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# taz.de -- Berliner U-Bahn-Verkehr: Ungewisse Zukunft für die U2
> Planmäßig soll der abgesackte U-Bahn-Tunnel am Alexanderplatz im August
> wieder öffnen. Vielleicht sind die Schäden sogar viel größer als gedacht.
Bild: Der Blick auf eine verstärkte Tragesäule im U2-Tunnel am Alexanderplatz
Berlin taz | Die Schäden am abgesackten U-Bahn-Tunnel der U2 am
Alexanderplatz könnten deutlich größer sein als ursprünglich angenommen.
BVG-Pressesprecher Jannes Schwentu bestätigte am Mittwoch gegenüber der
taz, dass Wasser von der Decke des Bahnhofs der U5 tropft, der unter dem
beschädigten U2-Tunnel liegt.
Bereits am Montag vermuteten Medienberichte, die sich auf Insider beriefen,
der Wasserschaden sei ein Zeichen dafür, dass die hervorgerufenen Setzungen
des Erdreichs den Tunnel der U2 irreparabel beschädigt hätten.
Hervorgerufen wurden die Schäden vermutlich durch die Baugrube der
benachbarten Hochhausbaustelle des Immobilienunternehmens Covivio.
Demnach könnte sowohl die Unterseite als auch die Verbindungsfuge zur U5
komplett gebrochen sein, [1][zitiert das ND einen Insider]. Dadurch könne
Grundwasser ungehindert in den Bahnhof der U5 sickern. Eine schnelle
Reparatur des Tunnels sei demnach nicht durchführbar, im schlimmsten Fall
müsse der gesamte Bahnhof der U2 abgerissen und neu gebaut werden, so der
Insider.
Die BVG lehnte eine Stellungnahme zu den Einschätzungen mit Hinweis auf die
laufenden Untersuchungen ab. „Die Ursachenklärung und die Ermittlung von
Reparaturmaßnahmen laufen“, sagt BVG-Sprecher Schwentu, „der U-Bahnbetrieb
oder die allgemeine Sicherheit sind durch den Wasserschaden nicht
beeinträchtigt.“
Auch Covivio, die derzeit für die BVG die laufenden Reparaturmaßnahmen am
Tunnel der U2 durchführt, beschwichtigt: „Der Zustand des Tunnels wird
regelmäßig durch Gutachter und Sachverständige geprüft“, sagt
Pressesprecherin Barbara Lipka gegenüber der taz. Sowohl BVG als auch
Covivio schätzen den Verlauf der Reparaturarbeiten als „planmäßig“ ein u…
rechnen weiterhin mit einer Wiedereröffnung der Strecke im August.
## Teilstrecke seit Anfang Oktober gesperrt
Seit Anfang Oktober 2022 die Sensoren des U-Bahnhofs eine Absenkung des
Tunnels von über drei Zentimetern registrierten, ist ein Teil der Strecke
gesperrt. Auf der ansonsten vielbefahrenen Linie gibt es zwischen den
Bahnhöfen Senefelderplatz und Klosterstraße nur noch einen Pendelverkehr im
15-Minuten-Takt.
Im Januar stellten der Senat, die BVG und Covivio ihren Plan vor, den
beschädigten Bahnhof zu reparieren. So soll [2][durch Betoninjektionen] der
Tunnel schrittweise wieder angehoben werden. Obwohl das französische
Immobilienunternehmen bis heute keine rechtliche Verantwortung für den
Schaden übernimmt, ist es gemäß einer sogenannten „nachbarschaftlichen
Vereinbarung“ mit der BVG verpflichtet, für etwaige Schäden an den
U-Bahn-Anlagen aufzukommen, die im zeitlichen Zusammenhang mit den
Bauarbeiten auftreten.
Die Aussicht, dass die Reparaturen deutlich länger dauern und eventuell
auch die U5 betreffen könnten, sorgt besonders bei der Opposition für
Empörung. „Sollte sich der Verdacht bestätigen, steht Berlin vor einem
verkehrspolitischen Super-GAU“, sagte [3][die verkehrspolitische Sprecherin
der Grünen Antje Kapek] in einer Pressemitteilung am Mittwoch. Es sei nicht
hinnehmbar, dass private Investoren mit riskanten Bauvorhaben die Mobilität
von hunderttausenden Berliner:innen einschränken würden.
## Mehrere Investoren in der Kritik
Im Fokus der Kritik steht dabei nicht nur Covivio, sondern auch andere
Investor:innen, die derzeit in Berlin Großprojekte über
U-Bahn-Infrastruktur bauen. So baut der österreichische Investor Signa nur
wenige hundert Meter weiter über der U8 ein 130 Meter hohes Hochhaus. Auch
Signas aufwendiger Karstadt-Neubau am Hermannplatz könnte zu einer
Absenkung der U8 führen, fürchtet die BVG. Die Verkehrsbetriebe fordern
deshalb schon seit Monaten von den Investor:innen, die Risiken bei den
Planungen besser zu berücksichtigen.
Absenkungen des Erdreichs, sogenannten Setzungen, kann zwar durch
verschiedene technische Maßnahmen vorgebeugt werden, ganz ausgeschlossen
werden können sie in einer dichtbebauten Umgebung wie Berlin allerdings
nie. „Keine Hochhäuser auf U-Bahnen, Punkt“, wiederholte Katalin Gennburg,
Sprecherin für Stadtentwicklung der Linksfraktion, ihre Forderung nach
einem kompletten Bauverbot von Großprojekten auf kritischer Infrastruktur.
14 Jun 2023
## LINKS
[1] https://www.nd-aktuell.de/artikel/1173890.berlin-u-bahnlinie-u-groessere-sc…
[2] /Sanierung-der-U-Bahnstation-am-Alex/!5922560
[3] https://antje-kapek.de/
## AUTOREN
Jonas Wahmkow
## TAGS
BVG
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Hochhaus
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Signa
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