Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Immobilienspekulation in Berlin: Am Ende trägt die Stadt das Risiko
> Mit dem Verkauf seines Hochhausprojekts am Alex beweist Signa, dass
> Investor:innen keine verlässlichen Partner:innen für Stadtentwicklung
> sind.
Bild: Signa verkaufte die Galeria Filiale am Alex samt Hochhausprojekt „Mynd�…
Großspurig als ein „neues Wahrzeichen“ bezeichnete der Immobilienkonzern
Signa sein Hochhausprojekt „Mynd“ am Alexanderplatz. Um Platz für den 134
Meter großen Büroturm zu schaffen, riss das Unternehmen sogar einen Teil
der Galeria-Filiale ab.
Doch nun teilte Signa am Montag mit, die Immobilie samt Warenhaus an einen
Commerzbank-Fonds verkaufen zu wollen – obwohl es bis zur Fertigstellung
des Hochhauses noch ein paar Jahre dauern wird. Mit dem Verkauf lagert
Signa die Risiken eines immer stärker kriselnden Immobilienmarkts geschickt
aus – nicht nur auf den Käufer, sondern vor allem auf die Stadt.
Über die tatsächlichen Gründe des Verkaufs lässt sich nur spekulieren –
Signa hat sich zum Verkauf bislang noch nicht öffentlich geäußert –, doch
ein entscheidender Grund dürfte die derzeit angespannte Situation am
Immobilienmarkt sein.
Expert:innen gehen davon, [1][dass die Zeiten, in denen sich
Immobilienpreise ausschließlich nach oben entwickeln, endgültig vorbei
sind.] Dazu kommen explodierende Baukosten und steigende Zinsen, die
Projektfinanzierung schwerer machen.
## Unkalkulierbare Risiken
Der Verkauf der Immobilie aus Signas auf Filetstücke spezialisierten Sparte
„Primeselection“ deutet darauf hin, dass das Unternehmen selbst nicht mehr
damit rechnet, dass sich der Wert des Gebäudes in Zukunft noch deutlich
steigern lässt. Statt die Risiken des schwankenden Marktes zu tragen, sackt
das Unternehmen in bester Spekulant:innen-Manier die Gewinne ein und macht
sich aus dem Staub.
Sollten jetzt noch unerwartete Schwierigkeiten auftreten, wie etwa beim
benachbarten Hochhausprojekt Covivio, [2][bei dem seit der Absenkung des
Tunnels der U2 Baustopp ist], oder dem Monarch-Tower, der es aufgrund von
Finanzierungsschwierigkeiten nicht über das Stadium der Baugrube hinaus
geschafft hat, wäre das zwar tragisch für alle Berliner:innen. Signa
kümmert es aber nicht mehr.
Besonders bitter ist der Verkauf für den Senat. Die Stadtregierung hatte
dem Unternehmen im Zuge der Galeria-Insolvenz 2020 in einer
Absichtserklärung das Baurecht für die Signa-Projekte am Alexanderplatz,
Hermannplatz und Kurfürstendamm erst ermöglicht und somit die Grundlage für
den Verkaufsgewinn geschaffen. [3][Im Gegenzug hatte Signa mehrjährige
Standortgarantien für vier Galeria-Filialen zugesagt]. Signa beteuerte
immer wieder, mit den Bauprojekten auch die Warenhausfilialen
„zukunftsfähig“ machen zu wollen. Nun gehört die Galeria-Filiale mitsamt
angebautem Hochhaus der Commerzbank. Ob und wie lange die neue Eigentümerin
die Filiale weiterbetreiben will, liegt nun nicht mehr in Signas Hand.
Der neue Senat muss aus dem Verkauf nun endlich die Lehre ziehen, dass
zwielichtige Investor:innen keine verlässlichen Partner für eine
gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung sind.
13 Jun 2023
## LINKS
[1] /Spekulation-mit-Immobilien/!5925353
[2] /U-Bahn-Chaos-in-Berlin/!5911573
[3] /Galeria-Karstadt-Kaufhof-Insolvenz/!5918811
## AUTOREN
Jonas Wahmkow
## TAGS
Signa
Schwerpunkt Gentrifizierung in Berlin
Immobilienspekulation
Signa
Signa
Wohnungsmarkt
BVG
Lesestück Recherche und Reportage
Karstadt
U-Bahn Berlin
## ARTIKEL ZUM THEMA
Signa-Pleite in Berlin: Krise ohne Konsequenzen
Der Senat reagiert kaum auf die Pleite des Signa-Immobilienkonzerns.
Stattdessen hofft Schwarz-Rot auf neue Investoren.
Immobilienkonzern in der Krise: Senat glaubt an Signa
Der Immobilienriese und Galeria-Eigentümer stoppt alle Bauprojekte in
Berlin. Der Senat hält an den Planungen am Hermannplatz und Ku’damm fest.
Wohnungsmarkt in der Krise: Die Schlinge zieht sich zu
Auf die Immobilienkrise reagieren Wohnungskonzerne mit Mieterhöhungen.
Dagegen könnte Vergesellschaftung helfen, Finanzsenator Evers (CDU)
schließt das aber aus.
Berliner U-Bahn-Verkehr: Ungewisse Zukunft für die U2
Planmäßig soll der abgesackte U-Bahn-Tunnel am Alexanderplatz im August
wieder öffnen. Vielleicht sind die Schäden sogar viel größer als gedacht.
Spekulation mit Immobilien: Das Spiel mit der Aufwertung
Signa-Gründer René Benko kauft gern Kaufhäuser in Innenstadtlage. Das
Kaufhausgeschäft interessiert dabei wenig, es geht um den Wert der
Immobilien.
Galeria-Karstadt-Kaufhof Insolvenz: Von Anfang an ein schlechter Deal
Die Schließung zweier Filialen im Zuge der Warenhausinsolvenz wirft ein
zweifelhaftes Licht auf den Deal des Senats mit der Eigentümerin Signa.
U-Bahn-Chaos in Berlin: U2 am Alex bis Sommer unterbrochen
Frühestens „Ende der Sommerferien“ soll der havarierte U-Bahn-Tunnel
repariert sein. Jetzt geraten auch andere Hochhauspläne in die Kritik.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.