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# taz.de -- Sondergipfel zum Putsch in Niger: Westafrika droht mit Gewalt
> Regionalgemeinschaft Ecowas fordert Wiedereinsetzung des legitimen
> Präsidenten Bazoum binnen einer Woche. Sonst droht eine
> Militärintervention.
Bild: Die Spannung steigt: Putschbefürworter legen Feuer am Eingang von Frankr…
Berlin taz | Die westafrikanische Regionalorganisation [1][Ecowas
(Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft)] hat den Putschisten in Niger
ein Ultimatum gestellt, um die verfassungsmäßige Ordnung wiederherzustellen
und Präsident Mohamed Bazoum zurück in sein Amt einzusetzen.
Sollte dies nicht innerhalb einer Woche geschehen, werde Ecowas „alle
notwendigen Maßnahmen“ ergreifen, erklärte Ecowas-Kommissionspräsident Omar
Alieu Touray am Sonntagnachmittag zum [2][Abschluss eines Sondergipfels] in
Nigerias Hauptstadt Abuja.
„Solche Maßnahmen können den Einsatz von Gewalt beinhalten“, stellte Alieu
Touray klar und gab bekannt, die Stabschefs der Ecowas-Mitgliedsstaaten
würden „unverzüglich“ zusammenkommen. Bazoum bleibe der „legitime“
Staatschef Nigers und seine „illegale Festsetzung“ sei eine
„Geiselsituation“. Diese Wortwahl öffnet die Tür zu einer
Militärintervention zugunsten Bazoums.
Ebenso verhängte die Ecowas harte Sanktionen gegen Niger, das aus
sämtlichen Wirtschaftstransaktionen ausgeschlossen wird. Tschads Präsident
Mahamat Déby, der an dem Gipfel teilnahm, wurde nach Niger entsandt, um die
Beschlüsse des Gipfels persönlich zu übermitteln.
## Die letzte Ecowas-Intervention war 2017 in Gambia
Am Freitag hatte sich in Niger der Chef der Präsidialgarde, [3][General
Abdourahamane Tchiani], zum neuen Präsidenten ausgerufen. Die Garde hatte
am Mittwoch Bazoum festgenommen und am Donnerstag hatte eine Gruppe von
Generälen die [4][Machtergreifung einer Militärjunta] namens „Nationalrat
zur Rettung des Vaterlandes“ (CNSP) erklärt.
Bazoum hat allerdings nicht in seinen Rücktritt eingewilligt und der Putsch
ist international nicht anerkannt worden. Die Afrikanische Union (AU)
setzte Nigers Militär am Freitag eine Frist von 15 Tagen, um die Macht
zurückzugeben.
Eine Ecowas-Militärintervention gab es zuletzt 2017 in Gambia. Als der
dortige Militärherrscher Yahya Jammeh seine Niederlage bei den
Präsidentschaftswahlen von 2016 nicht anerkannte, setzte eine von Senegal
geführte Ecowas-Truppe den [5][Wahlsieger Adama Barrow in sein Amt ein].
Die Intervention dauert formal bis heute an.
## Frankreich droht mit Reaktion
In Niger wäre eine solche Aktion ungleich schwerer, nicht nur wegen der
Größe des Landes. Nigers Putschisten können auch auf Unterstützung ihrer
Amtskollegen in Mali und Burkina Faso zählen.
Dazu kommt: In Niger sind bereits jeweils über 1.000 Soldaten aus
Frankreich und den USA stationiert, ebenso eine EU-Militärmission und
deutsche Soldaten, die den laufenden Bundeswehrabzug aus Mali abwickeln.
All ihre Regierungen müssen jetzt klären, wie sie sich im Falle eines
Ecowas-Eingreifens verhalten.
Nigers Militärjunta kritisierte den Ecowas-Gipfel bereits vor seinem Beginn
als Treffen, auf dem ein „Angriffsplan“ gegen Niger verabschiedet werden
solle. In Niamey versammelten sich Befürworter des Putsches vor der
Botschaft Frankreichs, das als Drahtzieher der Ecowas gesehen wird. Das
Eingangstor des Botschaftsgeländes wurde angezündet.
Frankreich drohte mit einer „sofortigen und gnadenlosen“ Reaktion, sollten
seine Staatsbürger zu Schaden kommen.
30 Jul 2023
## LINKS
[1] https://ecowas.int/
[2] https://www.youtube.com/watch?v=aYw-yOjDfV8&t=5341s
[3] /Nigers-neuer-Militaermachthaber-Tchiani/!5951718
[4] /Putsch-in-Niger/!5946571
[5] /Gambias-neuer-Praesident/!5373176
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Niger
Putsch
ecowas
Gambia
GNS
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