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# taz.de -- Erfolgreiches Artenschutzprojekt: Das Rebhuhn ist doch zu retten
> Naturschützer und Bauern verbessern gemeinsam den Lebensraum für
> Rebhühner. Deren Population stieg auf den Projektflächen bis zu 80
> Prozent.
Bild: In freier Wildbahn schwer zu entdecken: Rebhuhn
Hamburg taz | Das Rebhuhn war einmal charakteristisch für Deutschlands
Felder, doch damit ist es vorbei. Alleine in Niedersachsen, wo der Vogel
besonders häufig vorkommt, ist der Bestand nach Angaben der Universität
Göttingen seit 2006 um 70 Prozent zurückgegangen. In ganz Deutschland gibt
es noch schätzungsweise 50.000 Brutpaare, weswegen das Rebhuhn hierzulande
auf der Roten Liste der stark gefährdeten Arten steht.
Ein Forschungsprojekt der Universität Göttingen hat jetzt gezeigt, dass und
wie sich diese Entwicklung umkehren lässt. Damit wäre nicht nur dem Rebhuhn
geholfen, sondern auch dem Feldhasen und einer Reihe weiterer Arten,
[1][welche die moderne Landwirtschaft durch Pestizideinsatz und intensive
Flächennutzung an den Rand des Aussterbens gebracht] hat.
Das Rebhuhn, ein Bodenbrüter, habe sehr hohe Ansprüche an seinen
Lebensraum, heißt es [2][in einem aktuellen Bericht der Göttinger
Forscher]. „Wenn die Voraussetzungen für Rebhühner stimmen, finden sich
viele andere Arten der Agrarlandschaft ein.“ Somit sei das Rebhuhn eine
hervorragende Flaggschiff-Art für eine intakte Kulturlandschaft.
Die Göttinger Forscher haben bei Diemarden und Nesselröden in
Südniedersachsen ausprobiert, wie sich die Lebensbedingungen für das
Rebhuhn bei laufender Landwirtschaft verbessern ließen. Mit Fördergeld aus
dem Interreg-Programm der EU und von Drittmittelgebern wie der
Heinz-Sielmann-Stiftung ließen sie die Landwirte auf ihren Feldern
Blühflächen, Brachen, Hecken und Insektendämme anlegen – wallartige Blüh-
und Grünstreifen. Zudem vereinbarten sie, erst nach dem Ende der Brutzeit
zu mähen.
## Rezept gegen die Biodiversitätskrise
Der Effekt des siebenjährigen Partrige(Rebhuhn)-Projekts, das auch in
anderen europäischen Ländern betrieben wird, war durchschlagend. In den
Projektgebieten nahmen [3][die Bestände der Rebhühner und Feldhasen] um 50
bis 95 Prozent zu. Das war deutlich mehr als in den ebenfalls beforschten
Vergleichsgebieten, in denen die Lebensbedingungen nicht in gleicher Weise
verbessert wurden. Auch weitere Feldvögel wie die Dorngrasmücke, der
Feldsperling, der Bluthänfling der Stieglitz und der Sumpfrohrsänger hätten
sich vermehrt.
„Wir liefern mit unserem Projekt den praktischen Beweis, wie wir der
Biodiversitätskrise in unserer Agrarlandschaft erfolgreich etwas
entgegensetzen können“, sagt Lisa Dumpe, die Koordinatorin der beiden
Göttinger Projekte. Allerdings müssten mindestens 7 Prozent der jeweiligen
Felder ökologisch aufgewertet werden, um den Rückgang des Rebhuhns
aufzuhalten.
„Wir müssen versuchen, das [4][Instrumentarium einzusetzen, das durch die
EU-Agrarreform geliefert wird]“, sagt Eckhard Gottschalk, der das
Rebhuhnschutzprojekt in Göttingen betreut. Wenn sie EU-Fördergeld bekommen
wollen, müssen Landwirte im kommenden Jahr 4 Prozent ihrer Ackerfläche
unbearbeitet lassen. Weitere Flächen könnten über den Ökolandbau und die
Argrarumweltprogramme der Länder mobilisiert werden.
Der Landwirt Werner Magerhans, der sich in Diemarden an dem Projekt
beteiligt hat, verweist auf den Mehraufwand. Die kleinen Rückzugsbereiche
für die Tiere anzulegen sei „ein bisschen Fummelei“. Für die kleinen
Schläge lohne es sich kaum, die Arbeitsgeräte am Trecker auszuwechseln.
Wirtschaftlich darstellbar sei das nur durch eine Extra-Förderung wie in
dem Projektgebiet.
9 Sep 2023
## LINKS
[1] /EU-Umweltagentur-zur-Artenvielfalt/!5721233
[2] https://www.rebhuhnschutzprojekt.de/files/2023_Abschlussbericht_PARTRIDGE.p…
[3] /Trotz-trockenen-Sommers/!5925770
[4] /Reform-der-EU-Agrarsubventionen/!5822515
## AUTOREN
Gernot Knödler
## TAGS
Biodiversität
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