# taz.de -- Deutsche Bahn provoziert neue Streiks: Riskantes Spielchen | |
> Dass der Bahnvorstand vorerst weitere Verhandlungen mit der | |
> Eisenbahngewerkschaft EVG ablehnt, ist inakzeptabel und | |
> verantwortungslos. | |
Bild: Der Hauptbahnhof in München während des Streiks am 21. April | |
Es ist ein riskantes Spiel, das der Vorstand der Deutschen Bahn spielt – | |
auf Kosten von Millionen von Fahrgästen, die jetzt damit rechnen müssen, | |
dass in naher Zeit wieder der Zugverkehr in Deutschland streikbedingt | |
stillstehen wird. Weitere Verhandlungen mit der Eisenbahngewerkschaft EVG | |
davon abhängig zu machen, dass diese vorab von ihren Forderungen ablässt, | |
ist nicht nur ein völlig ungewöhnliches Vorgehen bei Tarifverhandlungen, | |
sondern zwingt die Gewerkschaft geradezu in den nächsten Ausstand. | |
Für einen Konzern in Staatsbesitz, dessen Image aufgrund seiner chronischen | |
Unzuverlässigkeit ohnehin schon arg angeschlagen ist, ist ein solches | |
Agieren inakzeptabel und verantwortungslos. | |
Dabei ist auch der EVG bewusst, dass ihre Kernforderung nach mindestens | |
monatlich 650 Euro in diesem Jahr nicht dem entspricht, was letztlich | |
machbar für sie sein wird. Wie groß in der Regel der Widerspruch zwischen | |
gewerkschaftlichem Anspruch und sozialpartnerschaftlicher Wirklichkeit ist, | |
haben in diesem Jahr bereits anschaulich die Tarifabschlüsse [1][im | |
öffentlichen Dienst] oder [2][bei der Deutschen Post] gezeigt. | |
Gleichwohl ist es verständlich, dass die EVG auch das jüngste Angebot der | |
Bahn zurückgewiesen hat. Denn es bleibt ausgerechnet für die Beschäftigten | |
in den unteren Lohngruppen, die am stärksten von den heftig gestiegenen | |
Lebenshaltungskosten betroffen sind, [3][deutlich dahinter zurück]. | |
Wenn sich der Bahnvorstand einerseits üppige Boni gönnen will – was der | |
Aufsichtsrat vorläufig ausgesetzt hat – und zudem noch [4][Prämien in | |
dreistelliger Millionenhöhe] an weitere Führungskräfte auszahlt, aber | |
andererseits einen Reallohnverlust denen zumuten will, die ihn am | |
schlechtesten verkraften können, dann kommt er seiner sozialen | |
Verantwortung nicht nach. | |
Statt neue Streiks zu riskieren, sollte sich die Konzernspitze endlich | |
bereitfinden, ernsthaft mit der Gewerkschaft zu verhandeln, wie hoch ein | |
Sockel- oder Festbetrag sein kann. Denn der würde besonders den | |
Niedrigverdienenden nützen. Das wäre gut für die Beschäftigten – und für | |
alle Bahnkund:innen. | |
31 May 2023 | |
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## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
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