viele Bauherren und | |
Eigentümer scheuen allerdings vor ihrem Einsatz aus Kostengründen zurück, | |
oder weil sie um die transparente Ästhetik fürchten. | |
Ab Montag und voraussichtlich bis Jahresende wird die FBB nun fast 4.000 | |
Quadratmeter Folie am Terminal 1 anbringen. Das ist freilich immer noch nur | |
ein relativ kleiner Teil der insgesamt rund 20.000 Quadratmeter Glasfassade | |
des Gebäudes, zu denen weitere Flächen an den Piers kommen. | |
Wegworth sieht in der Maßnahme der FBB dann auch „ersten wichtigen Schritt“ | |
und sagt: „Es freut uns, dass die Flughafengesellschaft jetzt ernsthaft in | |
die fachgerechte Lösung des Problems einsteigt.“ Allerdings müsse auch der | |
Rest des Terminals von Vogelschutz-Expert*innen untersucht werden. Auf der | |
Grundlage von deren Einschätzungen sollten dann weitere Risikofaktoren wie | |
die nächtlichen Lichtemissionen und ungesicherte Lichtschächte behoben | |
werden. | |
## Unklare Lage am Rollfeld | |
Der taz sagte Wegworth, dass die Menge der Folie nach ihrer Einschätzung | |
für den vorderen Bereich des Terminals reiche – also den östlichen Teil, | |
über den das Terminal von der „Landseite“ aus betreten werden kann. Wie es | |
um die westlichen, zum Rollfeld ausgerichteten Fassaden und die | |
angrenzenden Piers stehe, könne sie schlecht beurteilen. Diese Bereiche | |
hätten sie und andere NaturschützerInnen nie in Augenschein nehmen dürfen: | |
„Es gab Ankündigungen der FBB, uns zu einem Besuch einzuladen, das ist aber | |
nie erfolgt.“ | |
Vor einem Jahr hatte sich auch [3][Berlins Landestierschutzbeauftragte | |
Kathrin Herrmann in der Sache zu Wort gemeldet] – wobei für den BER die | |
Naturschutzbehörden des Landkreises Dahme-Spreewald zuständig sind. | |
Herrmann sagte damals, der andauernde „Verstoß gegen den Tier- und | |
Artenschutz“ dürfe „nicht länger hingenommen werden“. Es sei „längst… | |
dass der Betreiber gegen Naturschutzrecht verstößt“. Auch sie forderte die | |
„umfassende“ Anbringung von Vogelschutzfolien an den Glasfassaden. | |
Die Flughafengesellschaft hat in der Vergangenheit des Öfteren darauf | |
verwiesen, dass alle Gebäude den erteilten Baugenehmigungen entsprächen. | |
Zudem handele es sich nicht um ein BER-spezifisches Phänomen, es komme | |
vielmehr weltweit an verschiedensten Gebäuden vor. Darüber, wie viele Vögel | |
insgesamt durch Glasfassaden sterben, gibt es nur Schätzungen. Laut der | |
Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten sollen es allein in | |
Deutschland jedes Jahr bis zu 100 Millionen Exemplare sein. | |
Nach Informationen des BUND will auch die Deutsche Bahn im kommenden Jahr | |
Vogelschutzfolien am Berliner Hauptbahnhof anbringen. Laut Claudia Wegworth | |
reagiere die DB damit auf ein Monitoring im Jahr 2020: „Das läuft in diesem | |
Fall sehr gut, da gab es auch keinen Widerstand von der Bahn.“ | |
Der Hauptbahnhof wurde ebenso wie der BER vom Büro gmp Architekten | |
entworfen. Dieses habe jedoch längst erkannt, dass Vogelschutz bereits bei | |
der Planung berücksichtigt werden müsse. Die Glasflächen der von gmp | |
entworfenen und vor fünf Jahren eröffneten Hamburger U- und S-Bahnhöfe | |
Elbbrücken habe man darum von vornherein mit einem feinen Linienmuster | |
versehen. | |
22 Nov 2024 | |
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## AUTOREN | |
Claudius Prößer | |
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