| # taz.de -- Prozess wegen rechtsextremer Hetze: Haftstrafe für Neonazi Sven Li… | |
| > Geld- und Bewährungsstrafen und hunderte Ermittlungsverfahren hat er | |
| > schon hinter sich. Erstmals verurteilte ihn ein Gericht zu einer | |
| > Gefängnisstrafe. | |
| Bild: Forderte Freispruch und zeigte keine Reue: der rechtsextreme Sven Liebich… | |
| Leipzig taz | Der überregional bekannte Rechtsextremist Sven Liebich aus | |
| Halle an der Saale ist erstmals zu einer Haftstrafe verurteilt worden – | |
| unter anderem wegen Volksverhetzung und übler Nachrede. Das Amtsgericht | |
| Halle verhängte am Donnerstag eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs | |
| Monaten. Gegen Liebich lagen insgesamt sechs Anklagen vor, etwa wegen | |
| seiner Äußerungen bei Demonstrationen. In vorangegangenen Prozessen hatten | |
| die Gerichte ihn lediglich zu Geld- oder [1][Bewährungsstrafen verurteilt]. | |
| Die Richterin bezeichnete Liebich als „Gratwanderer“, der in manchen Fällen | |
| die Grenzen des Rechts überschreite. Er sei das beste Beispiel dafür, dass | |
| man in Deutschland bis zur Grenze der Unerträglichkeit seine Meinung äußern | |
| dürfe. „Aber nicht, wenn man beleidigt“, stellte die Richterin klar. | |
| Darüber, dass der Rechtsstaat manchmal langsam und träge sei, müsse und | |
| dürfe diskutiert werden. | |
| Die Staatsanwaltschaft hatte zwei Jahre Haft für Liebich gefordert. Der | |
| Angeklagte habe über viele Jahre persönliche Feindbilder manifestiert, | |
| zeige „überhaupt kein Unrechtsbewusstsein“ und nehme den Prozess nicht | |
| ernst, so der Staatsanwalt am Dienstag in seinem Plädoyer. Die Verteidigung | |
| Liebichs hingegen hatte auf Freispruch plädiert. | |
| Im Herbst 2022 war Liebich erstmals zu einer Bewährungsstrafe verurteilt | |
| worden. Das Landgericht Halle sprach ihn unter anderem wegen Verleumdung | |
| schuldig, nachdem er die Grünen-Politikerin Renate Künast auf Facebook | |
| bewusst falsch zitiert und damit einen Shitstorm gegen sie ausgelöst hatte. | |
| ## Liebich attackierte die „Omas gegen rechts“ | |
| Der 1970 geborene Rechtsextremist veranstaltet seit Jahren nahezu | |
| wöchentlich Demonstrationen in Halle und hetzt gegen Minderheiten und | |
| politische Gegner. Unter anderem hat er immer wieder die „Omas gegen | |
| Rechts“ verbal attackiert. Während der Pandemie organisierte Liebich | |
| Kundgebungen gegen die Coronapolitik auf dem Marktplatz von Halle. In | |
| [2][einem Onlineshop vertreibt er Shirts] mit Querdenker-Aufdrucken und | |
| Sprüchen wie „Ich bin im Frieden mit Russland“. | |
| Bereits in den 1990er Jahren war Liebich aktiv in der Neonazi-Szene von | |
| Sachsen-Anhalt und handelte mit rechtsextremer Musik. Er war Teil des seit | |
| 2000 verbotenen Neonazi-Netzwerks „Blood & Honour“. Es liefen schon | |
| Hunderte Ermittlungsverfahren gegen ihn, die meisten wurden eingestellt. | |
| Das Bündnis „Halle gegen Rechts“ hatte die Staatsanwaltschaft deswegen in | |
| der Vergangenheit immer wieder scharf kritisiert. | |
| Das Bündnis begrüßt nun das Urteil. Es sei ein „Erfolg in der juristischen | |
| Auseinandersetzung mit dem Neonazi“ und „ein Signal an die extreme Rechte, | |
| dass Hetze auch zu Haft führen kann“, sagte Sprecher Valentin Hacken. Lob | |
| für die Staatsanwaltschaft gab es trotzdem nicht: „Der Neonazi wurde auch | |
| wegen Taten verurteilt, die nur vor Gericht gelandet sind, weil die | |
| Betroffenen sich gegen die Einstellung der Ermittlungen teils mit | |
| anwaltlicher Vertretung gewehrt haben“, so Hacken. Das Bündnis fordert, | |
| Liebich künftig als Versammlungsleiter und Redner abzulehnen. | |
| Sebastian Striegel, innenpolitischer Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion, | |
| twitterte: „Straftaten haben Konsequenzen, auch wenn es viel zu lange | |
| gedauert hat!“ Für die Amadeu Antonio Stiftung ist die Strafe für Liebich | |
| „die schönste Nachricht der Woche“. Nach zig Verfahren ohne Konsequenzen | |
| sei das längst überfällig, schrieb die Stiftung ebenfalls auf Twitter. Auch | |
| die „Omas gegen Rechts“ frohlockten: „In Halle wird ein Neonazi verurteil… | |
| Wir können es noch gar nicht glauben“. | |
| 13 Jul 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Prozess-wegen-rechtsextremer-Hetze/!5890058 | |
| [2] /Volksverhetzende-Artikel-im-Onlineshop/!5851348 | |
| ## AUTOREN | |
| Rieke Wiemann | |
| ## TAGS | |
| Rechtsextremismus | |
| Gerichtsurteil | |
| Sachsen-Anhalt | |
| Haftstrafe | |
| Volksverhetzung | |
| Schwerpunkt Neonazis | |
| Schwerpunkt Neonazis | |
| Rechtsextremismus | |
| Rechtsextremismus | |
| Renate Künast | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Missbräuchliche Geschlechtsänderung: Reine Provokation | |
| Die verurteilte Neonazifigur Sven Liebich hat ihren Personenstand ändern | |
| lassen. In den Frauenknast kommt Liebich deshalb nicht unbedingt. | |
| Urteil wegen rechtsextremer Hetze: Der Knast rückt näher | |
| Der Neonazi Sven Liebich ist in einem Berufungsverfahren am Landgericht | |
| Halle zu einer Haftstrafe ohne Bewährung verurteilt worden. | |
| MDR-Podcast über Rechtsextremismus: Aufmerksamkeitsgeiler Neonazi | |
| Versagt der Rechtsstaat, wenn es um Rechtsextreme geht? Ein MDR-Podcast | |
| geht am Beispiel des Neonazis Sven Liebich aus Halle der Frage nach. | |
| Volksverhetzende Artikel im Onlineshop: Razzia gegen rechten Provokateur | |
| Lange ungestört vertrieb der Rechtsextremist Sven Liebich Szeneartikel über | |
| seinen Onlineshop. Jetzt rückte die Polizei mit einem Großaufgebot bei ihm | |
| an. | |
| Renate Künast und Internet-Beleidigungen: Nicht alles aushalten müssen | |
| Im Streit über Internet-Hass rügt das Bundesverfassungsgericht Berliner | |
| Gerichtsbeschlüsse. Man habe die Persönlichkeitsrechte nicht genug | |
| geschützt. |