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# taz.de -- Gebühren für Meta-Accounts: Zahlen müssen alle
> Facebook und Instagram soll es künftig auch werbefrei, aber
> kostenpflichtig geben. Für Nutzer:innen ist das ein vergiftetes
> Angebot.
Bild: Die Macht der Konzerne ist auch nicht durch Geld zu bändigen
Ein Standard-Abo beim Videostreaming-Anbieter Netflix: rund 13 Euro im
Monat. Ein Einzel-Account bei der Musikplattform Spotify ab demnächst: rund
11 Euro monatlich. Ein Java Chip Frappucchino (nein, das ist kein neues
Gadget, sondern etwas zu trinken, das entfernt an Kaffee erinnern kann) mit
Karamellsirup und Frappucchino Chips bei Starbucks: knappe 10 Euro. Was
also sagt es uns, dass [1][Meta von seinen Instagram- und
Facebook-Nutzer:innen in der EU gerne 10 bis 13 Euro monatlich kassieren]
möchte, wenn diese keine auf persönlichen Daten beruhende Werbung angezeigt
bekommen möchten? Über Meta, über den Kapitalismus, über die Gesellschaft
und über Ehrlichkeit?
Erstens: Meta hat kein ernsthaftes Interesse daran, dass jemand diesen
Betrag zahlt. Dementsprechend dürfte auch die Größenordnung gewählt sein.
Denn die vom [2][Wall Street Journal] geleakte Summe soll für die Nutzung
eines Kontos anfallen. Wer zusätzlich zu Facebook noch Instagram oder
umgekehrt oder bei einem Dienst mehrere Accounts nutzen will, soll demnach
noch mal 6 Euro drauflegen – pro Konto.
Meta will mit diesem ziemlich durchsichtigen Trick die irische
Datenschutzaufsicht zufriedenstellen. Dass es dafür nicht viel braucht,
zeigen diverse Fälle aus der Vergangenheit, in denen die Behörde
Standortförderung vor Datenschutz stellte. Meta versucht es nun noch einmal
eine Nummer dreister: Statt ihre Datensammeleien wie behördlich gefordert
in Einklang mit den Gesetzen zu bringen, bietet Meta eine Art
Friss-oder-stirb-Modell an: Wer vermeintlichen Datenschutz will, muss
zahlen, wer nicht zahlen will, muss halt mit dem leben, was die Plattform
so abgreift an Persönlichem. Warum vermeintlich? Dazu später.
Die zweite Erkenntnis: Das passiert, wenn eine Plattform so marktmächtig
ist, dass sie die Regeln selber machen kann. Dieser Zustand herrscht schon
eine ganze Weile, aber er lässt sich angenehm verdrängen, solange es um
persönliche Daten geht. Wenn Meta jetzt allerdings einen Deal anbieten
will, bei dem Geld fließen soll, dann wird es schwieriger mit dem
Verdrängen. Im besten Fall schärft die Vergiftung des Angebots das
Bewusstsein dafür, dass alle zahlen müssen und sich nur der Zahlungsweg
unterscheidet.
## Kleingedrucktes lesen
Dabei ist es nicht nur Meta. [3][X, früher Twitter], ist ein politisch
besonders brisantes Beispiel in Sachen Marktmacht. Ganz akut die Frage:
Wenn der rechtslastige Eigentümer Elon Musk die Regeln macht – was passiert
denn dann perspektivisch mit den Accounts von linken oder
Menschenrechtsorganisationen, deren Engagement diametral zu Musks
politischer Position steht? Werden sie in ihrer Reichweite beschränkt oder
gleich ganz gesperrt? Gibt es geeignete rechtliche Instrumente gegen solche
Willkür?
Erkenntnis drei: Auch bei großen Plänen gilt es das Kleingedruckte zu
lesen. Beziehungsweise das Nichtgesagte zu hören. Und damit kommen wir
dazu, warum Nutzer:innen sich selbst mit einer Zahlung nur
vermeintlichen Datenschutz kaufen können. Denn was Meta machen will:
Zahlenden Nutzer:innen keine Werbung mehr anzeigen. Was Meta nicht
machen will: Zahlende Nutzer:innen nicht mehr tracken, also digital
nachverfolgen.
Genau dieses Tracking und das Sammeln von Daten und die Profilbildung sind
aber das Problem. Die personalisierte Werbung, die auf dieser Basis
angezeigt wird, ist nur die sichtbare Spitze des Datennutzungsbergs. Was
fehlt: eine Option, die ermöglicht, das Tracking abzuschalten und
stattdessen unpersonalisierte Werbung zu bekommen. Aber das will Meta um
jeden Preis verhindern.
5 Oct 2023
## LINKS
[1] /Gebuehren-fuer-Social-Media-Accounts/!5964356
[2] https://www.wsj.com/tech/meta-floats-charging-14-a-month-for-ad-free-instag…
[3] /Elon-Musk-und-das-X/!5955322
## AUTOREN
Svenja Bergt
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Schwerpunkt Meta
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