Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Nach Staatsstreich in Niger: Putschisten wollen nicht aufgeben
> Nigers herrschende Militärs verbreiten Behauptungen über Angriffe aus
> Frankreich und verhaften Gegner. Westafrika hatte ihnen ein Ultimatum
> gestellt.
Bild: Teilnehmer eines Marsches, zu dem Anhänger von General Omar Tchianis auf…
Cotonou taz | Nach Einknicken [1][der Putschisten in Niger] sieht es nicht
aus. Beim Sondergipfel in Nigerias Hauptstadt Abuja am Sonntag hatte die
Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas Nigers neuer Junta um
General Abdourahamane Tchiani unmissverständlich gedroht: Eine Woche habe
sie Zeit, um den abgesetzten Präsidenten Mohamed Bazoum wieder einzusetzen.
Ansonsten komme es zu einer Militärintervention. Als Vermittler reiste
Tschads Präsident Mahamat Idriss Déby in die Hauptstadt Niamey und traf
sowohl Tchiani als auch Bazoum.
Mit vier Kurznachrichten auf Twitter machte der „Nationalrat zur Rettung
des Vaterlandes“ (CNSP), der Niger seit Donnerstag regiert, am Montagmorgen
deutlich: Man denke nicht daran, die Macht wieder abzugeben. Sprecher
Amadou Abdramane verlas eine Reihe von Bekanntmachungen. Alle abgesetzten
Minister und Direktoren müssen ihre Dienstfahrzeuge zurückgeben. Nigers
umstrittenes Gesetz zur Internetkriminalität – Menschenrechtsorganisationen
wie Journalist:innen bewerten es als Unterdrückung der Meinungsfreiheit
– bleibt in Kraft. Auch sei die „friedliche Demonstration“ am Sonntag ein
Erfolg gewesen. Dabei hatten Unterstützer:innen der Junta Feuer vor
der französischen Botschaft gelegt, sechs Menschen wurden in Krankenhäuser
gebracht, Tränengas kam zum Einsatz.
Im Kommuniqué Nummer 14 behauptet die Junta außerdem, Hassoumi Massaoudou,
Interimspremierminister und Außenminister unter Bazoum, sowie der
Kommandeur der Nationalgarde, Midou Guirey, hätten ein Dokument
unterzeichnet, welches Frankreich einen Angriff auf den Präsidentenpalast
mit dem Ziel genehmigt, den dort festgesetzten Bazoum zu befreien.
Bestätigt ist das nicht. Die Behauptung passt zum Diskurs der neuen
Militärmachthaber, sich im Widerstand [2][gegen ausländische Einmischung zu
sehen]. Die Junta soll auch eine Reihe von Politikern verhaftet haben.
Nigers bisherige Regierungspartei spricht von 180 Verhafteten in ihren
Reihen, darunter mehrere Minister.
## Antifranzösische Stimmung wächst
Die Behauptungen der Junta verstärken [3][die antifranzösische Stimmung,
die in Niger bisher weniger spürbar war als in Mali und Burkina Faso]. In
der Hauptstadt Niamey hatten sich vor einem Jahr 15 Organisationen der
Zivilgesellschaft zur Bewegung „M62“ zusammengeschlossen, um gegen die
Präsenz internationaler Truppen zu protestieren. Koordinator Abdoulaye
Seydou wurde im April zu neun Monaten Haft und umgerechnet 1.500 Euro
Geldstrafe verurteilt.
Durch die Entwicklung in Niger angeheizt, zeigen Videoclips nun auch in
Senegal antifranzösische Proteste. Die Regierung von Präsident Macky Sall
ließ am Montagmorgen das mobile Internet zeitweilig ausschalten. Dies folgt
auf die Verhaftung des Oppositionsführers Ousmane Sonko am Freitag.
Demonstrationen für Nigers Junta soll es auch in der Elfenbeinküste gegeben
haben.
31 Jul 2023
## LINKS
[1] /Putsch-in-Niger/!5946571
[2] /Putsch-in-Niger/!5946570
[3] /Russische-Propagandasender-in-Afrika/!5909500
## AUTOREN
Katrin Gänsler
## TAGS
Niger
Putsch
Militärputsch
Westafrika
Niger
Militärjunta
Niger
Niger
Senegal
Niger
Niger
Niger
## ARTIKEL ZUM THEMA
Nach dem Militärputsch in Niger: Appell des gestürzten Präsidenten
Nigers entmachteter Präsident Bazoum ruft die Weltgemeinschaft auf, den
Putsch nicht zu akzeptieren. Ecowas ringt vergeblich um eine diplomatische
Lösung.
Ultimatum gegen Nigers Putschisten: Showdown in Westafrika
Militärische Drohgebärden und ökonomischer Druck sollen Nigers Putschisten
zum Aufgeben zwingen. Es droht eine Intervention unter Führung Nigerias.
Nach dem Putsch in Niger: Junta weist jede Kritik zurück
Die Militärjunta in Niger bezeichnet Evakuierungen von Franzosen als
„grundlos“. Auch die USA reduzieren Personal. Ecowas schickt eine
Delegation ins Land.
Putsch in Niger: Frankreich evakuiert Europäer
Evakuierungsflüge verlassen Niamey. Mali und Burkina Faso sichern Nigers
Putschisten im Falle einer Militärintervention Rückendeckung zu.
Machtkampf in Senegal: Beliebter Oppositioneller im Visier
Die Jugend in Senegal setzte große Hoffnungen in Oppositionsführer Sonko.
Nun kommt der Populist in Haft und seine Partei wird verboten.
Sondergipfel zum Putsch in Niger: Westafrika droht mit Gewalt
Regionalgemeinschaft Ecowas fordert Wiedereinsetzung des legitimen
Präsidenten Bazoum binnen einer Woche. Sonst droht eine
Militärintervention.
Nigers neuer Militärmachthaber Tchiani: Putschführer mit UN-Erfahrung
Nigers neuer Staatschef heißt Abdourahamane Tchiani. Der General hat vor
seinem Putsch zwölf Jahre lang die nigrische Präsidentengarde befehligt.
Nach dem Putsch in Niger: Die Junta richtet sich ein
Der bisherige Chef der Präsidialgarde präsentiert sich als neuer starker
Mann in Niger. In einer TV-Ansprache begründet er den Militärputsch.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.