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# taz.de -- Oper „Die besseren Wälder“ in Kiel: Wann ist der Wolf ein Wolf?
> Wenn der eigene Nachwuchs ein erzieherisch wertvollles Buch in Szene
> setzt: „Die besseren Wälder“ als Auftragsoper am Kieler Theater.
Bild: Einer von Uns: Wolf Ferdinand im Schafspelz unter Schafen
Keine ganz gewöhnliche Premiere: Kurz vor den eigenen Ferien hat [1][die
Kieler Oper] Mitte Juli noch rasch ein Stück Musiktheater auf die große
Bühne gebracht. Und das mit dem in den eigenen „Akademien“ herangezogenen
Nachwuchs: Da singen, spielen und tanzen also talentierte junge
Nicht-Profis aus dem [2][Kinder- und Jugendchor], der Orchester- und der
Ballettakademie.
Der Stoff „Die besseren Wälder“, ursprünglich ein illustrierter Roman für
Lesende ab 12, wird gern als „moderne Fabel“ bezeichnet, wobei es bei
Texten für solches Publikum ja gerade kein das (Sub-)Genre bestimmende
Merkmal ist, dass Tiere sprechen. In Martin Baltscheits Vorlage nun geht es
um Schafe und Wölfe, einerseits Fressfeinde, andererseits Bewohner
benachbarter Länder. Das eine hat es besser getroffen, was die
Lebensbedingungen angeht, das andere liefert, weniger
jugendaffin-bemäntelt, „Fluchtgründe“.
Über die Grenze also, hin zu den „besseren Wäldern“, wollen da drei Wölf…
Eltern und ihr Sohn Ferdinand, den Lisann Rickert in Kiel als Kind spielt,
Lotta Wolter dann als Jugendlichen. Ein Schuss reicht, um alles zu
verändern: Ferdinand, nun Waise, wird aufgenommen von einem Schafpaar, ja:
Er wird vielleicht zum bess’ren Schaf.
Damit findet der Text zu seinem eigentlichen Thema: Was macht den Wolf zum
Wolf – und wie endgültig? Kann er sich ändern, ein anderes Umfeld
vorausgesetzt, andere Freunde, eine andere (Wahl-)Familie? Was aber, wenn
das nicht zu klappen scheint, Ferdinand, eines Verbrechens beschuldigt,
zurück muss zu (vermeintlich) seinesgleichen – aber auch da nicht mehr
reinpasst?
Keine schlechten Fragen für diese Zielgruppe. [3][Eine Berliner
Sprechtheaterfassung] wurde 2010 [4][mit dem Deutschen Jugendtheaterpreis
ausgezeichne]t. Das Stück ist seither auf vielen Bühnen zu sehen gewesen.
In Kiel nun haben Komponist Peter Leipold und Librettistin Friederike Karig
daraus eine Oper gemacht, zusammen mit rund 90 Kindern und Jugendlichen:
musikalisch klassisch-modern, im Vortrag auf Verständlichkeit fokussiert –
oder ist das Effekt der Produktionsbedingungen? Es mag Mesnchen geben, die
hier Musical-Gefahr wittern, aber sind Gattungs- am Ende nicht auch bloß
Grenzen?
Keines erhöhten Wohlwollens, keiner großzügigen Rücksicht bedürfen Bühne
und Kostüm (Ausstattung: Nina Sievers): Da kommen immer wieder fabelhafte
Bilder zustande – und das hat zu tun auch mit ganz entzückend hängenden
Öhrchen.
23 Sep 2023
## LINKS
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## AUTOREN
Alexander Diehl
## TAGS
Oper
Kiel
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Schwerpunkt Stadtland
Schule und Corona
Kiel
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