| # taz.de -- Repräsentantenhaus billigt Schuldendeal: Die größte Hürde ist g… | |
| > Mit klarer Mehrheit stimmt das US-Repräsentantenhaus der Aussetzung der | |
| > Schuldenobergrenze zu. Widerstand kommt von ganz links und ganz rechts. | |
| Bild: Hat nur wenige Schrammen abbekommen: Republikaner-Sprecher Kevin McCarthy | |
| Washington dpa | Die USA sind einen großen Schritt weiter, um eine | |
| [1][drohende Zahlungsunfähigkeit des Staates] in letzter Minute abzuwenden. | |
| Das US-Repräsentantenhaus billigte am Mittwochabend (Ortszeit) einen | |
| Gesetzentwurf, mit dem ein Zahlungsausfall der Regierung verhindert werden | |
| soll. Eine parteiübergreifende Mehrheit in der Parlamentskammer stimmte für | |
| den Entwurf, mit dem die Schuldenobergrenze bis 2025 ausgesetzt werden | |
| soll, während zugleich die staatlichen Ausgaben in den kommenden zwei | |
| Jahren beschränkt werden. | |
| Nun muss der Senat dem Vorhaben noch möglichst rasch zustimmen, und | |
| Präsident Joe Biden muss das Gesetz unterzeichnen, damit der Regierung | |
| nicht das Geld ausgeht. Finanzministerin Janet Yellen hatte gewarnt, dies | |
| könnte am kommenden Montag eintreten. | |
| In den USA legt das Parlament in unregelmäßigen Abständen eine | |
| Schuldenobergrenze fest und bestimmt, wie viel Geld sich der Staat leihen | |
| darf. Diesmal artete das Prozedere aus in erbittertes parteipolitisches | |
| Gezerre und ideologische Grabenkämpfe zwischen Demokraten und | |
| Republikanern. Die Republikaner [2][verweigerten] eine Anhebung der | |
| Schuldenobergrenze und verlangten deutliche Kürzungen der staatlichen | |
| Ausgaben. | |
| Die Auseinandersetzung löste sowohl national als auch international große | |
| Sorgen aus: Denn ein Zahlungsausfall der weltgrößten Volkswirtschaft könnte | |
| eine globale Finanzkrise und einen wirtschaftlichen Abschwung auslösen. | |
| ## Mehr Demokraten als Republikaner stimmen zu | |
| Bidens Regierung und die Republikaner, die im Repräsentantenhaus eine | |
| knappe Mehrheit haben, hatten in den vergangenen Wochen in langen und | |
| schwierigen Verhandlungen um einen parteiübergreifenden Kompromiss | |
| gerungen. Biden und der republikanische Vorsitzende des | |
| Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, hatten schließlich am Wochenende | |
| einen [3][Deal] präsentiert. Mit dem Resultat sind viele Politiker sowohl | |
| bei Demokraten als auch bei Republikanern zwar unzufrieden, insbesondere am | |
| linken beziehungsweise rechten Rand der beiden Parteien. | |
| Angesichts der drohenden dramatischen Konsequenzen durch einen | |
| Zahlungsausfall versammelten sich jedoch Abgeordnete aus der Mitte beider | |
| Parteien hinter dem Deal und sorgten für eine nötige Mehrheit bei den | |
| Abstimmung – wenn auch zum Teil zähneknirschend. | |
| 314 Abgeordnete stimmten im Repräsentantenhaus für den Gesetzentwurf: 149 | |
| Republikaner und 165 Demokraten. Für McCarthy war das Votum eine wichtige | |
| Bewährungsprobe. Der Republikaner sah sich vorab mit dem Widerstand | |
| radikaler Mitglieder seiner Fraktion konfrontiert. McCarthy war erst zu | |
| Beginn des Jahres nach einem historischen Wahlchaos von seiner Fraktion zum | |
| Vorsitzenden der Kammer gewählt worden. Die Turbulenzen hatten seine | |
| Position sehr geschwächt. | |
| [4][McCarthy] versammelte bei dem Votum nun knappe zwei Drittel seiner | |
| Fraktion hinter sich – die Demokraten hatten dies als Latte angesetzt für | |
| den Anführer der Mehrheitsfraktion in der Kammer. Wie erwartet verweigerten | |
| zugleich Dutzende Republikaner dem Deal ihre Zustimmung: genau 71 | |
| Abgeordnete. Am Ende stimmten mehr demokratische als republikanische | |
| Abgeordnete für den Kompromiss und verhalfen dem Vorhaben damit zu einer | |
| satten parteiübergreifenden Mehrheit. | |
| ## Zufrieden ist eigentlich niemand | |
| Für Biden und McCarthy ist das zunächst ein Erfolg. Die noch immer | |
| beachtliche Zahl an republikanischen Abweichlern könnte McCarthy innerhalb | |
| seiner ohnehin zerrissenen Fraktion dennoch Diskussionen bescheren. Einer | |
| seiner Kritiker – der republikanische Abgeordnete [5][Dan Bishop], der | |
| zuletzt ein Misstrauensvotum gegen McCarthy ins Spiel gebracht hatte – | |
| schrieb nach der Abstimmung auf Twitter: „So sieht es aus, wenn das | |
| Einparteienkartell das amerikanische Volk verrät.“ | |
| Außerdem steht das Votum im Senat noch aus: Der demokratische | |
| Mehrheitsführer der Kammer, Chuck Schumer, sagte am Mittwochabend zu, den | |
| Entwurf dort möglichst schnell zur Abstimmung zu bringen, um der Frist | |
| eines drohenden Zahlungsausfalls am Montag zuvorzukommen. | |
| Bei der Debatte im Repräsentantenhaus brachten viele Abgeordnete beider | |
| Fraktionen ihre Unzufriedenheit zum Ausdruck und betonten, es handele sich | |
| keineswegs um eine perfekten, aber dennoch um einen notwendigen Kompromiss. | |
| Mehrere Demokraten mahnten, es gehe darum, das Land vor einem Desaster zu | |
| bewahren, das die Republikaner durch ihren Widerstand hinaufbeschworen | |
| hätten. Mehrere Republikaner betonten dagegen, der Entwurf sei der erste | |
| Schritt in die richtige Richtung, um das unkontrollierte Schuldenmachen im | |
| Land einzudämmen. | |
| McCarthy beklagte, ausufernde Ausgaben machten die USA auch abhängiger von | |
| ausländischen Schuldnern. „Die Ausgabensucht Washingtons fortzusetzen, ist | |
| sowohl unverantwortlich als auch einfach falsch“, mahnte er. Das neue | |
| Gesetz werde das nicht vollends verhindern. Es sei aber ein erster Schritt, | |
| „das Schiff zu wenden“. | |
| Der Kompromiss soll den Umfang des Bundeshaushaltes, den die Demokraten | |
| unter Biden vergrößern wollten, faktisch einfrieren. Dafür würden die | |
| Budgets vieler Bundesbehörden und Ministerien angepasst. Die Republikaner | |
| konnten auch durchsetzen, dass Empfänger bestimmter Sozialleistungen einen | |
| Job nachweisen müssen. Die Demokraten wollten die staatlichen Einnahmen | |
| eigentlich durch die stärkere Besteuerung von Reichen erhöhen. Dagegen | |
| stemmten sich die Republikaner. | |
| Einigen radikalen Republikanern gehen die Einsparungen in dem Deal nicht | |
| weit genug. Einige linke Demokraten wiederum beklagen die Kürzungen bei | |
| Sozialprogrammen. Und richtig zufrieden sind auch jene Moderaten in der | |
| Mitte nicht, die dem Deal am Ende zustimmten. | |
| Biden erklärte: „Keine der beiden Seiten hat alles bekommen, was sie | |
| wollte.“ Es handele sich um einen parteiübergreifenden Kompromiss. Das | |
| Repräsentantenhaus habe nun aber einen entscheidenden Schritt nach vorne | |
| gemacht, um einen Zahlungsausfall zu verhindern. | |
| 1 Jun 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Schuldenobergrenze-in-den-USA/!5936976 | |
| [2] /Schuldenkompromiss-im-US-Kongress/!5937910 | |
| [3] /Verhandlungen-zu-US-Schuldenobergrenze/!5937083 | |
| [4] /Schuldenkompromiss-im-US-Kongress/!5937910 | |
| [5] https://twitter.com/RepDanBishop/status/1664081083514716161 | |
| ## TAGS | |
| USA | |
| US-Haushalt | |
| US-Kongress | |
| Joe Biden | |
| Kevin McCarthy | |
| Republikaner | |
| US-Demokraten | |
| USA | |
| USA | |
| US-Haushalt | |
| US-Haushalt | |
| USA | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Haushaltsstreit in den USA: Showdown vor dem Shutdown | |
| Wegen interner Machtkämpfe der Republikaner droht die Schließung der | |
| Bundesbehörden. Bis Ende der Woche muss eine Einigung im Kongress her. | |
| Ende des US-Haushaltsstreits: Politikunfähigkeit als System | |
| Die Zahlungsunfähigkeit ist abgewendet, mit einem Kompromiss, der keinem | |
| gefällt. Wie lang wollen sich die USA diese Dysfunktionalität noch leisten? | |
| Schuldenkompromiss im US-Kongress: Risiko-Abstimmung für McCarthy | |
| Der Kompromiss zwischen Biden und dem Sprecher des Repräsentantenhauses | |
| McCarthy nimmt eine Hürde. Aber rechte Republikaner und linke Demokraten | |
| sperren sich. | |
| Verhandlungen zu US-Schuldenobergrenze: Biden gelingt Deal zum Haushalt | |
| Im Streit zwischen den Republikanern und Demokraten um den US-Haushalt ist | |
| eine Einigung in Sicht. Ein Stillstand des Landes könnte so abgewendet | |
| werden. | |
| Schuldenobergrenze in den USA: Einigung scheint in Sicht | |
| Nur noch wenige Tage, dann stünden die USA vor der Zahlungsunfähigkeit. | |
| Laut „New York Times“ soll nun die Schuldenobergrenze für zwei Jahre | |
| angehoben werden. |