# taz.de -- Treffen von Putin und Kim: Hand in Hand gegen den Westen | |
> Das Treffen zwischen Wladimir Putin und Nordkoreas Diktator Kim Jong Un | |
> ist eine Provokation. Und ein Zeichen dafür, wie tief Russland | |
> abgestiegen ist. | |
Bild: Handschlag am Weltraumbahnhof: Kim Jong-un und Wladimir Putin | |
MOSKAU taz | Erst die Besichtigung einer Angara-Rakete mit ihren acht | |
Metern Durchmesser und einer Konstruktion eines | |
[1][Sojus]-2-Raketenträgers. Später dann ein Sieben-Gänge-Menü samt Pelmeni | |
mit Kamtschatka-Krabbe, Stör mit Pilzen und Kartoffeln sowie | |
Sanddorn-Sorbet. Dazu viel Herzlichkeiten und noch mehr Händeschütteln: Für | |
seinen nordkoreanischen „Ehrengast“ Kim Jong Un lässt der russische | |
Präsident Wladimir Putin 8.000 Kilometer von Moskau entfernt buchstäblich | |
einiges auffahren. | |
Auf dem Weltraumbahnhof Wostotschny im Fernen Osten Russlands führt er den | |
geächteten Diktator freundlich durch die Hallen. Sichtlich erfreut zeigt er | |
sich über das altbekannte Interesse Kims für Satellitentechnik. „Lieber ein | |
alter Freund als zwei neue, wie man bei uns im Volk sagt“, sagt Putin | |
später beim gemeinsamen Mittagessen und hebt sein Rotwein-Glas von einem in | |
seinem Besitz befindlichen Weingut am Schwarzen Meer. | |
Kim hatte da seinem Gastgeber schon ordentlich geschmeichelt: „Wir haben | |
immer die Entscheidungen von Präsident Putin und der russischen Regierung | |
unterstützt und unterstützen sie auch weiterhin. Ich hoffe, wir werden im | |
Kampf gegen den Imperialismus immer Seite an Seite sein. Russland wird | |
einen großen Sieg über das angesammelte Böse erringen“, sagt der | |
Gewaltherrscher aus Pjöngjang. | |
Mehr als zwei Stunden [2][empfing Putin den nordkoreanischen Machthaber] am | |
Mittwoch zu Gesprächen in Russlands modernstem Kosmodrom. Es war eine | |
provokative Geste, dem nordkoreanischen Diktator genau hier demonstrativ | |
gut gelaunt die Hand zu schütteln. Russland ist [3][als Vetomacht] | |
beteiligt an den UN-Sanktionen gegen Nordkorea, wonach das Kim-Regime weder | |
Waffen exportieren noch Raketentechnologie importieren dürfte. | |
## Putin und Kim brauchen einander | |
Beim Treffen in Wostotschny dürfte es jedoch auch darum gegangen sein. | |
Moskau braucht Waffen für seinen Angriffskrieg in der Ukraine, Pjöngjang | |
will weiter an seinen Raketen tüfteln und braucht Technik dafür. Als wollte | |
es sein Potenzial demonstrieren, hatte das Kim-Regime in der Nacht zu | |
Mittwoch zwei ballistische Raketen in Richtung Japan geschossen. Putin, der | |
mit dem Angriff gegen die Ukraine an Reputation eingebüßt hat, sieht sich | |
gezwungen, sich mit einem weltweit Geächteten zu verbrüdern. Die damit | |
verbundene Erniedrigung schiebt Moskau beiseite. | |
Putin und Kim brauchen einander. Doch sie halten sich bedeckt. Mehr als | |
salbungsvolle Worte von Freundschaft und Zusammenarbeit kamen in | |
Wostotschny nicht über ihre Lippen. Es gebe „viele Fragen“ zu besprechen, | |
sagte Putin. Die Zusammensetzung der russischen Delegation zeigte jedoch, | |
welche Themen den Russen wichtig sind. Der Außenminister Sergei Lawrow war | |
genauso zugegen wie der [4][Verteidigungsminister Sergei Schoigu], zudem | |
die Zuständigen für Industrie und Handel, für die Außenwirtschaft und die | |
Infrastrukturprojekte. | |
Die Anwesenheit Schoigus spricht dafür, dass Moskau vor allem die | |
militärische Zusammenarbeit mit Nordkorea sucht. Pjöngjang stellt viel | |
Artilleriemunition und Raketen her und hat zudem noch sowjetisches Material | |
in seinen Lagerbeständen. Zudem werden auch Einsätze nordkoreanischer | |
Soldaten immer wieder ins Spiel gebracht. Das Thema Rüstungskooperation | |
aber brachten beide Herrscher nicht zur Sprache. | |
Ohnehin hätte China bei der Annäherung der beiden Regime wohl einiges | |
mitzureden. Welche Rolle es bei einer möglichen militärischen Kooperation | |
spielt, ob es gemeinsame Manöver abhielte und an einer gemeinsamen | |
Strategie der Dreier-Allianz beteiligt wäre, ist unklar. Es sei ein | |
„Treffen in besonderen Zeiten“, sagte Putin. | |
Kim machte sich derweil auf den Weg nach Wladiwostok, wo Putin beim | |
Wirtschaftsforum einen Tag zuvor erklärt hatte, wie Russland prosperiere. | |
Es sei der Westen, der einen Krieg führe und Russland von seiner ihm | |
zustehenden Entwicklung abhalte, sagte er in seiner gewohnten | |
Verdrehungsmanier. Kim, so hieß es, werde auf dem Weg in Komsomolsk am | |
Amur, einer Industriestadt 2.000 Kilometer östlich von Wostotschny, einige | |
Fabriken anschauen. In der Stadt werden Objekte für zivile und militärische | |
Luftfahrt produziert. | |
13 Sep 2023 | |
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## AUTOREN | |
Inna Hartwich | |
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