Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Golf-Spektakel in Rom: Mit Briten im EU-Team
> Es ist wieder Zeit für den Ryder Cup der Golfer. Der Wettbewerb zwischen
> USA und Europa hat vorab finanziell und politisch für einige Aufregung
> gesorgt.
Bild: Nachdenklich: Europa-Kapitän Luke Donald vor einer Übungsrunde
Der Ryder Cup ist das größte Spektakel, das das Profigolf der Männer
bietet. Alle zwei Jahre Mannschaftswettbewerb Europa–USA, kein Geld, keine
Weltranglistenpunkte, Duelle Mann gegen Mann, Teamspirit. Es den Rivalen
zeigen, hier diesen altkontinentalen Emporkömmlingen, dort den
transatlantischen Besserwissern. Das befeuert das Fieber dieses Events, das
heute in Rom beginnt.
Die besten 12 Spieler beider Kontinente, so war das immer. Anders in diesem
Jahr. Viele Kandidaten sind nicht startberechtigt. Sie haben ihre
Schlagkünste für Abermillionen an die Saudis verkauft, spielen
petrodollarsatt gepampert [1][auf der dortigen LIV-Tour] und sind deshalb
von den traditionellen Verbänden verbannt. So werden auf US-Seite
Serienmajorsieger wie Bryson DeChambeau, Dustin Johnson oder Patrick Reed
fehlen und auch Veteranen wie Sergio Garcia oder Paul Casey.
Die Besetzung der zwölfköpfigen Mannschaften obliegt den Teamkapitänen. Sie
berücksichtigen Geld- und Weltranglistenpositionen und sie haben je sechs
„Captain’s Picks“. Heißt: Freie Auswahl nach aktueller Form, nach Gefüh…
nach Wohlwollen. Wochenlang mischte sich die Öffentlichkeit, meist aus
nationaler Sicht, mit dringenden Vorschlägen ein.
Auch die deutsche Golfszene tat das. Gut, [2][der überewige Bernhard Langer
(66)] lässt auf der US-Seniorentour so manches Junggemüse immer noch alt
aussehen, aber allmählich ist er doch etwas zu angegreist für die 30 bis 40
Jahre jüngeren Haudraufs. Vom zweifachen Majorsieger Martin Kaymer, der
sein Gnadenbrot in der Saudi-Liga bekommt, spricht niemand mehr. Aber
unbedingt gehöre Newcomer Yannik Paul ins Team, wünschte sich der Deutsche
Golfverband. Erfolglos.
## Es wird gebrüllt und getobt
Gespielt wird bis Sonntag, es ist die 44. Auflage seit 1927. In den Marco
Simone Golf Club werden an die 50.000 ZuschauerInnen kommen. Kein
distinguiertes Golfpublikum, beim Ryder Cup wird gefeiert, gebrüllt, getobt
und im Chor gesungen. Das Europateam spielt unter EU-Flagge, angefeuert
wird mit „Europe, Europe“. Sogar eine Handvoll Briten ist dabei, ohne dass
die Brexiteers schäumen würden, selbst der Kapitän (Luke Donald) ist
Engländer.
Bis 1985 gewannen fast immer die US-Schwinger, danach triumphierte Europas
Team bei 12 von 18 Duellen. Titelverteidiger sind indes die USA [3][durch
einen vernichtend hohen 19:9-Sieg im Jahr 2021.]
Am Scharmützelsee in Bad Saarow bei Berlin, lange Kandidat für die erste
deutsche Ausrichtung des Ryder Cup, wird man gemischtgefühlig nach Italien
gucken. Die Römer hatten ihnen 2015 die Ausrichtung weggeschnappt: weil
italienische Sponsoren den Golfverbänden mehr versprachen, weil die (2017
verstorbene) Modezarin und Platzeignerin Laura Biagiotti die
Privatschatulle öffnete und vor allem weil Roms Regierung Steuerfreiheit
garantiert.
## Koepka trotz Bann dabei
Im US-Team ist LIV-Spieler Brooks Koepka trotz Bann dabei. Grund: Er durfte
zwar nicht mehr bei PGA Tour mitwirken, wohl aber, wie alle anderen, bei
den vier Majors dieses Jahres, weil es hier andere Regeln zur
Spielberechtigung gibt. Koepka spielte konstant stark, gewann sogar die PGA
Championship, also gab es die Nominierung.
Das Prinzip Erfolgsaussichten geht halt über das Prinzip Konsequenz. Bei
den US-Amerikanern streiten sie indes, ob Teamchef Zach Johnson zu Recht
den formfreien Justin Thomas berufen hat. Eifersüchteleien und schlechte
Stimmung im US-Team waren schon häufiger der Auslöser für Siege Europas.
Vorher setzt es immer gegenseitige Sticheleien. Der Ire Paul McGinley,
langjähriger Ryder Cupler, sagte der Süddeutschen Zeitung: „Die Arroganz
der Amerikaner hilft uns sehr.“ Europa-Kapitän Donald wechselte bei der
Frage nach den Stärken des Gegners feinen britischen Humor ein: „Die
US-Spieler haben einige großartige Sponsoren.“
29 Sep 2023
## LINKS
[1] /Der-grosse-und-der-kleine-Golfsport/!5931127
[2] /Bernhard-Langer-bei-den-Golf-Masters/!5583935
[3] /Ueberlegener-Ryder-Cup-Sieger-USA/!5800314
## AUTOREN
Bernd Müllender
## TAGS
Kolumne Eingelocht
Golf
Rom
American Pie
Kolumne Eingelocht
Kolumne Eingelocht
Kolumne Eingelocht
Dürre
Kolumne Eingelocht
## ARTIKEL ZUM THEMA
Rivalisierende Golf-Ligen: Gipfeltreffen der Golfer
Beim Masters in Augusta treffen die Stars von LIV-Tour und PGA-Tour
aufeinander. Über eine Zusammenarbeit der konkurrierenden Serien wird
nachgedacht.
Golfprofi und Wendehals Jon Rahm: Fahnenflucht zu den Saudis
Der Spanier Jon Rahm wird für etwa eine halbe Milliarde Euro auf der
saudi-staatlichen LIV Tour golfen. Zuvor gehörte er zu deren Kritikern.
Nachruf auf Golfansager Ivor Robson: Die Stimme des Golfsports
41 Jahre lang hat Ivor Robson bei den British Open die Ansagen gemacht. So
richtig gekannt hat ihn dennoch kaum jemand. Nun ist er gestorben.
Golf in Gatow: Schwungvoller Ansatz
Wie die Belegschaft der taz fast einmal in Berlin-Gatow golfen gegangen
wäre. Aber das kommt bestimmt noch. Oder?
Golfplätze in Dürrezeiten: Yellows statt Greens!
Bei Dürre sollten Golfclubs unter den Ersten sein, die den Wasserhahn
zulassen müssen. Golfen lässt sich auch, wenn das Gras nicht grün ist.
Sportswashing im Golfsport: Comeback der Kassierer
Wer für saudische Öl-Millionen auf der LIV-Tour Golf spielt, muss bei
regulären Turnieren draußen bleiben. Warum das beim Masters anders ist.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.