Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kinotipp der Woche: Das große Laufen
> Das Lichtblick zeigt „Dangan Runner“. Die als Action-Film getarnte
> Komödie des japanischen Regisseurs Sabu ist ein aberwitziger Run durch
> die Zeit.
Bild: „Dangan Runner“ war Sabus Regiedebüt
Der eine rennt mit einem Messer in der Hand und verfolgt einen Typen mit
Knarre, der wiederum hinter einem her ist, der einfach nur um sein Leben
rennt. Und alle drei hecheln sie durch Tokio bei Tag und dann bei Nacht.
Immer weiter, pausenlos, bis zum Runner's High und bis alle irgendwann gar
nicht mehr so richtig wissen, warum sie überhaupt an dieser Hetzjagd
beteiligt sind.Im Wesentlichen ist das schon die ganze Story von „Dangan
Runner“, dem durchgeknallten Debütfilm des japanischen Regisseurs Sabu aus
dem Jahr 1996. Schon zwei Jahre vor Tom Tykwers „Lola rennt“ hat er damit
das endlose Laufen als existenzielle Erfahrung für das Kino in Szene
gesetzt.
Gezeigt wird „Dangan Runner“ im Rahmen der [1][„Zeitlos“-Reihe im
Lichtblick Kino], für die der Kölner Indie-Vertrieb Rapid Eye Movies, der
sich auf Feinschmecker-Filme aus Asien spezialisiert hat, Klassiker aus dem
eigenen Programm präsentiert.
Sabu, der eigentlich Tanaka Hiroyuki heißt und auch Schauspieler ist,
konnte mit seinem Erstlingswerk als Regisseur gleich einen Hit landen, der
ihn auch im Westen bekannt machte. Sein Name steht seitdem für grelle
Genre-Ware, die stilistisch nur schwer einzuordnen ist, ähnlich wie das
Werk seines Kumpels Takashi Miike. Zombies, die Welt der Yakuza, wilde
Verfolgungsjagden – in seinen Filmen bekommt man immer so einiges geboten.
Die drei Läufer in „Dangan Runner“ sind durch eine Verkettung komischer
Umstände miteinander verbunden. Der eine, Shinkichi, wird auf seiner Arbeit
von seinen Kollegen gedemütigt und seine Ex-Freundin hält ihn für einen
Looser. Er plant einen Banküberfall, um es der Welt mal so richtig zu
zeigen, aber der Coup gelingt nicht einmal im Ansatz. Und schon ist ihm
Kenji, Ladenbesitzer, Möchtegern-Rock'n'Roller und Junkie auf den Fersen.
Der wiederum wird bald vom Yakuza Kazuo verfolgt, dem er noch Geld
schuldet. Auch Kazuo hat so seine Probleme, nachdem er dem Ehrenkodex der
Yakuza nicht gerecht werden konnte.
## Drei mal hintereinander
Drei Verlierer rennen also hintereinander her in dieser Kömödie, die sich
als Action-Film tarnt. Sie befinden sich auf einem Marathonlauf, der von
allerlei Zeitsprüngen in der Erzählstruktur unterbrochen wird. Und von den
geschilderten Fehden diverser Yakuza-Clans, in die die drei irgendwann auch
noch involviert sind. Rückblenden wechseln sich ab mit Einblicken in die
Gedankenwelt der drei Läufer. Und die werden mit der Zeit immer komischer.
Das Trio rennt zum Beispiel irgendwann an einer Frau vorbei und jeder der
drei Läufer stellt sich auf seine Weise vor, wie Sex mit dieser aussehen
könnte.
So wie die drei bald gar nicht mehr hintereinanderher rennen, sondern
absurderweise nebeneinander, wird die Geschichte immer weniger linear
erzählt, sondern als großes Durcheinander, als Strudel von Ereignissen.
Lustig gemacht wird sich wirklich über alle Figuren der großen Hatz. Auch
die Yakuza sind jämmerliche Gestalten, die von Waffen schwärmen, selber
aber teilweise nur lächerliche Spielzeugpistolen in den Händen halten. Sie
labern vom ehrenhaften Tod, als der dann tatsächlich über sie kommt, wirkt
das große Sterben aber nur noch grotesk.
Gewalt, schlechte Witze, Billig-Erotik, Tokio in den Neunzigern, all das
serviert „Dangan Runner“ als großen Filmspaß. Danach will man erst einmal
selbst eine Runde Joggen gehen. Hat man doch eben gelernt: Beim Laufen
lässt sich so einiges erleben.
16 Aug 2023
## LINKS
[1] https://lichtblick-kino.org/special/23-08-19-zeitlos-8-dangan-runner/
## AUTOREN
Andreas Hartmann
## TAGS
taz Plan
Kino Berlin
Japanischer Film
90er Jahre
Actionfilm
Komödie
taz Plan
Filmrezension
taz Plan
Graphic Novel
taz Plan
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kinotipp der Woche: Kontakt vergeblich verboten
Das Il Kino widmet dem norwegischen Regisseur Bent Hamer eine Retrospektive
mit vier seiner Filmen. Bei den Vorführungen kommt Hamer zum Gespräch dazu.
Filmempfehlungen für Berlin: Die Gemeinschaft feiern
Die Woche bietet Wes Anderson-Klassiker voller Reisen und Anderssein,
UFA-Filmnächte mit allerlei Eifersüchteleien und Filme über Bergbau in
Deutschland.
Kinotipp der Woche: Bitte Warten
Die Reihe „Grenzen“ im Kino Krokodil zeigt osteuropäische Dokumentarfilme,
die sich mit Grenzregionen, Grenzzäunen und Grenzen im Denken beschäftigen.
Neue Graphic Novel von Manuele Fior: Die Vergangenheit liegt vor uns
In „Hypericum“ führt der italienische Comicautor Manuele Fior in das Berlin
Ende der Neunziger. Einen Crashkurs in Ägyptologie liefert er dabei mit.
Kinotipp der Woche: Am liebsten Pampa
Die Summer Edition der British Shorts zeigt eine Vielfalt an Kurzfilmen.
Von der Bucket List für eine Tote bis zur Hirten-Doku ist alles dabei.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.