# taz.de -- Niger nach dem Putsch: Die Junta schafft Fakten | |
> Die Putschisten in Niger benennen weitere Regierungsmitglieder. | |
> Westafrika hofft weiter, dass es doch noch zu einer friedlichen Lösung | |
> kommt. | |
Bild: Inszenierter Jubel mit General Abdourahmane Tchiani (2. v. rechts) in ein… | |
COTONOU taz | Was für ein Timing: Passend zum Sondergipfel der | |
[1][Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas] am | |
Donnerstagnachmittag in Nigerias Hauptstadt Abuja hat in der nigrischen | |
Hauptstadt Niamey General Abdourahmane Tchiani die Liste mit den | |
Kabinettsmitgliedern für eine Übergangsregierung bekannt geben. | |
Abdourahmane Amadou, der bisher als Sprecher des Nationalrats zur Rettung | |
des Vaterlandes (CNSP) fungierte und im Staatsfernsehen die Dekrete der | |
Junta verlas, wird beispielsweise Minister für Sport. Anfang der Woche | |
[2][war bereits Lamine Zeine Ali Mahamane zum Premierminister ernannt | |
worden]. Er war in den Nullerjahren Finanz- und Wirtschaftsminister. Neben | |
Militärs sind auch Zivilist:innen vertreten. | |
Mit dem Zeitpunkt der Veröffentlichung macht die Junta zumindest nach außen | |
deutlich, dass sie offenbar weiterhin kein Interesse an Verhandlungen mit | |
der Ecowas hat und noch weniger ein Interesse daran, den vor zwei Wochen | |
abgesetzten Präsidenten Mohamed Bazoum wieder ins Amt zu heben. | |
Er wird weiterhin von den Putschisten festgehalten. Nach Informationen des | |
Fernsehsenders CNN sei er mittlerweile in völliger Isolation und würde | |
gezwungen, ungekochte Nudeln und Reis zu essen. UN-Generalsekretär António | |
Guterres äußerte sich besorgt über Bazoums Gesundheit und Sicherheit und | |
forderte dessen sofortige Freilassung. | |
## Vom Rebell zum Tourismusminister | |
Diese Forderung kam auch aus den Reihen eines neu gegründeten | |
Widerstandsrats, dem Rhissa Ag Boula vorsteht. Er führte von 1991 bis 1995 | |
eine Tuareg-Rebellion an, wurde später Tourismusminister, lebte einige Zeit | |
im französischen Exil und war zuletzt Staatsminister unter Bazoum. | |
Dem Magazin Jeune Afrique sagte er, man sei keine bewaffnete Bewegung, habe | |
aber mehrere ehemalige Mitglieder der Rebellion. „Diese Organisation ist in | |
erster Linie eine Unterstützung der Ecowas und aller, die sich für die | |
Wiederherstellung der Demokratie einsetzen. Wir werden alle Initiativen in | |
dieser Richtung unterstützen.“ | |
Eine Lösung am Verhandlungstisch zu finden, scheint allerdings schwierig. | |
Einen Tag vor dem Ecowas-Treffen hatte Tchiani erstmals eine Delegation | |
persönlich empfangen, nachdem in der vergangenen Woche Gesprächsversuche | |
gescheitert waren. | |
Zu der Abordnung jetzt gehörte der ehemalige Emir von Kano und frühere | |
Gouverneur der nigerianischen Zentralbank Sanusi Lamido Sanusi. Nach dem | |
Treffen mit Tchiani sagte er gegenüber Medienvertreter:innen knapp, | |
man sei in der Hoffnung gekommen, dass „unsere Ankunft den Weg für echte | |
Gespräche zwischen den Regierungschefs von Niger und Nigeria ebnen wird“. | |
Auch würde er eine Botschaft an Nigerias Präsidenten und dem Vorsitzenden | |
der Ecowas, Bola Tinubu, übermitteln, ohne auf Details einzugehen. | |
## Nigeria hat die größte Armee | |
Bei einer militärischen Intervention, mit der die Staatengemeinschaft | |
gedroht hatte, würde Nigeria federführend sein, weil es über die größte und | |
am besten ausgebildete Armee verfügt. Tinubu war in den vergangenen Tagen | |
aber zunehmend für das Vorhaben kritisiert worden. | |
Die Nachbarländer Mali und Burkina Faso, die sich bereits in der | |
vergangenen Woche mit Niger solidarisierten und nach Putschen selbst keine | |
gewählten Regierungen mehr haben, fordern in einem Schreiben, dass die | |
Vereinten Nationen intervenieren sollten. | |
10 Aug 2023 | |
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## AUTOREN | |
Katrin Gänsler | |
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