Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Künstliche Intelligenz und Datenschutz: Wer die KI füttert
> Mit den persönlichen Daten von Nutzer:innen eine KI trainieren? Das
> erlauben sich immer mehr Tech-Konzerne. Doch es gibt noch eine Chance.
Bild: Nutzer:innen öffnen ihre Köpfe für Unternehmen. Was werden die mit den…
Berlin taz | Nun also auch [1][X, die Kurznachrichten-Plattform, die bis
vor einigen Wochen noch Twitter hieß]: Das Unternehmen hat [2][seine
Datenschutzbedingungen] überarbeitet, und weil die meisten Nutzer:innen
da bereits gedanklich aussteigen, werden sie Folgendes nicht mitbekommen:
Das Unternehmen erlaubt sich – ab Stichtag 29. September, dann sollen die
neuen Bedingungen in Kraft treten – die gesammelten persönlichen Daten auch
zu verwenden, um Software-Modelle mit künstlicher Intelligenz (KI) zu
trainieren.
Das hat deshalb eine kleine Pointe, weil Eigentümer Elon Musk vor zwei
Monaten Twitters Schnittstelle nach außen hin sperrte – mit der Begründung,
Drittanbieter würden die Daten im großen Stil abgreifen, um ihre KI-Modelle
zu trainieren. [3][Dieser Sperrung, der immer weiter absackenden
Kommunikationskultur und der sich verschlechternden Nutzbarkeit der
Plattform wegen wandern aber zunehmen Nutzer:innen ab] – Musk bleibt für
sein KI-Training also nicht einmal annähernd das Datenmaterial, das er noch
vor einem Jahr gehabt hätte.
Aber das ist für ihn vermutlich sekundär. Persönliche Daten von
Nutzer:innen für das KI-Training zu verwenden, liegt im Trend. Das ist
logisch, denn werbemäßig ist aus diesen Daten in der Regel bereits das
Maximum rausgeholt – warum sie also nicht noch zu einem weiteren potenziell
lukrativen Zweck ausbeuten? Oder wenn nicht, als Unternehmen zumindest
signalisieren, dass man die aktuelle technologische Entwicklung nicht
verpasst?
[4][Der Videokonferenzanbieter Zoom] hat sich die KI-Nutzung bereits
eingeräumt – ruderte aber nach Protesten wieder halb zurück und will die
Daten nun nur mit Zustimmung verwenden. [5][Zu Microsoft läuft aktuell eine
Petition]. Expert:innen der Mozilla-Stiftung haben den neuen
Servicevertrag des Software-Konzerns, der am 30. September in Kraft treten
soll, untersucht. Und es ist ihnen nach eigener Aussage nicht gelungen,
herauszufinden, ob Microsoft Daten von Nutzer:innen zum KI-Training
verwenden will.
## Das richtige Timing
Dieses Feature – möglichst luftige Formulierung mit möglichst wenig
Verbindlichkeit – hat Microsoft dabei aber nicht exklusiv. Datenschutz- und
Nutzungsbedingungen sind in der Regel derart schwammig gehalten, dass
Nutzer:innen realistischerweise häufig davon ausgehen müssen: Nur was
ausdrücklich ausgeschlossen ist, machen die Unternehmen auch wirklich
nicht. Dass etwas gesetzlich, beispielsweise laut
Datenschutz-Grundverordnung nicht erlaubt ist, muss nichts heißen.
Schließlich gibt es bei Bedarf immer noch Aufsichtsbehörden, die Gesetze
auch mal lax auslegen, wenn es der Wirtschaftsförderung dient. [6][Nicht
wahr, Irland?]
Doch es gibt eine Chance für die Nutzer:innen: Timing. Denn: neue Technik,
neue Regulierung. Die EU ist gerade dabei, Regeln für die Entwicklung und
den Einsatz von KI zu verhandeln. Wenn die EU-Gremien schlau sind, dann
lernen sie aus dem, was bei den letzten großen Vorhaben nicht so gut
gelaufen ist. Beim Datenschutz ist das zum Beispiel die ungenügende und
zersplitterte Durchsetzung. Jetzt in Sachen KI könnten die Gremien es
anders machen.
Der Bundesdatenschutzbeauftragte forderte bereits, dass es möglich sein
müsse, die eigenen Daten vor dem Erfassen durch KI-Systeme zu schützen.
Besser wäre etwas anderes: Firmen, die ihre KI-Systeme mit persönlichen
Daten füttern wollen, sollten dazu die ausdrückliche Erlaubnis der
Betroffenen einholen müssen. Damit eine Einwilligung nicht wieder in
irgendwelchen Nutzungsbedingungen untergeht, die niemand liest.
10 Sep 2023
## LINKS
[1] /Twitter-heisst-jetzt-X/!5950544
[2] https://twitter.com/en/privacy
[3] /Threads-als-Twitter-Konkurrenz/!5943207
[4] /Big-Brother-Awards-verliehen/!5931178
[5] https://foundation.mozilla.org/de/campaigns/microsoft-ai/
[6] /Irland-plant-Gesetzesaenderung/!5940135
## AUTOREN
Svenja Bergt
## TAGS
Schwerpunkt Künstliche Intelligenz
Twitter / X
Datenschutz
GNS
Schwerpunkt Künstliche Intelligenz
Digitalisierung
Twitter / X
Twitter / X
Datenschutz
## ARTIKEL ZUM THEMA
Mozilla-Chef Mark Surman über KI: „Wir wissen nicht, was kaputtgeht“
In Kürze treten die neuen EU-Regeln zu KI in Kraft. Mark Surman, Präsident
der Mozilla-Stiftung, über einflussreiche Tech-Konzerne und lustige Hüte.
Debatte um Technologieregulierung: Klimaschutz als Vorbild für KI
Ein Weltrat für Künstliche Intelligenz, analog zum IPCC fürs Klima – das
schlägt die EU-Kommissionspräsidentin vor. Die Reaktionen sind gemischt.
Elon Musk und das X: Was „Longtermismus“ bedeutet
Kritiker*innen bezeichnen die Strömung als „Eugenik unter anderem
Namen“. Doch nicht nur Musk ist fasziniert von der Idee des Longtermismus.
US-Wahlkampf auf Ex-Twitter-Plattform X: X erlaubt politische Werbung
Der Kurznachrichtendienst X lässt politische Werbung wieder zu. Ein Schritt
gegen sinkende Werbeeinnahmen nach der Übernahme durch Elon Musk.
Künstliche Intelligenz und Iris-Scan: Das Auge als Ausweis
OpenAI-Chef Sam Altman will die Augen aller Menschen scannen – und sie vor
KI schützen. Doch die Speicherung biometrischer Daten schadet eher.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.