# taz.de -- Schuldenkompromiss im US-Kongress: Risiko-Abstimmung für McCarthy | |
> Der Kompromiss zwischen Biden und dem Sprecher des Repräsentantenhauses | |
> McCarthy nimmt eine Hürde. Aber rechte Republikaner und linke Demokraten | |
> sperren sich. | |
Bild: Für ihn steht innerparteilich viel auf dem Spiel: Kevin McCarthy, Chef d… | |
Washington dpa | Die Abstimmung über den [1][Kompromiss zum Abwenden einer | |
Staatspleite] der USA wird zur Bewährungsprobe für den republikanischen | |
Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy. Der zuständige | |
Ausschuss machte am Dienstagabend den Weg für ein Votum über die | |
parteiübergreifende Einigung in der Parlamentskammer frei – allerdings | |
stellten sich zwei der neun Republikaner in dem Gremium gegen das Vorhaben. | |
Über den Entwurf soll nun voraussichtlich an diesem Mittwochnachmittag | |
(Ortszeit) debattiert werden, im Anschluss steht eine Abstimmung an. | |
McCarthy sieht sich mit dem Widerstand radikaler Mitglieder seiner Partei | |
konfrontiert. | |
Der demokratische US-Präsident Joe Biden und McCarthy hatten die Einigung | |
am Wochenende besiegelt. Vorausgegangen waren wochenlange [2][zähe | |
Verhandlungen], die Biden sogar zur Absage von Auslandsreisen bewogen. Der | |
Entwurf muss so schnell wie möglich in beiden Kammern des Kongresses – also | |
erst dem Repräsentantenhaus und dann dem Senat – verabschiedet und vom | |
Präsidenten unterzeichnet werden, damit der US-Regierung das Geld nicht | |
ausgeht. US-Finanzministerin Janet Yellen hatte zuletzt gewarnt, die | |
Zahlungsunfähigkeit könnte am 5. Juni eintreten. | |
McCarthy ist zu Beginn des Jahres erst nach einem [3][historischen | |
Wahlchaos] von seiner Fraktion zum Vorsitzenden gewählt worden. Das hatte | |
seine Position enorm geschwächt. Er hatte bei der Wahl weitreichende | |
Zugeständnisse an eine kleine Gruppe Abgeordneter machen müssen. | |
Dazu zählt, dass künftig ein Abgeordneter im Alleingang ein | |
Misstrauensvotum gegen den Vorsitzenden des Repräsentantenhauses anstrengen | |
kann. Viele Republikaner vor allem der ultrakonservativen Vereinigung | |
[4][Freedom Caucus] brachten seit dem Wochenende ihren Unmut über die | |
Einigung mit den Demokraten zum Ausdruck. | |
Der Abgeordnete Dan Bishop brachte dann am Dienstag sogar ein | |
Misstrauensvotum gegen McCarthy ins Spiel. Andere radikale Parteimitglieder | |
gingen nicht ganz so weit – machten aber klar, dass sie gegen den | |
Gesetzentwurf stimmen wollten. Ihnen gehen die Einsparungen in dem | |
Kompromiss nicht weit genug. „Die Republikaner wurden von einem Präsidenten | |
überlistet, der seine Hose nicht finden kann“, ätzte die Republikanerin | |
Nancy Mace und spielte dabei auf das hohe Alter Bidens an. Weitere | |
Abgeordnete vom rechten Rand forderten ihre Parteikollegen auf, mit Nein zu | |
stimmen. | |
## Republikaner konnten einige Punkte durchsetzen | |
Dass der Gesetzentwurf in der Parlamentskammer scheitert, gilt als | |
unwahrscheinlich. McCarthys Republikaner haben dort zwar nur eine knappe | |
Mehrheit – der Vorsitzende dürfte aber auf die Stimmen etlicher Demokraten | |
zählen können. Dennoch steht für ihn viel auf dem Spiel. Er muss eine | |
möglichst breite Mehrheit in seiner Partei hinter sich versammeln, um nicht | |
völlig geschwächt aus der Abstimmung herauszugehen. Wäre er dabei auf | |
besonders viele Stimmen der Demokraten angewiesen, weil seine | |
Parteikollegen sich querstellen, ist eine parteiinterne Revolte nicht | |
ausgeschlossen. | |
„Dies wird der größte Schuldenabbau in der Geschichte sein“, pries die | |
Republikanerin und McCarthy-Vertraute Elise Stefanik am Dienstagabend in | |
einer Pressekonferenz die Einigung an. Aussagen dieser Art dürften vielen | |
Demokraten nicht schmecken. Es wird davon ausgegangen, dass etliche linkere | |
Demokraten gegen die Pläne votieren werden. Sie monieren etwa die | |
Einsparungen bei Sozialprogrammen, die der Kompromiss vorsieht. Einige | |
beharren auch auf dem Standpunkt, dass es Mehrheitsführer McCarthys Aufgabe | |
sei, die notwendigen Stimmen zusammenzubekommen. | |
Der Kompromiss soll den Umfang des Bundeshaushalts, den die Demokraten | |
unter Biden eigentlich vergrößern wollten, nun faktisch einfrieren. Dafür | |
würden die Budgets vieler Bundesbehörden und Ministerien angepasst. Die | |
Republikaner konnten auch durchsetzen, dass Empfänger bestimmter sozialer | |
Leistungen einen Job nachweisen müssen. Die Demokraten wollten die | |
staatlichen Einnahmen eigentlich durch die stärkere Besteuerung von Reichen | |
erhöhen. Dagegen stemmten sich die Republikaner. | |
31 May 2023 | |
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