| # taz.de -- Reform der Hermesbürgschaften: Exportgarantien werden öko | |
| > Die Regierung will die Hermesbürgschaften für Exporte reformieren. | |
| > Greenpeace kritisiert Ausnahmen für Gasprojekte. | |
| Bild: Scholz hatte Senegal Hilfe bei der Erschließung eines Gasfeldes zugesagt | |
| Berlin taz | Die Umweltorganisation Greenpeace kritisiert die von der | |
| Bundesregierung vorgesehene neue klimapolitische Ausrichtung der | |
| Hermesbürgschaften als nicht konsequent genug. Zwar würden die Regeln für | |
| die staatliche Absicherung fossiler Exporte strenger, aber es gebe zu viele | |
| Ausnahmen für Gasprojekte im Ausland, moniert die Umweltorganisation. | |
| „Offenbar soll der Klimaschutz [1][wieder deutschen Industrieinteressen] | |
| geopfert werden“, sagte Martin Kaiser, geschäftsführender Vorstand von | |
| Greenpeace Deutschland. | |
| Der Hintergrund: Mit den auch Hermesbürgschaften genannten | |
| Exportkreditgarantien gewährt die Bundesregierung finanziellen Schutz für | |
| große Projekte, für die Unternehmen auf dem privaten Markt bei sogenannten | |
| Kreditversicherern keine Deckung erhalten. | |
| Unternehmen sichern sich mit einer Hermesbürgschaft dagegen ab, dass die | |
| Empfänger:innen ihrer Produkte oder Dienstleistungen aus politischen | |
| oder wirtschaftlichen Gründen nicht zahlen. Sie entrichten dafür wie bei | |
| privaten Anbietern eine Gebühr. Viele große Projekte würden ohne | |
| Hermesbürgschaft nicht zustande kommen, weil Manager:innen das | |
| finanzielle Risiko zu groß wäre. Für die Bundesregierung sind die | |
| Exportgarantien ein wichtiges Instrument, weil sie damit gewünschte | |
| Ausfuhren fördern kann. | |
| Künftig will die Regierung die Absicherung von Exporten von Firmen stärker | |
| an Klimagesichtspunkte koppeln. Das von [2][Robert Habeck (Grüne) geführte | |
| Bundeswirtschaftsministerium] hat am Montagabend erstmals einen Entwurf mit | |
| klimapolitischen Leitlinien für Hermesbürgschaften vorgelegt. Nach Angaben | |
| des Bundeswirtschaftsministeriums hat sich die Bundesregierung auf diesen | |
| Entwurf verständigt. Bis Ende August können Wirtschaftsverbänden, | |
| Gewerkschaften und Organisationen Stellungnahmen dazu abgeben. | |
| Ziel der Leitlinien ist nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums, | |
| Anreize für Innovationen und klimafreundliche Technologien zu schaffen und | |
| den Export klimafreundlicher Technologien ins Ausland zu fördern. | |
| „Gleichzeitig soll die Finanzierung klimaschädlicher Aktivitäten | |
| perspektivisch beendet werden“, teilte das Ministerium mit. | |
| ## Keine Förderung von Kohle- und Ölprojekten | |
| Die Leitlinien gelten für die Bereiche Energie, Industrie sowie den | |
| Transport auf dem Luft- und Seeweg. Sie sehen drei Kategorien vor. In die | |
| grüne Kategorie fallen besonders förderwürdige klimafreundliche Projekte, | |
| etwa im Bereich der Windkraft oder Solarenergie. Sie erhalten künftig | |
| leichter Schutz und bessere Konditionen. Weiß gilt für Exporte, die keinen | |
| Beitrag zu den im Pariser Klimaabkommen festgelegten Ziele leisten. | |
| Für sie bleiben die Konditionen unverändert. Für Ausfuhren, die in die rote | |
| Kategorie fallen, soll es keine Hermesbürgschaften mehr geben. Das gilt | |
| etwa für Kohle- oder Erdölprojekte. Bei Gas sollen allerdings Ausnahmen | |
| gelten. Eine Hermesbürgschaft für eine Gasförderanlage kann übernommen | |
| werden, wenn die Wahrung der nationalen Sicherheit es erfordert, etwa weil | |
| eine Versorgungskrise abgewendet werden muss. | |
| Greenpeace lehnt diese Ausnahme ab. „Angesichts der klimabedingten | |
| Wetterextreme ist es falsch, dass die Ampelparteien dem Druck von | |
| Bundeskanzler Scholz nachgeben und Exportgarantien für Gasbohrungen und | |
| -infrastruktur im Senegal ermöglichen wollen“, sagte Kaiser. Scholz hatte | |
| dem afrikanischen Land im vergangenen Jahr Hilfe bei der [3][Erschließung | |
| eines Gasfeldes] zugesagt. | |
| Für Kaiser ist die vorgesehene Ausnahme ein Verstoß gegen die Klimaabkommen | |
| von Paris und Glasgow. Die Bundesregierung sende „ein gefährliches Signal“ | |
| zur nächsten Weltklimakonferenz in Abu Dhabi. „Denn dort muss der zügige | |
| Ausstieg aus fossilen Quellen gegen den erbitterten Widerstand der fossilen | |
| Industrielobby erkämpft werden“, sagte er. „Wenn Deutschland nun seine | |
| Linie aufweicht, fällt es seinen internationalen Partnern in den Rücken.“ | |
| Das Wirtschaftsministerium äußerte sich zu der Kritik auf taz-Anfrage bis | |
| Redaktionsschluss nicht. | |
| 25 Jul 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Anja Krüger | |
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