# taz.de -- Ökonomen warnen vor Rechtsextremismus: Rechtsextremismus frisst Wo… | |
> Wirtschaftssorgen stärken Ultrarechte – doch die Ultrarechten schaden | |
> auch der Wirtschaft. Das Ergebnis: eine Giftmischung für die Konjunktur. | |
Bild: Rechtsextremismus und Polarisierung sind Gift für die Konjunktur | |
Eine keineswegs falsche, aber etwas zu simple Diagnose lautet so: Trudelt | |
die Wirtschaft, frisst sich Unsicherheit ins Leben vieler Menschen. Hat die | |
Mittelschicht Abstiegsängste, so wächst der Rechtsextremismus. Weniger | |
gängig, aber ebenso richtig ist: Wächst der Rechtsextremismus, dann geht es | |
auch mit der Wirtschaft bergab. | |
Zwei Studien machen das sehr deutlich: Harte rechtsextreme Weltbilder | |
verbreiten sich immer mehr in der gesellschaftlichen Mitte, so eine | |
aktuelle Untersuchung der Friedrich-Ebert-Stiftung. Waren vor einigen | |
Jahren noch 2 bis 3 Prozent der Bevölkerung von autoritären und | |
ethnonationalistischen Ansichten befallen, so sind es heute rund 8 | |
Prozent. Und 20 Prozent werden einem Graubereich zugeordnet, der zumindest | |
Teile der Weltbilder der „harten Rechten“ unterstützt. | |
Heute werden ultrarechte Ansichten selbstbewusst vertreten, nicht nur | |
hierzulande: [1][In den USA] etwa hat sich in den höheren Einkommensklassen | |
der Anteil jener, die eine „Militärherrschaft“ für eine gute Sache halten, | |
innerhalb von zwei Jahrzehnten auf 16 Prozent verdreifacht. | |
Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute haben in ihrer | |
[2][Gemeinschaftsprognose] dieser Tage nicht nur auf Inflation, eine | |
schmerzhafte Rezession von 0,6 Prozent, Auswirkungen staatlicher | |
Sparpolitik und unklarer Regierungspolitik als Risikofaktoren hingewiesen, | |
sondern auch auf „das gesellschaftliche Klima“. | |
## Klima des Geschreis | |
Rechtsextremismus und Polarisierung sind Gift für die Konjunktur. In den | |
nächsten Jahren geht die Boomergeneration in Rente, und die Medizin sorgt | |
für steigende Lebenserwartung. Um das Verhältnis der arbeitenden zu den | |
Rentnerkohorten stabil zu halten, bräuchte Europa 2050 1,2 Milliarden | |
Einwohner. Das ist völlig unmöglich, doch jede Regierung bräuchte heute | |
eine vernünftige [3][Migrationsstrategie]. Die wird aber durch eine | |
xenophobe Stimmung verunmöglicht. | |
Vernünftige Wirtschaftspolitik verlangt auch: Problemanalyse, ambitionierte | |
Ziele, schlaue Kompromisse. Der sachliche Kompromiss ist im Klima des | |
Geschreis jedoch beinahe unmöglich. Die fossilen Energien werden nie mehr | |
so billig wie früher, massive Investitionen in billige Erneuerbare sind | |
auch ein ökonomischer Imperativ. Aber jeder Regierungsplan gerät sofort in | |
den Strudel wahnhaft ideologischen Haders. | |
Wer den „Verbrennermotor“ aus dogmatischer Verbohrtheit bewahren will, | |
verteidigt „unsere deutsche Autoindustrie“ nicht – er ruiniert sie. Man | |
wünschte sich auf manchen politischen und medialen Angsterzeugungsprodukten | |
Warnhinweise wie auf Kippenpäckchen: Rechtsextremismus und ideologische | |
Paranoia gefährden Ihren Wohlstand. | |
29 Sep 2023 | |
## LINKS | |
[1] https://www.journalofdemocracy.org/articles/the-danger-of-deconsolidation-t… | |
[2] https://www.ifo.de/fakten/2023-09-28/gemeinschaftsdiagnose-herbst-2023 | |
[3] /Neue-Asyldebatte/!5961882 | |
## AUTOREN | |
Robert Misik | |
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