# taz.de -- Golfplätze in Dürrezeiten: Yellows statt Greens! | |
> Bei Dürre sollten Golfclubs unter den Ersten sein, die den Wasserhahn | |
> zulassen müssen. Golfen lässt sich auch, wenn das Gras nicht grün ist. | |
Bild: Auch am „Sandbunker“ sieht man: Ein Golfball braucht nicht immer grü… | |
Wasser sparen? Für Berlins drei große 18-Loch-Golfplätze ist das von den | |
zuständigen Behörden bislang nicht wirklich vorgesehen. Mit 270.000 | |
Kubikmeter dürfen die drei Anlagen jährlich ihre Grünflächen wässern – d… | |
ist fast ein Promille, also ein Tausendstel, der Gesamtmenge, die die | |
Berliner Wasserbetriebe 2022 stadtweit verkauft hat. Nachzulesen ist das in | |
einer Antwort der Senatsverwaltung für Umwelt auf eine [1][Anfrage der | |
Linkspartei-Abgeordneten Gennburg und Kocak, über die die taz berichtete]. | |
Was im Überfluss okay sein kann, ist in immer häufiger werdenden | |
Dürrezeiten – und so sind zunehmend auch die gegenwärtigen Wochen zu werten | |
– ganz anders zu betrachten. Bevor etwa Kleingärtner ihr Gemüse nicht mehr | |
wässern dürfen, muss Schluss sein mit einer Bewässerung, die in der Regel | |
dem Spaß einer betuchten Elite dient. | |
Dabei geht es nicht darum, klassenkämpferische Reflexe auszuleben wie es | |
bei Gennburg anzunehmen ist, die die Situation gegenüber der taz wie folgt | |
kommentierte: „„Golfplätze sind so überflüssig wie Privatjets.“ Dem mu… | |
man nicht wirklich folgen. Immerhin sind auch Golfplätze Grünflächen und | |
können zum Naturschutz beitragen. Die Senatsverwaltung für Umwelt verweist | |
dazu in ihrer Antwort darauf, dass eine der drei Großanlagen, der [2][Golf- | |
und Land-Club Berlin-Wannsee e.V.], wiederholt das Zertifikat „Golf & | |
Natur“ des Deutschen Golf-Verbands in Gold erhalten habe. | |
## Jede Gruppe hat ihre Uniform | |
Man muss Golfen nicht mögen und auch nicht die spezielle Bekleidung derer, | |
die da Bälle schlagen – wenn selbst Kinder und Jugendliche dabei | |
einheitlich in Polohemd und karierter Hose herumlaufen, kann das skurril | |
wirken. Aber letztlich hat jede Gruppe ihre Uniform, die Golfer wie die | |
Antifa, die mehrheitlich in schwarz gekleidet wahrzunehmen ist und auch bei | |
bedecktem Himmel gern Sonnerbrille und Käppi trägt. | |
Viel bedeutsamer ist, dass der tatsächliche Wasserverbrauch der Golfanlagen | |
nur sehr sporadisch kontrolliert wird: Laut Antwort der Senatsverwaltung | |
passierte das zuletzt im März beziehungsweise Juli 2019, also vor vier | |
Jahren. Selbst wenn die zulässigen Mengen eingehalten wurden und werden, | |
was hier gar nicht bestritten werden soll: Zusammen 270.000 zulässige | |
Kubikmeter – ein Kubikmeter sind 1.000 Liter – erscheinen überdimensioniert | |
angesichts eines Berliner Gesamtverbrauchs von rund [3][215 Millionen | |
Kubikmetern im Jahr 2022]. | |
Golfplätze sollten unter den ersten sein, denen der Senat in Dürrezeiten | |
vorgibt, den Wasserhahn geschlossen zu halten – ein Schritt, der einerseits | |
nötiges Wasser schützt, andererseits den Golfern nichts von ihrem Sport | |
nimmt. Abschlag mit großer Wucht und schwerem Eisen, den Ball aus dem hohen | |
Gras weiter treiben, ihn schließlich in die sehr kurz gemähten | |
Schlussregion um das jeweilige Loch zu bringen und dann eben einzulochen, | |
dazu braucht es im Grundsatz kein tiefgrünes, regelmäßig bewässertes Gras. | |
Ein Golfball rollt vielleicht anders, aber dennoch auch über Gras, das wie | |
in jedem Park auch eine gelbliche Farbe angenommen hat. | |
Das sollte zumutbar sein und auch nicht damit kompensiert werden, dass das | |
angegilbte Gras grün eingefärbt wird, [4][wie in den USA schon geschehen]. | |
Selbst wenn die Farbe umweltverträglich sein sollte: Auch sie muss mit | |
Energieaufwand produziert werden, zurück bleiben geelerte Behälter. | |
## Den Farbwechsel akzeptieren | |
Nein, in Dürrezeiten gilt es schlicht, den Farbwechsel im Laufe des Jahres | |
zu akzeptieren und sämtliche Bemühungen darauf zu verwenden, den | |
Klimawandel zumindest zu verlangsamen. Dass aus gelbem Gras immer wieder | |
grünes werden kann, ist jedes Jahr etwa auf der seit langenm extremer Hitze | |
ausgesetzter Mittelmeerinsel Sardinien zu erleben, wo sich die Landschaft | |
im Hochsommer gelblich-braun darstellt – um im nächsten Frühjahr wieder | |
grün daherzukommen. | |
Der einzige, für den der Bewässerungsstopp beim Golfen eine konkrete Folge | |
hätte, ist der bislang so genannte Greenkeeper, also der, der sich um den | |
Rasen des Golfplatzes kümmert. Der müsste dann vielleicht zeitweise den | |
Titel „Yellowkeeper“ tragen. | |
17 Jun 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Wasserpolitik-in-Berlin/!5940472 | |
[2] https://www.gvbb.de/hauptstadt-golf/informationen-zu-den-golfclubs/golf-und… | |
[3] /Bilanz-2022-der-Berliner-Wasserbetriebe/!5924672 | |
[4] https://www.kicker.de/augusta_gefaerbtes-gras-overalls-und-sauerbraten-7465… | |
## TAGS | |
Dürre | |
Golf | |
Sponsoring | |
Golf | |
Kolumne Eingelocht | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Wassermangel | |
Entwicklungszusammenarbeit | |
KPÖ | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Sport und fossile Industrie: Grüne Prosa | |
Klimaschutz bei der Formel 1? Der Sport präsentiert sich gern als | |
umweltbewusst und wirbt zugleich massiv für fossile Energieunternehmen. | |
Wohnungsnot in Berlin: Wohnen statt golfen | |
Grüne fordern, Golfplätze zur Wohnbebauung zu nutzen statt das Tempelhofer | |
Feld. Die Golfplätze im Eigentum des Landes Berlin umfassen 72 Hektar. | |
Golf-Spektakel in Rom: Mit Briten im EU-Team | |
Es ist wieder Zeit für den Ryder Cup der Golfer. Der Wettbewerb zwischen | |
USA und Europa hat vorab finanziell und politisch für einige Aufregung | |
gesorgt. | |
Dürre in Deutschland: Wann wird’s wieder richtig nass? | |
Selbst wenn es kurz regnet, die Böden bleiben ausgetrocknet. In manchen | |
Regionen ist es dramatisch. Sechs Fragen und Antworten zur Dürre. | |
Wasserpolitik in Berlin: Golfplätzen den Hahn zudrehen | |
Trotz Dürren und Wasserknappheit wird auf Berliner Golfplätzen das kostbare | |
Nass unkontrolliert verschwendet. Die Linke will das ändern. | |
Entwicklungszusammenarbeit mit Indien: Reines Wasser einschenken | |
Deutschland möchte Indien beim Wassermanagement unterstützen. Unterwegs mit | |
Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD). | |
KPÖ gewinnt in Salzburg: Golfen für alle | |
In der Festspielstadt Salzburg wurden die Kommunisten mit 22 Prozent | |
gewählt. Wie haben sie das geschafft? |