# taz.de -- Übung Air Defender: Luftspiele sind gestartet | |
> Am Montag hat das Manöver Air Defender begonnen. Geprobt wird für den | |
> Verteidigungsfall, ein Signal der Stärke soll gesetzt werden. | |
Bild: Wunstorf, Niedersachsen, 12. Juni: Aibus A400M der Luftwaffe überfliegen… | |
Berlin taz | Es soll [1][die größte Luftwaffenübung seit Gründung der Nato] | |
sein: Seit Montag läuft die Mission Air Defender 2023 über Deutschland. | |
Insgesamt 25 Nationen sind beteiligt, 250 Flugzeuge, laut Bundeswehr sind | |
rund 10.000 Soldat:innen im Einsatz, etwa 2000 Flüge sind geplant. | |
Deutschland ist eine Art Gastgeber für das Manöver, das heißt es handelt | |
sich nicht um eine Nato-Übung, sondern um eine „deutsch-geführte Übung“, | |
wie es heißt. | |
Der Zweck: Proben für den Notfall. Gemeint ist eine Situation, in der | |
Deutschland angegriffen wird und verteidigt werden müsste. In dem Szenario | |
versucht ein fiktives Bündnis aus dem Osten den Rostocker Hafen | |
einzunehmen. Es geht darum, den Einsatz von Spezialkräften zu testen, auch | |
unter der Bedingung, dass es zu Sabotageaktionen kommt, und im Ernstfall | |
ein Teil des Landes besetzt wäre. | |
Die Planungen für das Mega-Manöver begannen bereits 2018. Vier Jahre nach | |
der russischen Annexion der Krim – und damals ahnte niemand, dass 2023 | |
Russlands Krieg gegen die Ukraine bereits seit rund 1,5 Jahren laufen | |
würde. Nun ist die Lage eine andere und man ist auf allen Seiten bemüht, zu | |
betonen, dass bei der aktuellen Übung eine Provokation Russlands vermieden | |
werden soll. Die beteiligten Staaten und Einheiten wollen sich selbst | |
beweisen, wie verteidigungsfähig sie sind. | |
Der Chef der Deutschen Luftwaffe, Ingo Gerhartz, sagte bereits bei einer | |
Pressekonferenz in der vergangenen Woche, das keine eskalierende Wirkung | |
mit Blick auf Russland erzeugt werden soll. „Wir werden keine Flüge in | |
Richtung Kaliningrad unternehmen.“ Kaliningrad ist eine russische Exklave | |
an der Ostsee, die zwischen Litauen und Polen liegt. | |
## Signal für Stärke des Bündnisses | |
Bei der Vorstellung des Manövers hatte allerdings US-Botschafterin Amy | |
Gutmann durchaus den Namen des russischen Präsidenten Wladimir Putin | |
erwähnt. Aus ihrer Sicht ist das Manöver auch ein Signal für die Stärke des | |
Bündnisses. Dies würde jedes Staatsoberhaupt der Welt zur Kenntnis nehmen. | |
„Das schließt Herrn Putin ein“, so Gutmann. | |
Für Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Vorsitzende des Verteidigungsausschusses | |
im Bundestag, geht es bei der Übung darum, „so zu trainieren, wie man | |
arbeiten müsste, wenn aus dem Osten angegriffen würde“. SWR Aktuell sagte | |
die FDP-Politikerin: „Das ist keine Fiktion. Wir erleben seit 16 Monaten, | |
was in der Ukraine passiert.“ Verteidigungsexpertin Sara Nanni (Grüne) | |
äußerte sich ähnlich via Twitter: „Nur wer übt, was im Notfall gemacht | |
werden muss, kann sich sicher sein, es zu können.“ | |
CDU-Verteidigungsexperte Roderich Kiesewetter hob die große Verantwortung | |
für die Luftwaffe und die militärtechnischen Herausforderungen hervor. „Es | |
gibt bei einer Übung keinen konkreten Gegner – die Message geht aber an | |
Russland und Putin“, sagte Kiesewetter der taz. Zudem beinhalte die Übung | |
auch Elemente hybrider Kriegsführung, wie Desinformationskampagnen und | |
Kappung der Energieversorgung. „Beides wendet Russland an.“ | |
Außerdem, so Kiesewetter weiter, sei das Manöver auch ein Signal an China: | |
die NATO, nicht nur in Europa, sondern die USA und Partner im Indo-Pazifik, | |
stünden gegen diese Bedrohungen geschlossen zusammen. Derzeit ist noch | |
unklar, wie hoch die Kosten für das Manöver ausfallen. Aus Sicht des | |
CDU-Politikers müsse Sicherheit künftig finanziell mehr wert sein. | |
[2][Scharfe Kritik an der Luftwaffenübung] kam am Montag von der Linken. | |
Das Manöver sei eine neuerliche Manifestation der | |
Konfrontationsbereitschaft, aber kein Beitrag, den Krieg Russlands in der | |
Ukraine zu stoppen und damit das Leid der Ukrainerinnen und Ukrainer | |
schnellstmöglich zu beenden, erklärte der außenpolitische Sprecher der | |
Linksfraktion Gregor Gysi. Er bezweifele, dass mit dieser | |
Machtdemonstration der Superlative sonderlich Eindruck bei der russischen | |
Führung erweckt werde. | |
Die Flugzeuge starten von Standorten in Schleswig-Holstein, Bayern, | |
Rheinland-Pfalz und Niedersachsen, sowie in den Niederlanden und | |
Tschechien. [3][Auswirkungen auf den zivilen Luftverkehr] wollte man zwar | |
vermeiden. Am Flughafen Hamburg kam es aber zu Verspätungen bei einzelnen | |
Flügen. Die Übung läuft noch bis 23. Juni. Nachts und am Wochenende sollen | |
keine Flüge stattfinden. | |
12 Jun 2023 | |
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[1] /Nato-Truppenuebung-Air-Defender/!5939314 | |
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## AUTOREN | |
Tanja Tricarico | |
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