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# taz.de -- Deutscher Minister Pistorius in Indien: Rüstungsgeschäfte mit Neu…
> Verteidigungsminister Pistorius besucht Indien. Das gibt sich im
> Ukrainekonflikt neutral, doch der Westen wirbt um die Regionalmacht.
Bild: Indisches U-Boot vor Mumbai: Indien will seine schrumpfende Unterwasserfl…
Mumbai/Berlin taz | Bundesverteidigungsminister [1][Boris Pistorius (SPD)]
ist nur Nummer zwei. Am Montagabend wird er zu einem zweitägigen Besuch in
Indien erwartet. In Neu-Delhi trifft er seinen indischen Amtskollegen
Rajnath Singh. Bereits am Montag traf Singh US-Verteidigungsminister Lloyd
Austin. Pistorius, der durch die Indopazifikregion reist, hielt sich zu
diesem Zeitpunkt noch in Jakarta auf.
Pistorius’ erste Reise nach Süd- und Südostasien begann am vergangenen
Freitag und endet am Donnerstag in Mumbai. Beim Treffen mit Rajnath Singh
wird sich voraussichtlich viel um ein Abkommen zur Lieferung
konventioneller U-Boote für die indische Marine drehen. Generell geht es um
die Stärkung der Rolle beider Länder im Indopazifik sowie die künftige
Verteidigungszusammenarbeit.
Die Bundesregierung hat sogenannte Indopazifik-Leitlinien erarbeitet, die
ein stärkeres Engagement Deutschlands in der wirtschaftlich und strategisch
wichtigen Region vorsehen. Während des Besuchs wird Pistorius
voraussichtlich einige Start-up-Unternehmen aus dem Verteidigungsbereich
auf einer Veranstaltung in Neu-Delhi treffen, hieß es in Medienberichten.
Deutschland sucht Alternativen zu China, die Stichworte lauten
Diversifizierung und De-Risking.
Am Mittwoch reist Pistorius in die Finanzmetropole Mumbai, besucht das
Hauptquartier der Marine und die Werft Mazagon Dock Shipbuilders Limited.
Seit dem Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Neu-Delhi im
vergangenen Februar wird über ein mögliches Joint Venture für die
Produktion von U-Booten mit Deutschland spekuliert. Indien möchte seine
schrumpfende Unterwasserflotte stärken.
## Strategisch wichtiger Partner
Konkret geht es um den Kauf von sechs U-Booten im Wert von insgesamt 4,9
Milliarden Euro. Zu den verbliebenen zwei Bietern gehört auch das deutsche
Unternehmen ThyssenKrupp Marine Systems. Kürzlich berichteten indische
Medien, dass ThyssenKrupp im westindischen Pune ein neues
Technologiezentrum mit den Schwerpunkten künstliche Intelligenz und
Cloud-Computing eröffnet hat.
Mit Russland hatte Indien bereits ein Joint Venture, „Indo-Russia Rifles
Private Limited“, für die Produktion von Kalaschnikow-Gewehren gegründet.
Delhi zielt darauf ab, neue Produktionen ins eigene Land zu verlagern und
Arbeitsplätze zu schaffen. Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums
bestätigte am Montag in Berlin, dass die Zusammenarbeit in Rüstungsfragen
mit Indien natürlich auch beim Besuch des Ministers auf der Tagesordnung
stehe. Konkrete Abschlüsse seien aber nicht zu erwarten.
Zurzeit wird Indiens Armee vor allem von Russland aufgerüstet, wobei
modernere Ausrüstung zunehmend aus dem Westen stammt. Und die ist teurer.
Für Schlagzeilen sorgte 2015 ein Deal mit Frankreich über den Kauf von 36
Rafale-Kampfjets. Doch das Bedürfnis Indiens, sich aus der Abhängigkeit von
Russland zu lösen, trifft auf das Bestreben des Westens, das traditionell
blockfreie Land auf die eigene Seite zu ziehen. Das hat sich seit dem
russischen Angriff gegen die Ukraine [2][auf beiden Seiten verstärkt],
obwohl Indien offiziell neutral bleibt und sich in der UN-Vollversammlung
bei der Verurteilung des russischen Angriffskriegs enthalten hat.
Dennoch meint SPD-Außenexperte Nils Schmid gegenüber der taz: „Es ist gut,
dass Boris Pistorius weitere Kooperationen im militärischen Bereich
auslotet.“ Indien sei ein strategisch wichtiger Partner mit einer aktiven
Rolle in der Region und einem kritischen Verhältnis zu China. „Wir sind
offen für eine weitere Zusammenarbeit mit Indien im Rüstungsbereich“, sagte
Schmid, wobei jede Entscheidung im Einzelfall geprüft werden müsse.
Nach Pistorius besucht Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) Indien.
Sie ist dann schon Nummer drei in der Reihe der westlichen Staatsgäste. Bei
den Gesprächen von Ministerin Schulze in Indien werde der gemeinsame
Einsatz für Nachhaltigkeit ein zentrales Thema sein, so eine
Ministeriumssprecherin am Montag. Außerdem wird Schulze zum G20-Treffen der
Entwicklungsminister:innen im nordindischen Varanasi erwartet.
5 Jun 2023
## LINKS
[1] /Waffenkaeufe-fuer-die-Bundeswehr/!5930873
[2] /Indiens-Reaktionen-auf-Putins-Krieg/!5838065
## AUTOREN
Natalie Mayroth
Anna Lehmann
## TAGS
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Indien
Boris Pistorius
Rüstungspolitik
Aufrüstung
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Ringen
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